Ausgabe 2 / 2006 Artikel von Claudia Janssen

Liften, Spritzen, Fettabsaugen

Zur Diskussion um die boomende Schönheitsindustrie

Von Claudia Janssen


Schönheitsoperationen? Das ist doch kein Thema für die Frauenarbeit! Uns betrifft das nicht. Oder etwa doch? Ganz abwegig erscheint es heute nicht mehr, Probleme mit dem eigenen Aussehen durch einen „kleinen Eingriff“ zu beheben, die „schreckliche Nase“ zu korrigieren, über die die Enkelin klagt, oder das Fett der „viel zu dicken Oberschenkel“ abzusaugen, unter denen die Freundin leidet. Und, Hand aufs Herz: Wer hätte noch nie vor dem Spiegel gestanden und sich die Falten weggewünscht, sich eine andere Figur erträumt, einen schöneren Hals, einen dünneren Bauch? Was ist, wenn der eigene Anblick und die Blicke der anderen – die eingebildeten und die wirklichen – zu einem Leiden werden?

Es macht Freude, sich selbst schön zu machen, die Haut zu pflegen, einen schönen Haarschnitt zu tragen, Kleidung, die die Figur gut zur Geltung bringt. Durch Sport und ein bewusstes Essverhalten eine gute Figur zu bekommen oder zu erhalten, das gilt als normal. Hinter dem Wunsch nach Schönheitsoperationen steht oft das Verlangen nach mehr Selbstbewusstsein, nach Freude am eigenen Körper und Erfolg durch neue Attraktivität. Wo aber verlaufen die Grenzen zwischen dem natürlichen Verlangen nach Schönheit und einem Schönheitswahn, der die Gestaltung des eigenen Körpers nur noch unter dem Blickwinkel der Machbarkeit betrachtet? Auch viele kluge Frauen, die kritisch über Schönheitsideale, Weiblichkeitszuschreibungen und patriarchale Zwänge nachdenken, sind oft nicht so frei von ihnen, um ihren eigenen Körper vorbehaltlos zu lieben. Der Verführung des Versprechens, mit einfachen Mitteln die Probleme mit dem eigenen Körper lösen zu können, erliegen insbesondere Frauen.

 

Schönheit und Profit

Liften, Fettabsaugen, Spritzen gegen Falten, Brust- und Nasenkorrekturen: sogenannte Schönheitsoperationen(1) sind längst kein Privileg von Schauspielerinnen und Showstars mehr. In Deutschland gab es 2004 etwa 700.000 Eingriffe, die Zahlen sind steigend. In den USA sind 10 Prozent derjenigen, die sich der Schönheitschirurgie bedienen, unter 20 Jahre alt. Für Deutschland sind die Zahlen umstritten, viele gehen jedoch auch hier von einem sehr hohen Anteil aus. 85-90% der PatientInnen sind Frauen, der Anteil von Männern wird jedoch größer. Noch gibt es keine verbindlichen Qualitätsstandards. „Schönheitschirurg/in“ ist kein geschützter Titel. Diejenigen, die solche Operationen durchführen, haben vielfach nur eine unzureichende Ausbildung für diesen Bereich.

Dabei sind chirurgische Operationen wie Fettabsaugen und Liften nicht ungefährlich, sondern bedeuten Eingriffe in den gesunden Körper, die mit hohen Risiken verbunden sind. In Deutschland gab es bereits mindestens 20 Todesfälle, Infektionen von Haut- und Fettgewebe, Darm- und Gallenblasenperforationen, Lungenembolien, Allergien, Knoten, Gesichtslähmungen und Narben gehören zu den „unerwünschten Nebenwirkungen“ jeder zehnten Operation. Brustimplantate haben ihre eigenen Risiken. Sie können Verhärtungen bilden, auslaufen, die erotische Empfindsamkeit der Brustwarzen beeinträchtigen und erschweren die Krebsfrüherkennung.
In Mode gekommen ist die Behandlung von Falten mit Botox-Spritzen(2). Botulinum Toxin, das sich hinter diesem Namen verbirgt, ist ein starkes Nervengift, das auch als Kampfstoff eingesetzt wird. Seit den 1980er Jahren wird es in der Medizin verwendet und seit 2002 auch für kosmetische Zwecke. Es gibt somit noch keine längeren Erfahrungen mit diesem Gift, das sich im Rückenmark ablagert. Botox vermeidet die Entstehung von Falten, indem der verantwortliche Muskel außer Kraft gesetzt wird. Beseitigung von Falten, eine glatte Stirn – mit einer schnell gesetzten Spitze, die dann drei bis sechs Monate lang wirksam ist, sind alle Zeichen von Stress, Alter, Trauer und Freude aus dem Gesicht gewischt. Die Straffung der Falten bewirkt aber zugleich eine Lähmung der Mimik, die glatte Fassade bleibt starr.

