Alle Ausgaben / 2017 Andacht von Simone Kluge

Lust auf Wolkengucken?

Andacht im Sommer

Von Simone Kluge

Diese Andacht kann drinnen, genauso gut aber auch unter freiem Himmel gefeiert werden.

Herzlich willkommen zu unserer sommerlichen Andacht. Egal, ob Sie noch im Büro schwitzen, in den Urlaubsvorbereitungen stecken oder bereits in der Sommerfrische weilen – wir möchten Ihnen Lust machen auf eine Zeit ohne Termindruck. Eine Zeit, in der Sie die Seele baumeln lassen können, jeder und jede auf ihre eigene Weise.

Und so lasst uns diese Andacht feiern im Namen Gottes.
Gott, du schufst den Tag und die Nacht.
Möge Dein Wort uns daran erinnern, dass alles seine Zeit hat.

Und im Namen Jesu Christi.
Christus, du lehrst uns, aus dem Moment heraus zu handeln und auf die Gegebenheiten des Hier und Jetzt zu reagieren.

Und im Namen der Heiligen Geistkraft.
Heiliger Geist, du durchströmst uns. Lass uns durchlässig werden für die Liebe Gottes und die Schönheiten um uns herum. – Amen

Kennen Sie das auch?
– Sie sind im Urlaub und der Wein mundet so wunderbar. Sie meinen, noch nie einen besseren getrunken zu haben …

– Sie erleben, wie ergreifend es ist, einen Berggipfel zu erklimmen und plötzlich hinab zu blicken auf die Landschaft, die sich Ihnen in neuer Perspektive zeigt …

– Oder Sie bewundern den steten Rhythmus des Meeres, das Heben und Senken der Wellen. Und es gibt nichts anderes als dieses stete Auf und Ab zu Ihren Füßen …

– Vielleicht kommt Ihnen auch eine besondere Begegnung in den Sinn, ein Bildungserlebnis oder eine Erfahrung des entdeckenden Unterwegsseins …

kurze Zeit des Nachsinnens

Erzählen Sie einander von diesen Erlebnissen:
Wann und wo war das? Wie hat es sich angefühlt?
Unser Alltag ist geprägt von Verpflichtungen, die unsere Aufmerksamkeit binden. Eine eingelegte Pause, ein Urlaub kann Freiräume schaffen und unsere Wahrnehmung verändern. Plötzlich findet etwas unsere Beachtung, das wir in der Alltagsroutine völlig übersehen hätten. Petra Maria Burger hat solche Erfahrungen in ihrem Buch „Umarme dein Leben!“ mit folgenden Worten beschrieben:

ich kenne
singende Blüten
und duftende Trommeln

ich kenne
lachende Blätter
und malende Berge
ich kenne umarmende Bäume
und streichelnde Käfer

wenn du ihnen
begegnest
dann grüße sie von mir
Petra Maria Burger, in: Umarme dein Leben!
Bad Leonfelden (Sternsteinverlag) 2012

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um den Text nachklingen zu lassen.

Kopien des Textes austeilen, noch einmal lesen und die TN einladen, darüber ins Gespräch zu kommen

Vielleicht kennen Sie keine umarmenden Bäume oder lachenden Blätter? Aber sicher erinnern Sie sich daran, wie viel Spaß es gemacht hat, auf dem Boden zu liegen und Wolkenbildern nachzusehen. An das flüchtige Entdecken einer Form, eines Wesens, und dann das Beobachten der wechselnden Formationen am Himmel. Oder auch daran, wie sich deren Farben und Formen im Verlauf eines Sonnenaufgangs oder eines Sonnenuntergangs verändern.

Vorbei ziehende Wolken können uns lehren, die Dinge zu betrachten, ohne sie verändern zu wollen. Vorbei ziehende Wolken können uns staunen machen über den Wandel in der Natur.

Und wir können mit ihnen auch anderes ziehen lassen, was uns sonst so sehr gefangen nimmt.

