Ausgabe 1 / 2018 Artikel von Ruth Heß

Kirchenjahr für alle

Einfach feiern - in wechselnden Geschlechterperspektiven

Von Ruth Heß

Was wäre das Leben ohne Fest- und Feiertage? Sie geben dem Leben Rhythmus und dem Alltag Farbe. Sie schaffen Freiraum für das, was das Leben reich macht: Genuss, Entspannung, Beziehungspflege, Kreativität, Zeit zum Nachdenken, zweckfreie Lebensfreude…

Hierzulande orientieren sich die meisten gesetzlichen Feiertage am Kirchenjahr. Aber was den einen lieb und teuer ist, kann in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft für andere zur Provokation werden. Davon zeugen der wiederkehrende Streit um das Tanzverbot am Karfreitag oder die Debatte um den freien Reformationstag für Norddeutschland.

Und es stimmt ja: Die Feiertage bescheren allen einen freien Tag, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit – sie konfrontieren aber auch alle ungefragt mit einem Stück Christentum. Wenn nun immer mehr Menschen immer weniger darüber wissen, was an Pfingsten überhaupt gefeiert wird und was Karfreitag mit ihnen zu tun haben soll, dann bleibt vom christlichen Feiertag am Ende nur der Gestus der Besitzstandswahrung übrig. Es müsste wieder greifbarer werden, was für eine faszinierende Geschichte das Kirchenjahr erzählt – von GOTT und davon, was es heißt, menschlich zu sein: von Geborenwerden und Sterbenmüssen, Trennung und Verbundenheit, Höhen und Tiefen, Schmerz und Heilung, Gewalt und Versöhnung, von Freiheit, Verantwortung und einem offenen Horizont.

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat für 2018 das Themenjahr „Grüße aus dem Kirchenjahr“ ausgerufen. Ein umfangreiches Magazin dazu will kirchliche Feiertage als kulturellen Reichtum würdigen und ihre „prägende und heilsame Kraft auch im ganz säkularen Gewand“ fruchtbar machen, so Thies Gundlach, Vizepräsident des Kirchenamts der EKD. Sich der eigenen Identität zu erinnern, steht hier nicht im Zeichen eines exklusiven Kirchturmdenkens, sondern versucht den Boden zu bereiten für Respekt und Offenheit gegenüber kultureller Vielfalt. Denn, so Gundlach weiter: „Angst vor fremder Religion hat nur, wem die eigene Religion fremd geworden ist.“

Kirchenjahr Goes Gender

Stärker ins Elementare und Spielerische geht das zehnseitige Leporello KIRCHENJAHR FÜR ALLE, das das Evangelische Zentrum Frauen und Männer entwickelt hat. Es erschließt den christlichen Jahreskreis knapp und allgemeinverständlich und rückt acht seiner Feste zugleich in ein ungewöhnliches Licht: in wechselnde Geschlechterperspektiven.

Advent, Weihnachten, Passion und Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, das Reformationsfest und der Ewigkeitssonntag: Jede dieser Sequenzen umfasst vier Bausteine:
•  eine Anknüpfung an Lebensweltliches: Bräuche, jahreszeitliche Eindrücke,
Populärkultur
•   eine theologische Basisinfo: Was wird genau gefeiert?
•   einen ausgewählten Geschlechterimpuls:
Wo komme ich als Frau, als Mann, als Mensch
welchen Geschlechts auch immer darin vor?
•   eine kreative Idee zum Feiern für alle: von Achtsamkeit bis Zeitunglesen

Die Botschaft lautet: Einfach machen! Das Kirchenjahr und seine Feste eignen sich perfekt dafür. Sie erfordern nämlich keinerlei zusätzlichen Aufwand. Mitten im Leben ist alles schon da – Zeit, gute Geschichten, offene Fragen. Bleibt nur, es aufzugreifen, zu elementarisieren und etwas Originelles damit anzufangen.

Die wechselnden Geschlechterimpulse des Leporellos sind an unterschiedlichen Farben zu erkennen: Frauenperspektiven an roten, Männerperspektiven an blauen, alle anderen an grünen Symbolen.