Warum erfahren wir so wenig über die Risiken? Fernsehshows wie The Swan lassen kosmetische Operationen harmlos wie einen Besuch beim Friseur erscheinen. Über Schädigungen wird selten geredet, denn diese gehören in den Bereich der Intimsphäre, andererseits haben die Medien und die rasant wachsende „Schönheitsindustrie“ ein großes ökonomisches Interesse an einem makellosen Image. In den letzten Jahren hat sich in diesem Bereich ein milliardenschwerer Wirtschaftszweig entwickelt. Auch wenn die Preise mittlerweile für nahezu jede und jeden erschwinglich sind, kostet die „Schönheit“ doch einiges: das Absaugen von Fett an Oberschenkeln oder Hüften 5000-6000 Euro, für Bauch und Taille muss ebensoviel investiert werden, ein Doppelkinn wird für 1500 Euro entfernt. Zeitschriften verdienen über Anzeigen an dieser Industrie und haben deshalb ein großes Eigeninteresse an deren Wachstum. Die Bundesregierung hat darauf reagiert und 2005 das Heilmittelwerbegesetz auch auf rein kosmetische Eingriffe ausgedehnt. Deren Bewerbung unterliegt nun strengen Auflagen. Doch gesetzlich ist der Trend zu Schönheitsoperationen nicht zu stoppen – zu vielfältig sind die Gründe für die steigende Nachfrage.(3)

 

Schön und erfolgreich?

Eine aktuelle sozialpsychologische Studie zeigt, dass 74% der darin Befragten attraktiven Kindern eine akademische Laufbahn zutrauten, unattraktiven Kindern jedoch nur 26%. Gutes Aussehen und ein gut geformter Körper erhöhen die Erfolgschancen im Beruf, dies gilt insbesondere für Frauen. Leistungsfähigkeit, Erfolg, Anerkennung, sexuelle Attraktivität werden in der medialen Darstellung weiblicher Körper mit einer schlanken Figur und einem faltenfreien Gesicht verbunden. So verwundert es nicht, dass das Scheitern bei Bewerbungen oder der PartnerInnenwahl von vielen Frauen auf ihr Aussehen, ihren Körper bezogen wird, und dass sie alles unternehmen wollen, um attraktiver zu werden.

In der derzeitigen wirtschaftlichen Situation wird der Druck auf die einzelnen größer, sich im Beruf zu behaupten, die Konkurrenz wird schärfer. Welches Aussehen können sich Frauen leisten oder eben nicht leisten, die eine Führungsposition erlangen wollen? Ein wichtiges Thema in der Berichterstattung über den Bundestagswahlkampf 2005 war die Frisur von Angela Merkel. Zahlreiche Karikaturen zeichneten ihre nach unten gezogenen Mundwinkel nach und mokierten sich über schlecht sitzende Kleidung. Sich über ihren Körper und weibliche Attraktivität zu definieren, war anscheinend zunächst nicht das Problem von Frau Merkel, aber es wurde zu ihrem gemacht. Und sie hat verständlicherweise darauf reagiert.(4)

Einer Untersuchung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) zufolge stieg nach einer Operation die Konzentration bei der Arbeit bei 40% der Fälle, der Berufserfolg erhöhte sich bei 22% der Behandelten.(5) Es fällt schwer, die Betroffenen zu kritisieren. Es sind nicht allein Naivität und ein unreflektierter „Schönheitswahn“, die Menschen dazu bringen sich operieren zu lassen. Und: Verlangen wir nicht sonst auch auf allen Ebenen und in allen Bereichen Perfektion?

 

Makellos schön?