Dieser Moment gehört nun ihnen, den wechselnden Himmelsformationen. Nehmen wir uns einen Augenblick Zeit, um dem Schauspiel der Natur nachzuspüren …

Bei einer Andacht draußen laden Sie zum bewussten Gehen und Entdecken von Erd' und Himmel ein. Dieser Gang wird durch einen kurzen Austausch zu zweit oder dritt abgeschlossen.

Findet die Andacht drinnen statt, können Sie Musik zum Träumen und Entspannen einspielen. Je nach Tageszeit ist auch ein unterstützendes Schattenspiel möglich, hierzu können in Form gezogene Wattebäusche an Fäden bewegt werden, sodass deren Schatten auf die Wand fällt. Wirkungsvoll ist es auch, Wasserdampf aufsteigen oder Seifenblasen schweben zu lassen, so dass deren Bewegung auf die Wand projiziert wird (bitte vorher ausprobieren). Auch das Einspielen eines kurzen Filmclips ist möglich.

Vielleicht haben Sie keinen Urlaub vor sich, vielleicht sind Sie nicht mehr mobil und das Reisen fällt Ihnen schwer. Oder Sie sind Single und stehen etwas ratlos vor Ihren Urlaubsplänen. Dann nehmen Sie sich einen Moment Zeit – so wie wir eben – und entdecken die Wunder vor Ihrer Haustür, oder stellen Sie sich Ihre Erlebnisse vor. Unser zentrales Nervensystem unterscheidet nicht zwischen wirklichen und vorgestellten Ereignissen. Der Wind, den wir uns vorstellen, kann ebenso rauschen, wie der echte. Probieren Sie es.

Vor lauter Lauschen und Staunen
sei still,
du mein tieftiefes Leben;
dass du weißt, was der Wind dir will,
eh noch die Birken beben.

Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,
lass deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gib dich, gib nach,
er wird dich lieben und wiegen.

Und dann, meine Seele, sei weit,
sei weit,
dass dir das Leben gelinge,
breite dich wie ein Feierkleid
über die sinnenden Dinge.
Rainer Maria Rilke

Lasst uns beten:
Gott, im Alltag bist du uns oft fern.
Wir hören deine Stimme nicht.
Wir sehen deine Schönheit nicht
und verlieren uns in den täglichen ­Sorgen.

Schenke uns eine Zeit,
uns wieder neu auszurichten.
Lass uns wach werden
und unsere Sinne neu schärfen –
für die singenden Blüten,
die duftenden Trommeln
die lachenden Blätter
und malenden Berge.

Und wer weiß,
vielleicht entdecken wir in den ­umarmenden Bäumen,
den streichelnden Käfern
und ziehenden Wolken
auch dich, Gott, wieder neu.

Lass uns verwandelt zurückkommen
und etwas von deinem Segen ­mitbringen
in unseren Alltag und für die ­Menschen,
die uns begegnen. – Amen

Segen
Gott, dein guter Segen ist wie ein ­großes Zelt.
Und so geht im Segen unseres Gottes:

Gott segne und behüte dich.
Gott erleuchte dein Angesicht
und erfülle dein Herz mit Freude.
Gnade und tiefer Friede mögen dich ­begleiten,
und mögest du Gottes Angesicht schauen. Amen

Mögliche Lieder, entsprechend der Gruppe auszuwählen:
EG 165 Gott ist gegenwärtig, Str. 1,5-8
EG 258 Zieht in Frieden eure Pfade
EG 175 Ausgang und Eingang (Kanon)
HuT1 237 Die Himmel erzählen die Schönheit Gottes

Simone Kluge, Jg. 1972, ist Referentin bei den Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland und MItglied im Redaktionsbeirat ahzw.

Anmerkungen
1) Durch Hohes und Tiefes. Gesangbuch der Ev. Studierendengemeinden in Deutschland.
Hrsg. von Eugen Eckert, Friedrich Kramer und Uwe-Karsten Plisch. München 2008.

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