Ausgabe 1 / 2013 Editorial von Margot Papenheim

Mission. Impossible?

Von Margot Papenheim

Mission ist ein Fremdwort und bedeutet laut Duden erstens schlicht „Sendung, ehrenvoller Auftrag“. Ein zweiter Blick auf den lateinischen Ursprung offenbart die schillernde Vielfalt des Begriffs.

Langenscheidts Großes Schulwörterbuch braucht fast eine Seite, um die zahlreichen Möglichkeiten der Übersetzung von „mittere“ aufzuzählen. Mit „werfen, schleudern, schießen, stoßen, stürzen“ fängt es an, über „schicken, senden“, „Blut abzapfen, einen Aderlass vornehmen“ und viele andere mehr hört es mit „setzen, stellen, legen“ auf. Gleich nach dem ehrenvollen Auftrag kennt Bertelsmanns neue deutsche Rechtschreibung „Heidenbekehrung“ als Wortsinn, der Duden, etwas sprachsensibler, die „Verbreitung einer religiösen Lehre unter Andersgläubigen“. Das kommt ersten Assoziationen christlich sozialisierter Menschen bei der Begegnung mit „Mission“ schon näher. Und dem Unbehagen, das die meisten eingedenk der unheilvollen Geschichte befällt, die die christlichen Kirchen in Erfüllung des ehrenvollen Auftrags geschrieben haben.

„Kolonisieren heißt Missionieren in dem hohen Sinne der Erziehung zur Kultur.“ Sätze wie dieser des Abgeordneten Wilhelm Solfe in einer Rede im Deutschen Reichstag im März 1913 und deren übler Realitätsgehalt machen deutlich, warum „Mission“ für viele ein zutiefst vergiftetes Wort – und Tun – ist. Kirchen wie kirchliche Werke und Verbände sind daher gut beraten, wenn sie missionarisch unterwegs sind, sehr genau zu definieren, was sie damit meinen. Und vor allem, was sie damit nicht meinen. In ihrem Positionspapier „EFiD – Ökumenisches Profil“ gehen die Evangelischen Frauen in Deutschland davon aus, dass ChristInnen, die in ihren Kirchen beheimatet sind, „die anderen“ nicht als Bedrohung, als gefährliche Fremde empfinden müssen, die es zu bekämpfen oder zu bekehren gilt. Geborgen in ihrem religiösen Zuhause können sie der tiefen menschlichen Sehnsucht folgen, sich mit „den anderen“ verbunden zu wissen. Und sich, ohne Angst um die eigene Identität, mit ihnen verbünden in der gemeinsamen Sorge für alles, was lebt.

Auf dieser Grundlage buchstabiert die ahzw durch, wie der Auftrag verstanden werden könnte. Impossible? Nein – unmöglich ist Mission nicht. Und ein sehr ehrenvoller Auftrag allemal. Lassen Sie es sich, trotz aller berechtigten Fragezeichen, nicht nehmen darüber nachzudenken und zu sprechen.

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