Frausein wurde über viele Jahrhunderte über Körperlichkeit definiert. In der Erziehung von Mädchen spielen überlieferte Bilder von Weiblichkeit weiterhin eine wichtige Rolle. Gerade junge Frauen, die sich ihres eigenen Körpers unsicher sind, tragen vieles über ihn aus. Sie definieren ihre eigene Identität über die Vorstellungen von Schönheit, die ihnen in ihrer Umwelt vermittelt werden. Die vielfältigen Erwartungen, mit denen sie sich konfrontiert sehen, tragen zur Verunsicherung bei. Bin ich schön? Bin ich attraktiv? Es ist nicht leicht, tragfähige Antworten auf diese Fragen zu finden. Ein gestörtes Verhältnis zum Körper, das sich unter anderem in Essstörungen oder selbstverletzendem Handeln ausdrückt, ist heute unter jungen Frauen und zunehmend auch unter jungen Männern weit verbreitet. Wie können Eltern ihren Kindern glaubhaft ein Körpergefühl vermitteln, das Schönheit nicht mit Makellosigkeit verwechselt, das von Wertschätzung und Akzeptanz geprägt ist? Christliche Theologie und Kirchen haben durch ihre Lehren lange dazu beigetragen, dass Menschen ein gespanntes Verhältnis zu ihrem Körper entwickelt haben, der vor allem unter dem Aspekt der Sündhaftigkeit betrachtet wurde. Noch heute haben es viele evangelisch geprägte Frauen schwer, ihren eigenen Körper wertzuschätzen, Freude und Lust an ihrer Körperlichkeit auch äußerlich Ausdruck zu verleihen.

Viele Frauen, die die Schönheitschirurgie in Anspruch nehmen, erleben sich selbst als defizitär. Ein Körperteil – sei es die Nase, das Kinn oder der Busen – wird als absoluter Makel angesehen. Durch eine Operation meinen sie, diesem als unerträglich empfundenen Zustand entfliehen und sich selbst und ihren Körper als ganzen wertschätzen zu können. Die Erziehungswissenschaftlerin Elisabeth Rohr vertritt die These, dass sich dahinter eine gesellschaftlich und medizinisch akzeptierte Form der Aggression gegen sich selbst verbirgt.(6) Auf der einen Seite sei es zwar ein aktiver Schritt, um die eigene Situation zu verändern, andererseits sei eine Operation aber auch ein autoaggressiver, den Körper verletzender Akt, der die Kraft der Veränderung wieder abschwäche. Die hinter dem Empfinden eines Defizits liegenden Probleme werden nach ihrer Ansicht damit vielfach gerade nicht gelöst.

 

Alt und hässlich?

Älter werdenden Frauen legt die Werbung vielfach nahe, zu kosmetischen Mitteln zu greifen, um die sichtbaren Zeichen des Alters zu verbergen. Anti-Aging-Produkte boomen. Die Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie äußert sich durchaus kritisch zu Schönheitsoperationen in Fernsehsendungen und warnt vor den physischen und psychischen Schäden, die damit angerichtet werden können. Jungen Menschen wird von Operationen abgeraten. Aber in Bezug auf Falten und andere Veränderungen des Körpers, die mit dem Alterungsprozess verbunden sind, bezieht die DGÄPC deutlich die Position, dass es diese operativ zu verändern gelte. In ihrem Schönheitschirurgie-Kalender listet sie auf, welche Eingriffe in welchem Alter empfehlenswert und erfolgversprechend seien.(7) Ich ordne mich der Spalte 34-45 Jahre zu. Empfohlen werden mir: Lidkorrekturen und Faltenunterspritzung (z.B. Botox) oder Laserbehandlung gegen Fältchen an der Augenpartie und an den Lippen, Krähenfüße und Zornesfalten. Im Alter zwischen 45-55 Jahren sind dann die fallenden Augenbrauen mit Liften dran, dem Doppelkinn soll das Fett abgesaugt und die durch Volumenverlust schmal gewordenen Lippen sollen vergrößert werden. Mit 60 Jahren sollte ich meine Falten im Gesicht beseitigen und meine entgleitende Gesichtsform liften lassen. In einer begleitenden Erklärung heißt es, dass der Chirurg zunächst die Alterssymptome analysiert, „die die Attraktivität des Patienten am meisten beeinträchtigen. Oft sind es vor allem die Augen, die einen strengen, müden und negativen Eindruck erwecken.“

