Kennen Sie den? Wie viele Blondinen sind nötig, um einen Schokoladenkuchen zu backen? Fünf. Eine macht den Teig, vier schälen Smarties. – Der hält Platz 5 der „30 besten Sprüche“ auf der Internetseite sprueche.woxikon.de/blondinen. Haha. Selten so gelacht. Und, glauben Sie mir, die anderen 29 wollen Sie auch nicht hören.
Müssen Sie auch nicht. Wir werden Sie hier weder mit frauen- noch männer- noch sonst wem feindlichen Sprüchen traktieren. Ein bisschen ernsthafter wollen wir das auf den ersten Blick so locker-leichte Thema schon angehen. Denn das Lachen hat, gleich unter dem dünnen Oberflächenwitzlack, einige Qualitäten, die tieferes Hinschauen lohnen. Was durchaus vergnüglich sein kann.
Zunächst: Lachen ist menschlich. Und so verschieden, wie wir nun einmal sind, so unterschiedlich lachen wir auch. Worüber Menschen lachen können, ja müssen, hängt ebenso mit ihrem familiären, kulturellen, religiös-weltanschaulichen Hintergrund zusammen wie mit der je konkreten Lebenslage oder dem individuellen Sinn für Humor. Fest steht jedoch: Wir lachen. Wir alle. Manchmal Tränen, manchmal unter Tränen.
Und: Lachen ist Menschenrecht. Will sagen, wir können und müssen nicht nur lachen, wir dürfen lachen. Unter allen Umständen! Auch und gerade dann, wenn uns das Lachen im Halse stecken bleibt. „Grausam unter stillen Sternen // würgt das Leben dich kaputt. // Heulst du? Lass dich nicht entkernen: // Lachen ist dein Menschengut.“ So sah das der französische Arzt, Mönch, Humanist und Satiriker François Rabelais im 16. Jahrhundert. Nichts fürchten die Diktatoren dieser Welt denn auch bis heute mehr als dies: dass es Menschen gibt, die sich das Lachen von nichts und niemandem verbieten lassen. „Lachend will ich mein Leben beschließen, so wie ich das Leben lachend am meisten liebte und liebe“, schrieb Erika Gräfin von Brockdorf im Mai 1943 in ihrem Abschiedsbrief, kurz vor ihrer Hinrichtung in Plötzensee. Die Widerstandskämpferin ging – zur Empörung ihrer Mörder – tatsächlich lachend zum Schafott.
Und: Lachen ist himmlisch! Ein Geschenk des Himmels, das uns, wie Rainhard Fendrich singt, „in Atem hält“. Ein göttliches Geschenk als „der Hoffnung letzte Waffe“. So schön brachte es der amerikanische Theologe Harvey Cox bereits Ende der 1960er Jahre auf den Punkt, als er über die – damals wie heute – brandaktuelle Bedeutung des mittelalterlichen Fests der Narren nachdachte. Denn: „Auf allen Seiten bedrängt …, pflegen wir nichtsdestoweniger das Lachen. Unter Unglück und Sterben lachen wir, statt uns zu bekreuzigen. Oder, vielleicht richtiger gesagt, unser Lachen ist unsere Art, uns zu bekreuzigen. Es zeigt, dass wir – trotz des Verschwindens jeder Erfahrungsgrundlage für die Hoffnung – das Hoffen nicht aufgegeben haben.“
Menschlich, widerständig, zutiefst gläubig. Wie sollte solches Lachen nicht gesegnet sein? Möge es, Tag für Tag, Ihr Gesicht und Gemüt erhellen.
Eine letzte Ausgabe der leicht&SINN zum Thema „Bauen“ wird Mitte April 2024 erscheinen.
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