Wie so oft verfremdet der Geschlechterblick auch hier das scheinbar Vertraute der christlichen Tradition und provoziert sie so, sich neu zu zeigen. Und auch hier tritt er nicht von außen an sie heran, sondern lässt sich mitten in ihr selbst entdecken. Die Feste des Kirchenjahres handeln ja von Menschen, die ein Geschlecht haben; und sie erzählen davon, dass GOTT sich genau dazu verhält. Sie spielen mit dem Motiv „Geschlechtlichkeit“, um theologische Akzente zu setzen. Und sie durchkreuzen dabei oft unser Alltagswissen von Geschlecht. Entsprechend vielfältig fallen die Frauen-, Männer- oder querstehenden Impulse des Leporellos aus. Ob sie nun geschlechtertransparente Erfahrungen verknüpfen, prominente Figuren aus Bibel und Kirchengeschichte ins Spiel bringen oder verblüffende Familienkonstellationen und Körperbilder aufspüren: Immer geht es darum, alte und neue Seiten sichtbar und erfahrbar zu machen, in unserem Glaubenskosmos und in uns selbst.

Wie lässt sich das Leporello einsetzen?

Es eignet sich zum Auslegen für Interessierte, wenn die Kirche an Festtagen besonders voll ist. Es hilft dabei, ins Gespräch zu kommen mit Eltern in Kita und Schule oder rund um Taufe und Konfirmation. Die kurzen Sequenzen können zu Andachten und geistlichen Impulsen inspirieren.

Wenn Sie in Frauen- und Männergruppen, mit Jugendlichen oder in Glaubenskursen intensiver zum Kirchenjahr arbeiten wollen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an: Greifen Sie einzelne Feste heraus oder gestalten Sie aus mehreren eine Themenreihe, zum Beispiel während der langen Trinitatiszeit zwischen Pfingsten und dem Reformationsfest. Oder probieren Sie die kleinen Ideen zum Feiern aus dem Leporello je an ihrem kirchenjahreszeitlichen Ort aus.

Bestellen Sie das Leporello KIRCHENJAHR FÜR ALLE gratis.
Es entstehen nur Versandkosten. Email bestellung@evangelisches-zentrum.de Tel. 0511 89 768-0
Weitere Anregungen und Materialien unter: www.evangelisches-zentrum.de

Quellen
www.kirchliche-feiertage-als-kultureller-reichtum.de – Dort kann das Themenmagazin  der EKD tbestellt werden.
– Mehr zum Kirchenjahr aus Frauensicht in der Arbeitshilfe Frauensonntag 2019: www.evangelischefrauen-deutschland.de
– Angeli Janhsen: Kunst Selbst Sehen. Ein Fragenbuch, Freiburg/Br. 2013

Für die Arbeit in der Gruppe

Kartenlegespiel Zeit 45 min
Entdecken Sie das Kirchenjahr, indem Sie, etwa mit Konfirmand_innen, ein Kartenlegespiel spielen, das die Piktogramme des Leporellos mit den Namen der Feste kombiniert.

Vorbereitung   Drucken Sie die Materialbögen unter www.evangelisches-zentrum.de im gewünschten Format auf möglichst festem Papier aus und schneiden Sie sie zurecht. Sie finden dort eine Variante für das Spielen am Tisch und eine für ein großes Boden-Kartenlegespiel. Legen sie die Karten verdeckt aus.

1. Runde   Die TN decken reihum je zwei Karten auf und wieder zu, bis ein Pärchen aus Symbol und Namen gefunden ist: Welchen Aspekt des jeweiligen Festes bringt das Piktogramm auf den Punkt? Spielen Sie weiter, bis alle Karten aufgedeckt sind.

2. Runde   Ordnen Sie die Pärchen in der Reihenfolge des Kirchenjahres an. Wie beziehen sich die Piktogramme aufeinander? Welche Geschichte über GOTT und die Welt erzählen sie?

Wandelhalle Zeit 60 min

Bringen Sie in Gemeindegruppen Gedanken und Gefühle aller Art zu einem ausgewählten Kirchenjahresfest in Bewegung.