Sehr beeindruckt haben mich Aussagen der 65jährigen Schauspielerin und Chansonsängerin Erika Pluhar. Zu ihrer Haltung zu Schönheitsoperationen befragt, äußert sie, dass sie es als schrecklich empfinde, „dass Menschen versuchen, sich das Leben und das Alter aus dem Gesicht zu schneiden.“(8) Sie selbst habe viel gelebt in ihren 65 Jahren und Schmerzliches erlebt, das sich in ihr Gesicht eingezeichnet habe: „In diesen Tränensäcken stecken alle Tränen, die ich in meinem Leben geweint habe, und die lasse ich mir nicht wegschneiden.“ Für sie ist es wichtig, sich das Altwerden zu gestatten, ohne sich die Haare zu färben und die Falten zu verstecken. Schönheit bedeutet für sie nicht, makellos auszusehen: „Menschen, die lieben können, sind immer in gewisser Weise schön und für Schönheit empfänglich… Keine äußerliche Verschönerung kann erreichen, was aus einem Menschen strahlt, wenn er wirklich liebt.“

 

Versöhnung mit dem  eigenen Körper

Das Leben lieben, den eigenen Körper und andere Menschen so annehmen wie sie sind, auf neue Weise sehen lernen, nicht zuerst auf die vermeintlichen Defizite und Makel schauen: Wie können wir das einüben und so tief verinnerlichen, dass wir nicht doch immer wieder auf die Verführungen der Schönheitsindustrie hereinfallen?

Auf diese Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Wichtig ist es, auf verschiedenen Ebenen über Schönheit und Körperlichkeit nachzudenken und sich mit anderen kritisch über Schönheitsideale, wie sie in den Medien propagiert werden, auszutauschen. Dazu ist es auch nötig, öffentlich gegen Fernseh – Schönheitsoperationen Stellung zu beziehen, wie es z.B. die „Kampagne gegen den Schönheitswahn“ tut, die VertreterInnen aus Politik, Kirchen und Medien initiiert haben. Es darf nicht zur Normalität werden, sich operieren zu lassen, insbesondere nicht für junge Frauen, die in solchen Shows als Kandidatinnen auftreten. Denn damit wächst der Druck dazu auf alle jungen Menschen. Aber wenn es sich doch so leicht und scheinbar risikolos machen lässt? Schönheit entsteht in den Augen der Betrachterin. Wir sollten der anderen viel öfter sagen, wie schön sie ist.


 
Für die Arbeit in der Gruppe

Die folgenden Vorschläge können einzeln oder in beliebiger Verbindung in der Gruppe umgesetzt werden. Der zeitliche Aufwand müsste von der Leiterin in Kenntnis ihrer Gruppe selbst abgeschätzt werden.

Material: Von den Teilnehmerinnen mitgebrachte Bilder einer besonders schönen Frau; Kopien Schönheitschirurgie-Kalender und Text „Der Spiegel“ (siehe S. 44; für AbonnentInnen zum Herunterladen vorbereitet unter www.ahzw.de/Service);
Plakate, Flipchart, kleinere Zettel (mehrere pro Teilnehmerin), Stifte in verschiedenen Farben

Ablauf

Du bist schön!
Nach einer kurzen Einführung in das Thema bittet die Leiterin die Teilnehmerinnen, das mitgebrachte Bild einer in ihren Augen besonders schönen Frau zu zeigen und kurz zu erzählen, warum sie sich für dieses Bild entschieden hat.
Impulse für das anschließende Gespräch: Woran entscheidet sich für mich, ob ich jemanden schön finde? Was macht für mich erotische Attraktivität aus?
Einzelarbeit: Wenn ich mich mit „meiner“ schönen Frau vergleiche: Wo sind Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede? Was würde ich  empfinden, wenn ich ihr begegnen würde?
Austausch über die Gedanken aus der Einzelarbeit: je nach Gruppengröße und Vertrautheit in der Gruppe in Kleingruppen oder in der Gesamtgruppe. Die Frauen sollten ermutigt werden, sich zu äußern – aber nicht gedrängt.
Zweiergruppen: Die Teilnehmerinnen einladen, sich zu zweit zusammenzusetzen und einander zu sagen, was sie an der jeweils anderen schön finden. Es sollte Zeit genug sein, dass die Frauen darüber ins Gespräch kommen können.
Impuls für das abschließende Gespräch in der Gesamtgruppe: Ist es schwierig, einer anderen Frau zu sagen, dass sie schön ist oder was wir schön finden an ihr? Warum tun wir das im Alltag so selten?

 

Das kannst Du doch nicht machen, Kind!

