Ausgabe 2 / 2007 Material von Beratungsstelle Nitribitt e.V.

Irma, Tatjana und Conny

Von Beratungsstelle Nitribitt e.V.

Wie alt bist du, und wann hast du mit der Prostitution begonnen?
Irma:
Ich bin jetzt 50; es begann, als ich vor 30 Jahren in einer Kneipe arbeitete.
Tatjana: Jetzt bin ich 45, mit 17 habe ich angefangen. 1990 bekam ich einen Sohn, 3 Jahre schaffte ich noch ab und zu an.
Conny: Ich bin jetzt seit 11 Jahren dabei und habe mit 17 angefangen.

Wie bist du dazu gekommen, und welche Pläne hattest du damals?
Irma:
Ich bekam mein erstes eindeutiges Angebot von einem Gast in der Kneipe, das Geld war leicht und schnell verdient, so blieb ich dabei. Ich war noch sehr jung und hatte noch keine konkreten Pläne für mein Leben.
Tatjana: Ich kam durch eine etwas ältere Freundin mit dem Milieu in Kontakt. Rolex, Porsche und Goldketten faszinierten mich. Ich wollte damals die Beste werden, den allerschicksten Mann haben, mir Luxus und Urlaubsreisen leisten können.
Conny: Ich war total verliebt und er hat mich ziemlich schnell unter Druck gesetzt: Wenn du nicht anschaffen gehst, wird das nichts mit uns! Weil ich ihn behalten wollte, machte ich mit.

In welchen Bereichen hast du bisher gearbeitet?
Irma:
Nach den ersten Kontakten in der Kneipe entschied ich mich, auf dem Straßenstrich zu arbeiten. So konnte ich frei entscheiden, wann ich arbeiten wollte und wann nicht.
Tatjan: Ich habe hauptsächlich in Bars und Clubs, aber auch immer wieder gern in kleinen Landpuffs gearbeitet.
Conny: Ich war schon überall, aber jetzt bin ich schon länger im Puff in Bremen.

Wie ist dein Familienstand, und weiß deine Familie / wissen deine Freunde, was du arbeitest?
Irma:
Ich bin verheiratet und habe drei Kinder, der Jüngste ist jetzt 16. Meiner Großen habe ich es inzwischen erzählt, wodurch sich nichts an dem guten Verhältnis zwischen uns verändert hat. Mein Mann weiß es sowieso und kommt gut damit klar. Unsere Freunde wissen es nicht.
Tatjana: Bin allein erziehende Mutter, 1997 bekam ich noch eine Tochter. Gerade habe ich einen sehr netten Mann kennen gelernt – mal gucken. Meine Familie wusste es von Anfang an, sie fanden es zwar nicht toll, haben mir aber gesagt, dass sie immer für mich da sind, wenn ich mal Probleme kriegen sollte. Auch meine Freunde wussten immer, was ich mache. Da ich diese Arbeit ja jetzt nicht mehr mache, habe ich mit den Kindern noch nicht darüber gesprochen. Irgendwann werde ich es ihnen aber sagen.
Conny: Ich habe einen festen Freund, der selbst auch arbeitet und mit meinem Job umgehen kann. Alle meine Freunde und Verwandten wissen, was ich mache.

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Irma:
Mein Mann hat, nach vielen Jahren des Wechsels zwischen Arbeitslosigkeit und sehr schlecht bezahlten Jobs, endlich vor zwei Jahren eine dauerhafte, gut bezahlte Arbeitsstelle gefunden. Wir haben uns ein Haus auf dem Land gekauft, und ich bin dabei langsam auszusteigen.
Tatjana: Zurzeit habe ich einen 1-Euro-Job in einer Kindergruppe und hoffe, dass ich darauf etwas aufbauen kann. Einen Partner hätte ich schon gern, vielleicht wird es ja was mit meinem neuen Bekannten.
Conny: Viel Geld verdienen, um möglichst früh aufhören zu können.

Interview: Beratungsstelle Nitribitt e.V., Bremen; vgl. Beitrag „Familie, Freunde, Kinder, Beruf“ (Printausgabe S. 56ff)

Ausgabenarchiv
Sie suchen eine Ausgabe?
Hier entlang
Suche
Sie suchen einen Artikel?
hier entlang