Vorbereitung   Die Gruppe entscheidet sich für eins der Kirchenjahresfeste. Bauen Sie vor dem Treffen in einem möglichst großen Raum fünf Stationen auf, bestehend je aus einer Stellwand o.ä. mit der gewählten Leporellosequenz, einem leeren Bogen
Papier, schwarzen, roten und grünen Stiften und einer Leitfrage:

Station A   Welche Erinnerung habe ich an das Fest?
Station B   Welche Stimmung weckt es in mir?
Station C   Welche Bräuche und Rituale mag ich, welche nicht?
Station D   Welcher theologische Aspekt des Festes ist mir (als Frau, als Mann, als Mensch welchen Geschlechts auch immer) besonders wichtig?
Station E   Welcher theologische Aspekt des Festes macht mich (als Frau, als Mann, als Mensch welchen Geschlechts auch immer) eher ratlos?

1. Runde   Die TN verteilen sich auf die Stationen. Jede Gruppe notiert dort ihre Reaktionen auf die gestellte Frage.

2.-5. Runde   Die Gruppen gehen zu den nächsten Stationen, wo sie die Einfälle ihrer Vorgänger_innen kommentieren und ergänzen können (Fragezeichen = rot/Ausrufezeichen = grün/Statements = schwarz).

Zum Schluss gehen alle zusammen noch einmal von Station zu Station und tauschen sich über die Eindrücke aus.

Bildwelten Zeit 45 min

Das Leporello enthält acht sehr unterschiedliche Bilder, zu jedem Fest eins. Viele Menschen tun sich schwer mit Kunst, erst recht mit abstrakter.
Für die Auseinandersetzung mit Bildern gilt es deshalb, bestimmte Haltungen, die das Sehen verhindern („Das soll Kunst sein? Das kann ich auch!“), als solche zu erkennen und Raum zu schaffen dafür, mit dem unbekannten Bild auch ein unbekanntes Stück von sich selbst zu entdecken. Faustregel: „Erwarten Sie keine Antworten. Stellen Sie Fragen!“  (Angeli Janhsen)
Spontan   Ein Bild aussuchen: Welches mag ich am liebsten, welches am wenigsten?
Beschreiben ohne zu bewerten   Was genau ist auf „meinem“ Bild zu sehen? Formen, Farben, Kontraste, Perspektiven…
Ich und das Bild   Wo bleibt mein Blick hängen? Welche Assoziationen und welche körperlichen Empfindungen stellen sich ein? Wodurch entsteht diese Wirkung?
Bild und Text   Wie kann ich den gewonnenen Eindruck mit dem jeweiligen Fest zusammenbringen? Passt das zusammen oder eher nicht? Welches Licht wirft der Text auf das Bild und das Bild auf den Text?

Blickwechsel Zeit 60 min

Reflektieren Sie in einer Frauengruppe die Geschlechterimpulse des Leporellos durch eine gezielte Verschiebung von Perspektiven. Mit Diversity-geübten Gruppen können Sie auch die grünen Sequenzen einbeziehen.

1. Runde   Die Gruppe sitzt im Halbkreis, in der Mitte stehen vier Stühle nebeneinander und gut sichtbar vier Fragen davor. Jede wählt für sich eine rote Sequenz („Frauen“) aus dem Leporello aus und macht sich mit deren Inhalt vertraut. Welche mag, kann dann, indem sie von Stuhl zu Stuhl wechselt, verschiedene Perspektiven ausprobieren.

Stuhl A   Was an dem Impuls berührt mich als Frau? Warum?
Stuhl B   Was befremdet mich als Frau eher? Warum?
Stuhl C   Was löst der Impuls wohl bei Menschen aus, die keine Frauen sind?
Stuhl D   Wo könnte sich in diesem Fest ein Männeraspekt verstecken?

2. Runde   Nun wählt jede eine blaue Sequenz („Männer“). Zwei der Fragen werden ausgetauscht:

Stuhl C   Was mag der Impuls in Männern ansprechen?
Stuhl D   Wie könnte eine Frauensicht auf dieses Fest aussehen?

Abschluss   Wie fühlt sich ein solcher „Geschlechtswechsel“ an?

