Amani Abuzahra (Hg.): Mehr Kopf als Tuch. Muslimische Frauen am Wort, Innsbruck-Wien (Tyrolia-Verlag) 2018, Paperback 142 Seiten, 14,95 Euro – ISBN 978-3-7022-3637-3; mehr unter www.tyrolia-verlag.at
„A Sakkal ah?“ fragt sie ihn im breiten Wiener Dialekt an der Kasse. Die Frage richtet sich an den Kunden, einen jungen Lehrer einer Wiener Schule. Als er die Frage hört, blickt er verwirrt von seiner Geldtasche auf, überlegt kurz, um dann ein Lächeln aufzusetzen. Er stimmt einen leichten Sing-Sang-Ton an: „Asakkallah, asakallah!“ und wippt dabei mit Kopf und Oberkörper vor und zurück.
Die Dame an der Kasse ist nun jene mit dem verwirrten Blick, kassiert schließlich und verabschiedet sich höflich, um sich kopfschüttelnd dem nächsten Kunden zuzuwenden. Der Lehrer packt seine Siebensachen und freut sich insgeheim, dass er auf die ‚muslimische Grußformel‘ kulturell sensibel reagiert hat. Erst als er den Supermarkt verlässt, dämmert ihm, dass es sich bei „A Sakkal ah?“ weder um eine arabische Verabschiedung noch um eine muslimische Grußformel handelt, sondern schlichtweg um die Frage, ob er denn ein Sackerl (dt.: Tüte) für die eingekauften Lebensmittel benötige.
„A Saklal ah?“ ist eine von vielen, mal witzigen oder ärgerlichen, mal anrührenden oder peinlichen, allemal sehr nachdenklich machenden kleinen Geschichten, die den Leser*innen von „Mehr Kopf als Tuch“ begegnen.
Elf junge muslimische Frauen aus Deutschland und Österreich schreiben über Themen, die sie beschäftigen. Über Feminismus und persönliche Erfahrungen mit Migration, über europäische Identität, über Spiritualität und Religion. Und immer wieder auch über die Vorurteile, mit denen Menschen in der Nachbarschaft, im beruflichen Umfeld oder auf der Straße ihnen begegnen. Es ist eine spannende und bereichernde Lektüre. Ein Buch, dass jede*r lesen sollte, die oder der aus der von Stereotypen geprägten Vorurteilsschiene heraus möchte. Die oder der bereit ist, die allenthalben suggerierten, auch im eigenen Kopf festgezurrten Bilder von „der“ unterdrückten, rückständigen… muslimischen Frau (selbst-)kritisch in Frage stellen zu lassen. pa
Die Evangelischen Frauen in Deutschland haben jüngst einen ausführlichen Kommentar zur gesellschaftlichen Diskussion um das muslimische Kopftuch veröffentlicht. Sie sprechen sich dafür aus, Religionsfreiheit und Religionsfrieden zu stärken und nicht einzelne Kleidungsstücke von Frauen ins Zentrum gesamtgesellschaftlicher Debatten zu stellen und diese dabei emotional und symbolisch aufzuladen. Der Text ist unter www.evangelischefrauen-deutschland.de zugänglich.
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