Nach einer arbeitsreichen Woche auf einer Wanderung zur Ruhe und Besinnung kommen – das ist das Motto unserer liturgischen Nachtwanderungen. Bewegung, geistliche Impulse und Lieder verhelfen uns zu Entspannung und Erholung für Körper und Geist.
Schon mehrere Jahre in Folge finden sich mehr als 80 Frauen und zunehmend auch Männer ein, um sich für fünf Stunden auf den zwölf Kilometer langen Weg zu begeben. Beginnend mit einer Einführung in der evangelischen Konradskirche in Geradstetten (im Remstal bei Stuttgart) geht es den Berg hinauf über die St. Sebastian–Kirche in Buoch zur Kreuzeiche und über Gundelsbach den Berg hinab zur katholischen St. Michael–Kirche in Grunbach. Auf diesem Weg halten wir an fünf Stationen inne, um dann gestärkt und mit neuen Impulsen versehen das nächste Stück des Weges zu gehen.
Nach unserer Erfahrung ist es wichtig, folgende Punkte bei der Planung und Ausführung zu berücksichtigen:
Da wir eine ökumenische Veranstaltung anbieten, machen wir in evangelischen und katholischen Kirchen Station.
Wir wählen mit dem September eine Jahreszeit, in der es gegen 20.30 Uhr dunkel wird, und die Gefahr für Gewitter nicht so groß ist. Außerdem empfiehlt es sich, einen festen Termin zu wählen und diesen durchzuhalten; bei Andacht uns ist es der zweite Freitag nach den Sommerferien.
Der Weg ist autofrei und gut zu gehen, auch bei Dunkelheit und Regenwetter. Er liegt zumeist außerhalb der Ortschaften, um die nötige Ruhe beim Gehen und esonders in der Zeit des Schweigens zu finden. Die Länge des Weges trägt ganz entscheidend dazu bei, zum „Abschalten“ und zur Ruhe zu kommen.
Fackeln erhellen einen schwierigeren Teil des Weges und erzeugen zugleich eine ganz besondere Stimmung. Allerdings ist es ratsam, die Veranstaltung als Ganzes und die Verwendung der Fackeln im Besonderen mit dem zuständigen Förster abzuklären!
Das jeweilige Thema wird im Team entwickelt und passend zu einer Veranstaltung dieser Art ausgesucht. Dabei achten wir darauf, dass die Anzahl der Texte und Gedankenanstöße nicht zu groß ist. Ein Segen und ein Lied begleiten uns durchgängig, weitere Lieder und Texte kommen entsprechend dem Thema dazu.
Zur musikalischen Begleitung eignen sich Gitarre und Flöte. Das von uns so genannte „Begleitlied“ ist kurz und im Gehen gut zu singen. Bei der ersten Station eingeübt, kann es bald unterwegs auch auswendig gesungen werden. Die Lieder und der Segen sind auf ein handliches Liedblatt gedruckt, ebenso ein Opferprojekt, für das am Ende der Wanderung gesammelt wird.
Allgemeine organisatorische Hinweise zur Veranstaltung erhalten die Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung. Dazu gehören: die Vorstellung der Mitarbeiterinnen, die Kurzbeschreibung der gesamten Wegstrecke; die Möglichkeit zur Toilettenbenutzung; die Gelegenheit, unterwegs die Wanderung abzubrechen.
Sicherheitshalber sollten ausreichend Taschenlampen mitgenommen, aber nicht unbedingt benutzt werden. Helle Kleidung erleichtert die Erkennbarkeit im Dunkeln. Feste Schuhe geben Trittsicherheit. Regenwetter sollte kein Grund zur Absage der Veranstaltung sein!
Es empfiehlt sich, verantwortliche Mitarbeiterinnen am Anfang und am Ende der Weggemeinschaft zu platzieren und unterwegs immer wieder aufeinander zu warten, um die unterschiedliche Gehgeschwindigkeit auszugleichen.
Auf dem ersten Teil des Weges müssen die Teilnehmenden noch miteinander reden können; erst danach gelingt es, schweigend zu gehen. Dies muss aber deutlich erbeten werden: die Allermeisten lernen es schätzen!
Unterwegs bieten wir an einer der Stationen einen kleinen Imbiss in Form von asser, Brot, Trauben und Käsewürfeln an. Er wird vorab dort vorbereitet.
Bewährt hat sich bei uns inzwischen eine ausführliche Öffentlichkeitsarbeit über Einladungszettel, Zeitungsartikel und in verschiedenen Jahresprogrammen.