Was wäre das Leben ohne Fest- und Feiertage? Sie geben dem Leben Rhythmus und dem Alltag Farbe. Sie schaffen Freiraum für das, was das Leben reich macht: Genuss, Entspannung, Beziehungspflege, Kreativität, Zeit zum Nachdenken, zweckfreie Lebensfreude…

Hierzulande orientieren sich die meisten gesetzlichen Feiertage am Kirchenjahr. Aber was den einen lieb und teuer ist, kann in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft für andere zur Provokation werden. Davon zeugen der wiederkehrende Streit um das Tanzverbot am Karfreitag oder die Debatte um den freien Reformationstag für Norddeutschland.

Und es stimmt ja: Die Feiertage bescheren allen einen freien Tag, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit – sie konfrontieren aber auch alle ungefragt mit einem Stück Christentum. Wenn nun immer mehr Menschen immer weniger darüber wissen, was an Pfingsten überhaupt gefeiert wird und was Karfreitag mit ihnen zu tun haben soll, dann bleibt vom christlichen Feiertag am Ende nur der Gestus der Besitzstandswahrung übrig. Es müsste wieder greifbarer werden, was für eine faszinierende Geschichte das Kirchenjahr erzählt – von GOTT und davon, was es heißt, menschlich zu sein: von Geborenwerden und Sterbenmüssen, Trennung und Verbundenheit, Höhen und Tiefen, Schmerz und Heilung, Gewalt und Versöhnung, von Freiheit, Verantwortung und einem offenen Horizont.

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat für 2018 das Themenjahr „Grüße aus dem Kirchenjahr“ ausgerufen. Ein umfangreiches Magazin dazu will kirchliche Feiertage als kulturellen Reichtum würdigen und ihre „prägende und heilsame Kraft auch im ganz säkularen Gewand“ fruchtbar machen, so Thies Gundlach, Vizepräsident des Kirchenamts der EKD. Sich der eigenen Identität zu erinnern, steht hier nicht im Zeichen eines exklusiven Kirchturmdenkens, sondern versucht den Boden zu bereiten für Respekt und Offenheit gegenüber kultureller Vielfalt. Denn, so Gundlach weiter: „Angst vor fremder Religion hat nur, wem die eigene Religion fremd geworden ist.“

Kirchenjahr Goes Gender

Stärker ins Elementare und Spielerische geht das zehnseitige Leporello KIRCHENJAHR FÜR ALLE, das das Evangelische Zentrum Frauen und Männer entwickelt hat. Es erschließt den christlichen Jahreskreis knapp und allgemeinverständlich und rückt acht seiner Feste zugleich in ein ungewöhnliches Licht: in wechselnde Geschlechterperspektiven.

Advent, Weihnachten, Passion und Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, das Reformationsfest und der Ewigkeitssonntag: Jede dieser Sequenzen umfasst vier Bausteine:
•  eine Anknüpfung an Lebensweltliches: Bräuche, jahreszeitliche Eindrücke,
Populärkultur
•   eine theologische Basisinfo: Was wird genau gefeiert?
•   einen ausgewählten Geschlechterimpuls:
Wo komme ich als Frau, als Mann, als Mensch
welchen Geschlechts auch immer darin vor?
•   eine kreative Idee zum Feiern für alle: von Achtsamkeit bis Zeitunglesen

Die Botschaft lautet: Einfach machen! Das Kirchenjahr und seine Feste eignen sich perfekt dafür. Sie erfordern nämlich keinerlei zusätzlichen Aufwand. Mitten im Leben ist alles schon da – Zeit, gute Geschichten, offene Fragen. Bleibt nur, es aufzugreifen, zu elementarisieren und etwas Originelles damit anzufangen.

Die wechselnden Geschlechterimpulse des Leporellos sind an unterschiedlichen Farben zu erkennen: Frauenperspektiven an roten, Männerperspektiven an blauen, alle anderen an grünen Symbolen.

