Ich träume von einer Kirche,
die in Bewegung ist,
in Bewegung auf ihren Herrn zu:
Ich träume von einer Kirche,
die ihr Dach verliert und stattdessen
nur den Himmel über sich hat und die Wolken,
den Glanz der Sonne und das zarte Leuchten der Sterne bei Nacht.
Ich träume von einer Kirche,
die keinen Turm hat und keinen Turm braucht,
denn niemand braucht nach oben zu weisen,
das Licht des Himmels ist allen Augen sichtbar.
Ich träume von einer Kirche,
die keine Türen hat
und schon gar keine Schlösser an ihren Türen,
in die wir hineingehen können oder hinaus,
in voller Freiheit, weil das Innen und das Außen eins sind;
von einer Kirche, die niemanden aussperrt.
Ich träume von einer Kirche,
deren Wände sich auflösen und sich verlieren,
so, dass das Licht von allen Seiten eindringt;
von einer Kirche, in der Freiheit ist,
die sich selbst und ihre Grenzen und Wände
nicht wichtig findet;
die ihr Dach und ihre Wände und Pfeiler
dem Glanz des Himmels zum Opfer bringt.
Ich träume von einer Kirche,
die durchscheinend wie Glas ist
und noch mehr: von einer Kirche,
die so offen und so frei ist wie die Welt selbst.
Denn „Kirche“ ist doch wohl
nicht eine Institution in der Welt.
Sie ist vielmehr die Welt selbst,
soweit in ihr das Wort von Christus ergeht.
Jörg Zink, aus einem Vortrag auf einer Veranstaltung der ökumenischen
Basisgruppen action 365 anlässlich des 82. Deutschen Katholikentags 1982,
zuerst erschienen in »Themen des Glaubens«, Heft 29, Frankfurt/M., Verlag der action 365
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