Um die Idee zu veranschaulichen, hier die beiden ersten Stationen aus unserer ersten liturgischen Nachtwanderung. Sie stand unter dem Thema „In der Stille der Nacht“, das inzwischen die allgemeine Überschrift für alle Nachtwanderungen ist. Sie können den Text / Teile des Textes auch für sich genommen verwenden – im Gruppenraum bleibend oder, zum Beispiel, indem Sie mit Ihrer Gruppe vom Treffpunkt (Station 1) aus einen kleineren Weg gehen und ihn mit der zweiten Station in Ihrer Pfarrkirche (oder an einem anderen geeigneten Ort) beenden.
Begrüßung und Organisatorisches (bzw. kleine Einführung für die Gruppe)
Pilgerlied: „Wo die Liebe wohnt, blüht das Leben auf“; alternativ könnten Sie das Lied „Starre nicht auf das, was früher war“ einüben (siehe S. 40 in dieser Arbeitshilfe) oder eines der bekannteren Lieder aus dem EG, z.B. „Erleuchte und bewege uns“ (EG 608 im landeskirchl. Liederteil der Ev. Kirchen Rheinland und
Westfalen, Lippische Landeskirche und Ev.-reformierte Kirche) oder „Bewahre
uns Gott“ (EG 171)
Hinweise zum meditativen Gehen: Wer sich auf einen Pilgerpfad begibt,
verlässt den Alltag mit seiner Hektik. Schritt muss vor Schritt gesetzt werden,
geduldig, abwartend, bedächtig.
Atemübung:
Spürt euren Atem
und versucht, ihn zu verbinden mit
dem Rhythmus eurer Schritte.
Wendet euch nach innen.
Stellt euch den eigenen Erfahrungen.
Wir achten auf unseren Atem:
wie er kommt und geht,
ohne dass wir es wollen.
Wir spüren unseren Atem.
Dabei nehmen wir keinen Einfluss auf ihn,
sondern nehmen nur wahr,
was unablässig
ohne unser Zutun in uns geschieht.
Wir versuchen wahrzunehmen,
wie in uns eine Kraft wirkt, die will,
dass wir atmen und leben.
Zum Leben gehört das Brot,
das lebendige Wasser
und die Frucht des Weinstocks.
Wir nehmen diese Symbole für Leben
mit auf unseren Weg.
Segen zum Aufbruch:
Segne uns, Gott,
und segne die Erde,
die unsere Füße trägt.
Und segne, Gott,
den Weg, den wir gehen.
Segne, Gott,
die Menschen,
die uns begegnen.
Amen.
Lied zum Aufbruch: gewähltes Pilgerlied
Musik
Die (erste) Strecke unseres gemeinsamen Weges haben wir zurückgelegt. Hier (in der Kirche) ruhen wir uns für kurze Zeit aus. Wir nehmen eine Wegzehrung zu uns, um danach gestärkt weitergehen zu können. Wir teilen Brot miteinander, erfrischen uns mit Wasser und genießen Weintrauben. Wir feiern ein Mahl der Stärkung und der Gemeinschaft. Alle sind zu dem Agape-Mahl herzlich eingeladen.
Meditation zum Mahl:
Du, Gott des Lebens,
rufst uns heraus:
aus dem auf viele Orte zerteilten Alltag
an deinen Tisch,
aus der Fessel unserer unterschiedlichen
Tagesabläufe
in einen Augenblick deiner Ewigkeit,
aus dem Gewirr von Anforderungen,
Aufgaben und Ansprüchen
vor dein Angesicht.
Jetzt – hier –
zur Ruhe gekommen vor dir,
feiern wir, was uns verheißen ist:
dein Reich,
die Gemeinschaft der Heiligen.
Unser zerrissenes Leben ist nicht alles.
Vor dir sind wir, was wir sein werden,
heil und ganz.
Darum danken wir dir für alles,
was lebensnotwendig ist.
(nach Hanne Köhler)
Lied: gewähltes Pilgerlied
Die Symbole des Weges: Brot, Wasser,
Trauben werden nach vorne gebracht.
Einladung zum Mahl:
Für das tägliche Brot
sorgen
und
für das Wasser des Lebens,
das ist, Leben in die Hand nehmen.
Das tägliche Brot
in viele Hände geben,
das Wasser
in viele Gefäße füllen,
das ist, aus einer Quelle schöpfen
So sorgt
Jesus Christus
mit uns
für gemeinsames Leben.
Heidi Rosenstock
Lied: Wenn das Brot, das wir teilen (EG 667); alternativ: Im Frieden dein (EG 222)
Gemeinsames Mahl:
Brot-Wort: Nimm hin das Brot, das dich
stärkt und dir weiterhilft auf deinem
Weg.