Wie so oft verfremdet der Geschlechterblick auch hier das scheinbar Vertraute der christlichen Tradition und provoziert sie so, sich neu zu zeigen. Und auch hier tritt er nicht von außen an sie heran, sondern lässt sich mitten in ihr selbst entdecken. Die Feste des Kirchenjahres handeln ja von Menschen, die ein Geschlecht haben; und sie erzählen davon, dass GOTT sich genau dazu verhält. Sie spielen mit dem Motiv „Geschlechtlichkeit“, um theologische Akzente zu setzen. Und sie durchkreuzen dabei oft unser Alltagswissen von Geschlecht. Entsprechend vielfältig fallen die Frauen-, Männer- oder querstehenden Impulse des Leporellos aus. Ob sie nun geschlechtertransparente Erfahrungen verknüpfen, prominente Figuren aus Bibel und Kirchengeschichte ins Spiel bringen oder verblüffende Familienkonstellationen und Körperbilder aufspüren: Immer geht es darum, alte und neue Seiten sichtbar und erfahrbar zu machen, in unserem Glaubenskosmos und in uns selbst.

Wie lässt sich das Leporello einsetzen?

Es eignet sich zum Auslegen für Interessierte, wenn die Kirche an Festtagen besonders voll ist. Es hilft dabei, ins Gespräch zu kommen mit Eltern in Kita und Schule oder rund um Taufe und Konfirmation. Die kurzen Sequenzen können zu Andachten und geistlichen Impulsen inspirieren.

Wenn Sie in Frauen- und Männergruppen, mit Jugendlichen oder in Glaubenskursen intensiver zum Kirchenjahr arbeiten wollen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an: Greifen Sie einzelne Feste heraus oder gestalten Sie aus mehreren eine Themenreihe, zum Beispiel während der langen Trinitatiszeit zwischen Pfingsten und dem Reformationsfest. Oder probieren Sie die kleinen Ideen zum Feiern aus dem Leporello je an ihrem kirchenjahreszeitlichen Ort aus.

Bestellen Sie das Leporello KIRCHENJAHR FÜR ALLE gratis.
Es entstehen nur Versandkosten. Email bestellung@evangelisches-zentrum.de Tel. 0511 89 768-0
Weitere Anregungen und Materialien unter: www.evangelisches-zentrum.de

Quellen
www.kirchliche-feiertage-als-kultureller-reichtum.de – Dort kann das Themenmagazin  der EKD tbestellt werden.
– Mehr zum Kirchenjahr aus Frauensicht in der Arbeitshilfe Frauensonntag 2019: www.evangelischefrauen-deutschland.de
– Angeli Janhsen: Kunst Selbst Sehen. Ein Fragenbuch, Freiburg/Br. 2013

Für die Arbeit in der Gruppe

Kartenlegespiel Zeit 45 min
Entdecken Sie das Kirchenjahr, indem Sie, etwa mit Konfirmand_innen, ein Kartenlegespiel spielen, das die Piktogramme des Leporellos mit den Namen der Feste kombiniert.

Vorbereitung   Drucken Sie die Materialbögen unter www.evangelisches-zentrum.de im gewünschten Format auf möglichst festem Papier aus und schneiden Sie sie zurecht. Sie finden dort eine Variante für das Spielen am Tisch und eine für ein großes Boden-Kartenlegespiel. Legen sie die Karten verdeckt aus.

1. Runde   Die TN decken reihum je zwei Karten auf und wieder zu, bis ein Pärchen aus Symbol und Namen gefunden ist: Welchen Aspekt des jeweiligen Festes bringt das Piktogramm auf den Punkt? Spielen Sie weiter, bis alle Karten aufgedeckt sind.

2. Runde   Ordnen Sie die Pärchen in der Reihenfolge des Kirchenjahres an. Wie beziehen sich die Piktogramme aufeinander? Welche Geschichte über GOTT und die Welt erzählen sie?

Wandelhalle Zeit 60 min

Bringen Sie in Gemeindegruppen Gedanken und Gefühle aller Art zu einem ausgewählten Kirchenjahresfest in Bewegung.

Vorbereitung   Die Gruppe entscheidet sich für eins der Kirchenjahresfeste. Bauen Sie vor dem Treffen in einem möglichst großen Raum fünf Stationen auf, bestehend je aus einer Stellwand o.ä. mit der gewählten Leporellosequenz, einem leeren Bogen
Papier, schwarzen, roten und grünen Stiften und einer Leitfrage:

Station A   Welche Erinnerung habe ich an das Fest?
Station B   Welche Stimmung weckt es in mir?
Station C   Welche Bräuche und Rituale mag ich, welche nicht?
Station D   Welcher theologische Aspekt des Festes ist mir (als Frau, als Mann, als Mensch welchen Geschlechts auch immer) besonders wichtig?
Station E   Welcher theologische Aspekt des Festes macht mich (als Frau, als Mann, als Mensch welchen Geschlechts auch immer) eher ratlos?