Die Leiterin führt kurz ein: Die Vorstellungen von Schönheit ändern sich im Laufe der Zeit ebenso wie die Vorstellungen darüber, was man/frau tut, um sich schön zu machen. Was für uns selbst völlig normal ist, wäre unseren Müttern und Großmüttern nie in den Sinn gekommen. Was unsere Kinder und Enkelkinder für völlig selbstverständlich halten, kommt uns selbst als total überzogen, überflüssig und möglicherweise sogar gefährlich vor. Es ist spannend, einmal die eigenen Schönheitsvorstellungen und Schönheitsmittel mit denen der Generationen vor und nach uns zu vergleichen.

Hinweis für die Leiterin: Der folgende methodische Vorschlag grenzt das Thema auf Schönheit von Frauen ein. Bei genügend Zeit und Lust in der Gruppe wäre es reizvoll, dieselben Fragen mit Blick auf Männer zu bearbeiten und anschließend die Ergebnisse zu vergleichen. Noch spannender wäre es natürlich, in einem weiteren Schritt darüber mit einer Gruppe von Männern gleichen Alters oder auch mehrerer Generationen ins Gespräch zu kommen.

Die Leiterin legt ein Plakat in die Mitte, auf dem als Überschrift steht: „Schön an mir finde ich…“; dazu werden einige Stifte in verschiedenen Farben gelegt. Die Frauen werden eingeladen, ohne miteinander zu sprechen kreuz und quer auf das leere Plakat ihre ganz persönlichen Ergänzungen der Überschrift zu schreiben. (Eine leise Musik im Hintergrund – evtl. Chansons von Edith Piaf? – hilft den Frauen, in Ruhe nachzudenken und nicht schon jetzt miteinander zu reden oder gar zu diskutieren.)
Impulse für das anschließende Gespräch: Ist es mir schwer gefallen, etwas zu entdecken, das ich an mir selbst schön finde? Was habe ich gefühlt, als ich das an mir selbst als schön Empfundene aufschreiben – und damit eventueller Kritik aussetzen – sollte? Wenn wir uns das Ergebnis unserer Übung anschauen: Stimmen unsere Vorstellungen von Schönheit überein? Wo sind Unterschiede?
Gespräch in Zweiergruppen: Die Leiterin bittet die Frauen, sich jeweils zu zweit Gesicht-zu-Gesicht einander zuzuwenden und im Wechsel der jeweils anderen einige Male zu sagen: „Ich bin schön!“ Nach einer kurzen Stille zum Nachdenken tauschen die Frauen sich (zu zweit oder in der Gruppe) über folgende Fragen aus: Wie fühlt es sich für mich an zu sagen „Ich bin schön“? (Finde ich es albern – stimmig – gelogen…?)
Impulse für den nächsten Schritt: Welche Mittel verwenden wir, um uns schön zu machen? Die Leiterin schreibt die auf Zuruf kommenden Aussagen in Stichworten auf ein großes Blatt. Sie achtet darauf, dass nicht diskutiert wird: Es geht hier um eine Bestandsaufnahme dessen, was ist – nicht darum, was (nicht) verwendet oder getan werden sollte! Das Blatt mit der Stichwortsammlung wird an das Plakat aus der vorigen Runde geheftet.
Die Leiterin legt zwei neue Plakate in die Mitte – eines hat die Überschrift „Wenn meine Großmutter / meine Mutter sich schön machen wollte…“, das andere „Wenn meine Tochter / meine Enkelin sich schön machen will…“. Wie in der ersten Runde ergänzen die Frauen die angefangenen Sätze.
Impulse für das anschließende Gespräch: Wir haben die Schönheitsvorstellungen von drei (bzw. fünf) Generationen zusammengetragen. Welche Entwicklungen sehen wir da? Was gefällt uns an der Entwicklung? Was stört uns, finden wir bedenklich?
Die Leiterin eröffnet die letzte Runde etwa mit folgender Einleitung: Wenn wir uns vor Augen halten, wie sehr sich unsere eigenen Schönheitsvorstellungen (und verwendeten Schönheitsmittel) gegenüber denen unserer Großmütter und Mütter verändert haben, können wir dann etwas gelassener damit umgehen, wie unsere Töchter und Enkelinnen sich schön machen? Evtl. Zeit zum Nachdenken und für einen kurzen Austausch in Murmelgruppen geben.
Dennoch gibt es Dinge, die wir einfach nicht ohne Weiteres verstehen und akzeptieren können. Welche sind das? Was würden wir junge Mädchen und Frauen dazu gerne  fragen, ihnen sagen? Auf dem Tisch liegen kleine Zettel und Stifte für jede; die Frauen werden gebeten, ihre Fragen bzw. Ratschläge auf jeweils einen der Zettel zu schreiben. Anschließend werden diese vorgelesen und in die Mitte gelegt. Jetzt ist auch der Zeitpunkt für die Diskussion unterschiedlicher Einstellungen gekommen.