Sei du Brot für die Hungrigen, die dir
begegnen.
Gott segne dich!
Brot austeilen / Musik
Wasser-Wort: Nimm hin das Wasser, das
deinen Durst stillt und dich erfrischt für
deinen Weg.
Sei du Wasser für die Durstigen, die dir
begegnen.
Geh hin in Frieden!
Wasser austeilen / Musik
Trauben-Wort: Nimm hin die Frucht des
Weinstocks und genieße sie, damit du
froh deinen Weg gehen kannst.
Lade du andere zu froher Gemeinschaft
ein.
Geh deinen Weg getrost!
Trauben austeilen / Musik
Dankgebet:
Wir danken dir, guter Gott und Quelle
aller Güte.
Du hast uns eingeladen, und wir sind
gekommen.
Im Teilen von Brot und Weintrauben
und Wasser
sind wir mit dir und untereinander verbunden.
Es tut gut zu wissen,
wir sind nicht allein auf dem Weg.
Andere sind mit uns unterwegs.
In unserer Zuwendung zueinander
warst du selbst uns nahe.
Darum hilf uns
deine Freundlichkeit auszuteilen,
dein Lächeln zu verschwenden,
deinen Langmut im Herzen zu bewahren,
wenn wir weitergehen.
Amen.
Lied: „Wege gehen, Wege kommen“; alternativ z.B.: „Im Frieden dein“ (EG 222) oder „Dank sei dir Vater“ (EG 227, Str. 1,4-6)
Psalm 121 (Einheitsübersetzung):
Der Wächter Israels (Ein Wallfahrtslied)
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen:
woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er lässt deinen Fuß nicht schwanken,
er, der dich behütet, schläft nicht.
Nein, der Hüter Israels
schläft und schlummert nicht.
Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt
dir Schatten,
er steht dir zur Seite.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden
noch der Mond in der Nacht.
Der Herr behüte dich vor allem Bösen,
er behüte dein Leben.
Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst
und wiederkommst,
von nun an bis in Ewigkeit.
Segen:
Segne uns, Gott,
und segne die Erde,
die unsere Füße trägt.
und segne Gott,
den Weg, den wir gehen.
Segne, Gott, die Menschen
die uns begegnen. Amen
Lied: gewähltes Pilgerlied
Inzwischen liegen fünf vollständig ausgearbeitete Liturgische Nachtwanderungen vor:
1. In der Stille der Nacht:
Loslassen und Aufbrechen
Wegzehrung
Einen Weg gibt es
Innehalten – dem Ziel entgegen
Rückkehr nach Hause
2. Pilgerweg zu den vier Elementen:
Gottes Atem in allem
An deiner Quelle, Gott
Feuer, das erhellt
Jeder Teil dieser Erde
Wie schön sind deine Werke
3. Wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen:
Wurzeln, die mich tragen
Lebensringe, Zeichen des Wachstums
Früchte – Gaben Gottes an uns
Menschen
Jahreszeiten – Rhythmus des Lebens
Pflanzt den Baum der Hoffnung
4. In die Nacht, dem Tag entgegen:
Licht – Quelle des Lebens
Bei Anbruch der Nacht
Die Mitte der Nacht ist der Anfang
des Tages
Lichtblicke im Leben
Ein Licht geht uns auf
5. Steine auf dem Weg:
Steine im Leben
Der Stein in meiner Hand
Ein Stein fällt vom Herzen
Stolperstein – Stein des Anstoßes
Gott ist mein Fels
Das ausgearbeitete Material stellen wir gerne zur Verfügung. Sie können eine oder mehrere der Liturgischen Nachtwanderungen bestellen. Melden Sie sich per Email bei FW.MHoess@web.de
Um die Kosten für Kopien und Versand zu decken, bitten wir um einen Beitrag von
3 EUR pro bestellter Nachtwanderung. Sie können den Betrag überweisen auf das Konto: GKG Schorndorf – Frauenwerk, Kto-Nr.: 5 185 937 bei der KSK Waiblingen,
BLZ: 602 500 10
Marliese Walz ist 51 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Töchter. Sie ist Vorsitzende des Frauenwerks der Württembergischen Landeskirche und Mitglied im Vorstand der EFHiD. Gemeinsam mit Dorothea Bregenzer, Sigrid Erbes-Bürkle, Barbara Daxer, Inge Haase, Irene Kürtz und Gabriele Ulmer bereitet sie Liturgische Nachtwanderungen vor.
Die letzte Ausgabe der leicht&SINN zum Thema „Bauen“ ist Mitte April 2024 erschienen.
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