1. Runde   Die TN verteilen sich auf die Stationen. Jede Gruppe notiert dort ihre Reaktionen auf die gestellte Frage.

2.-5. Runde   Die Gruppen gehen zu den nächsten Stationen, wo sie die Einfälle ihrer Vorgänger_innen kommentieren und ergänzen können (Fragezeichen = rot/Ausrufezeichen = grün/Statements = schwarz).

Zum Schluss gehen alle zusammen noch einmal von Station zu Station und tauschen sich über die Eindrücke aus.

Bildwelten Zeit 45 min

Das Leporello enthält acht sehr unterschiedliche Bilder, zu jedem Fest eins. Viele Menschen tun sich schwer mit Kunst, erst recht mit abstrakter.
Für die Auseinandersetzung mit Bildern gilt es deshalb, bestimmte Haltungen, die das Sehen verhindern („Das soll Kunst sein? Das kann ich auch!“), als solche zu erkennen und Raum zu schaffen dafür, mit dem unbekannten Bild auch ein unbekanntes Stück von sich selbst zu entdecken. Faustregel: „Erwarten Sie keine Antworten. Stellen Sie Fragen!“  (Angeli Janhsen)
Spontan   Ein Bild aussuchen: Welches mag ich am liebsten, welches am wenigsten?
Beschreiben ohne zu bewerten   Was genau ist auf „meinem“ Bild zu sehen? Formen, Farben, Kontraste, Perspektiven…
Ich und das Bild   Wo bleibt mein Blick hängen? Welche Assoziationen und welche körperlichen Empfindungen stellen sich ein? Wodurch entsteht diese Wirkung?
Bild und Text   Wie kann ich den gewonnenen Eindruck mit dem jeweiligen Fest zusammenbringen? Passt das zusammen oder eher nicht? Welches Licht wirft der Text auf das Bild und das Bild auf den Text?

Blickwechsel Zeit 60 min

Reflektieren Sie in einer Frauengruppe die Geschlechterimpulse des Leporellos durch eine gezielte Verschiebung von Perspektiven. Mit Diversity-geübten Gruppen können Sie auch die grünen Sequenzen einbeziehen.

1. Runde   Die Gruppe sitzt im Halbkreis, in der Mitte stehen vier Stühle nebeneinander und gut sichtbar vier Fragen davor. Jede wählt für sich eine rote Sequenz („Frauen“) aus dem Leporello aus und macht sich mit deren Inhalt vertraut. Welche mag, kann dann, indem sie von Stuhl zu Stuhl wechselt, verschiedene Perspektiven ausprobieren.

Stuhl A   Was an dem Impuls berührt mich als Frau? Warum?
Stuhl B   Was befremdet mich als Frau eher? Warum?
Stuhl C   Was löst der Impuls wohl bei Menschen aus, die keine Frauen sind?
Stuhl D   Wo könnte sich in diesem Fest ein Männeraspekt verstecken?

2. Runde   Nun wählt jede eine blaue Sequenz („Männer“). Zwei der Fragen werden ausgetauscht:

Stuhl C   Was mag der Impuls in Männern ansprechen?
Stuhl D   Wie könnte eine Frauensicht auf dieses Fest aussehen?

Abschluss   Wie fühlt sich ein solcher „Geschlechtswechsel“ an?

Ruth Heß ist Theologische Referentin im Evangelischen Zentrum Frauen und Männer in Hannover. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte sind die Schnittstellen zwischen klassischer Dogmatik und aktueller Geschlechterforschung. Im Fachbereich Dialograum des Zentrums ist sie insbesondere zuständig für das Themenfeld Populismus und Geschlechterpolitik, im Fachbereich Evangelische Frauen in Deutschland für ökumenische und Frauengottesdienste.

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