Kriege schaffen Bedingungen, die sich auch auf Prostitution auswirken und oft mit spezifischen Ausprägungen von Zwang und Gewalt verbunden sind. Formen sexueller Gewalt in Kriegen … werden oft als Zwangsprostitution bezeichnet. Der Begriff verdeutlicht jedoch nicht ausreichend den spezifischen Charakter dieser Gewalt. Außerdem wird die begriffliche Nähe zu Prostitution von Frauen, die diese Gewalt erlebt haben, abgelehnt. Die organisierte sexualisierte Gewalt in Kriegen kann treffender als sexuelle Sklaverei bezeichnet werden.
Kriege führen zur Zunahme von „ziviler“ Prostitution. Schlechte ökonomische Verhältnisse der Zivilbevölkerung bei gleichzeitig steigender Nachfrage nach Prostitution durch stationierte Truppen führen zur Zunahme von Prostitution in Kriegen. Dies hängt auch damit zusammen, dass Frauen oft allein für die ökonomische Absicherung der Familien zuständig bleiben, während die Männer an der Front sind. In der jüngeren Vergangenheit hat besonders die Zunahme ziviler Prostitution durch die Stationierung von UN-Friedenstruppen Aufmerksamkeit erregt. Eine Zunahme von Prostitution durch die Stationierung der UN wird aus Kambodscha, Somalia, Mosambik und dem ehemaligen Jugoslawien berichtet.
Kriege führen zu Frauenhandel. Zur Entwicklung in Kosova liegen von der Menschenrechtsorganisation medica mondiale Berichte über Frauenhandel seit der Stationierung der UN-Verwaltung und KFOR-Soldaten vor. Zwar dürfen UN-Angestellte und KFOR-Soldaten offiziell 220 auf einer Liste geführte Bordelle, in denen gehandelte Frauen arbeiten, nicht aufsuchen, sie tun es jedoch trotz Verbots. Über die Situation in Bosnien hat sich die Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs für Bosnien, Elisabeth Rehn, im Jahr 1999 folgendermaßen geäußert: „Als Leiterin einer Friedensmission, die nun mal zu 97 Prozent aus Männern besteht, kann ich meine Augen vor der Tatsache der Prostitution und des Menschenhandels nicht verschließen. Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass meine Untergebenen nicht in Bordelle gehen, in denen Frauen in Sklaverei gehalten werden.“
Militärische Organisationen errichten Bordelle. In Indochina errichtete die französische Armee Feldbordelle, in Vietnam war die US-amerikanische Armee 1966 in die Organisation der Prostitution verwickelt. Besonders grausam waren die Bedingungen für die Frauen, die in den Jahren 1932 bis 1945 in japanischen Militärbordellen, den so genannten comfort stations, gefangen gehalten wurden. Auch die deutsche Wehrmacht betrieb im Zweiten Weltkrieg Bordelle. Daneben wurden im nationalsozialistischen Deutschland noch weitere Bordelle für spezifische Gruppierungen errichtet: für Häftlinge in Konzentrationslagern und für Fremd- und Zwangsarbeiter.
gekürzt aus: Prostitution, Krieg und sexuelle Sklaverei, in: Elisabeth von Dücker, Museum der Arbeit (Hrsg.), Sexarbeit. Prostitution – Lebenswelten und Mythen, Bremen 2005
Vgl. ein Referat der Autorin zu „Zwangsprostitution von Mädchen und Frauen im Nationalsozialismus“ unter: www.querelles-net.de/forum1/tagungsdokumentation.pdf (S. 60-68)
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