Hinweis für die Leiterin: Wenn die Gruppe möchte, wird im Nachgang zu dieser Runde ein Gespräch mit jungen Mädchen und/oder Frauen vereinbart – etwa könnten dazu Mädchen aus Jugendgruppen in der Gemeinde oder junge Frauen aus Mutter-Kind-Gruppen angesprochen werden. Eine solche Begegnung müsste allerdings gemeinsam von je zwei Vertreterinnen der beteiligten Gruppen methodisch vorbereitet werden.

 

Ich lasse mich schön operieren!

Die Leiterin führt anhand des Beitrages kurz ein das Thema Schönheitsoperationen ein.
Impuls für eine Gesprächsrunde: Die meisten Operationen werden an Frauen durchgeführt: Warum entscheiden sie sich für solche Eingriffe? (evtl. ergänzen aus dem Beitrag oben)
Die Leiterin verteilt Kopien des Schönheitschirurgie-Kalenders der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) und bittet die Teilnehmerinnen, ihn sich in Ruhe anzuschauen. Anschließend besprechen die Teilnehmerinnen in Kleingruppen: Welches Frauenbild verbirgt sich hinter den Empfehlungen des Schönheitschirurgie-Kalenders? Ergebnisse werden in Stichworten festgehalten; wenn genügend Zeit ist und die Teilnehmerinnen mögen, stellen sie ihre Antworten als Zeichnung auf einem leeren Plakat dar oder schreiben ihre Stichworte in die auf Plakat gezeichnete Silhouette einer Frau. Alternativ: Collage erstellen; dazu ggf. Material (Zeitschriften, Scheren, Stifte, Kleber) bereithalten
Austausch über die Ergebnisse der Kleingruppen im Plenum: vor allem, wenn Bilder gemalt oder geklebt worden sind!
Einzelarbeit: Ordnen Sie sich Ihrer Altersgruppe im Schönheitschirurgie-Kalender zu und überlegen Sie: Würden Sie die dort empfohlenen Operationen durchführen lassen? Warum? Warum nicht? Evtl. anschließend Austausch in Murmelgruppen.
Abschluss: Die Leiterin beschließt die Runde mit dem Text „Der Spiegel“ von Gerhard Schöne oder einem anderen Text aus dem Materialteil der Arbeitshilfe; als Kopie für alle zum Mitnehmen vorbereiten
Weiterarbeit: Die Gruppe beteiligt sich an der Diskussion auf der Internetseite www.ahzw.de (vgl. Hinweis S. 13).


Dr. Claudia Janssen, Jg. 1966, ist theologische Referentin der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland (EFD)

Anmerkungen:
1 Mir ist der Hinweis wichtig, dass ich persönlich den Begriff Schönheitsoperationen im Sinne kosmetischer Chirurgie, die zur „Verschönerung“ durch Beseitigung von „Makeln“ in einen gesunden Körper eingreift, immer in Anführungsstrichen denke oder von „so genannten Schönheitsoperationen“ spreche, um der Gewöhnung entgegen zu wirken.
2 Die Angaben stammen aus Emma-Spezial: Schönheitsterror (www.emma.de)
3 Vgl. die Broschüre des Bundesgesundheitsministeriums (2005): „Spieglein, Spieglein an der Wand… Zur Diskussion um den Schönheitswahn“ (www.bmg.bund.de). Bestell-Nr.: A 331 (Tel.: 0180 – 51 51 510)
4 Eine reizvolle Lektüre dazu: „Is' was, Kanzlerin? Eine Analyse des Journalistinnenbundes zur Darstellung von Angela Merkel in den Medien“ – basierend auf 300 Artikeln, die zwischen dem 30.8. und 21.11.2005 erschienen sind. Text unter: www.journalistinnenbund.de
5 www.dgaepc.de
6 Vgl. Elisabeth Rohr, Schönheitsoperationen. Eine neue Form der Körpertherapie? In: E. Rohr (Hg.), Körper und Identität. Gesellschaft auf den Leib geschrieben, Königstein/Taunus 2004, 90-114.
7 siehe dazu im Materialteil, S. 40 (Hohes Lied 5,9-16: Mein Freund ist voller Licht)
8 Chrismon 12/2004, 24-27

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