Hinweis für die Leiterin: Der Text dieses Artikels ist durch Fragen unterbrochen. Sie können in der Gruppe einen (oder mehrere) der Sinnabschnitte vorlesen und mit Hilfe der Leitfragen die Gruppe ins Gespräch bringen. Vielleicht laden Sie zur Vertiefung eine Mitarbeiterin des Dienstes für Mission und Ökumene zum Gespräch in die Gruppe ein.
Bei einem noblen Stehempfang wird intellektueller Small-Talk gemacht. Nur ein Schwarzer steht etwas verloren herum. Ein Mensch tritt auf ihn zu und bietet ihm ein Lachsbrötchen an. „Nam-nam gut!“ sagt er. „Nam-nam gut“, antwortet der Schwarze. Dann schenkt er ihm ein Glas Sekt ein: „Lab-lab gut!“ Der Schwarze trinkt: „Lab-lab gut!“ bestätigt er. Dann kommt das Referat des Abends. Der Schwarze tritt ans Pult und hält einen wissenschaftlichen Vortrag über den Paradigmenwechsel der Kultur im Kontext der sozio-ökonomischen Globalisierung. Anschließend geht er wieder auf sein Gegenüber zu und fragt: „Blabla gut?“
Wenn Sie fertig gelacht haben über den Rassismus des obigen Menschen, dann muss ich Ihnen sagen: Ich finde diesen Menschen nett. Es geht ihm wie so manchem Missionar. Er geht auf den Fremden zu. Vielleicht schämt er sich, weil seine Mitgäste den Mann ignorieren. Sicher tut er ihm leid, und da ist wohl auch eine Portion Herablassung drin. Und er versucht, recht und schlecht mit dem Fremden zu kommunizieren.
J.C. Blumhardt, der erste Leiter des Basler Missionsseminars, sagte bei der Aussendung der ersten Missionare nach Liberia 1827: „Ihr seid diesen misshandelten Geschöpfen eine unerschöpfliche Geduld und ein Übermaß an wohltuender Liebe schuldig, wenn auch nur einigermaßen die tausend blutenden Wunden geheilt werden sollen, welche ihrem Volke seit Jahrhunderten die schmutzigste Habsucht und grausamste Arglist der Europäer geschlagen hat.“ Zu solchem Schuldbewusstsein haben wir heute allen Grund, und zwar nicht nur im Blick auf die Kolonialzeit, sondern auf die Weltwirtschafts-Unordnung von 2003.
Im weiteren spricht Blumhardt von einer „wohltätigen Zivilisation“ durch die Mission und meint damit Alphabetisierung, Landwirtschaft und medizinische Hilfe. Während andernorts noch heftig mit Sklaven gehandelt wurde, wohnten, arbeiteten und starben christliche Männer und Frauen bei den Einheimischen in Afrika, Indien und China – und wenn sie sich überlegen fühlten, so war das wohl eher das Privileg des christlichen Glaubens als rassistische Überheblichkeit.
Hier wird der Witz den Basler Missionaren nicht gerecht. Deren erstes Gebot war immer, die einheimische Sprache gründlich zu lernen. In Indien wurden daraus sogar bedeutende Forschungen (Kittel und Gundert). In Sabah/Malaysia, wo meine Familie von 1964 bis 1973 gelebt hat, wurde die Rungussprache überhaupt erst durch Missionar Forschner aufgeschrieben.
Freilich, so wie obiger Mensch sich blamiert hat, so blamiert haben wir uns alle. Da hilft kein noch so gründlicher Vorbereitungskurs, irgendwann stößt man an die einheimische Kultur und macht grässliche Fehler. Eine Indonesierin sagte mir einmal: „Ihr Europäerinnen, ihr müsst gar nicht erst sagen, was ihr denkt, euch sieht man es schon am Gesicht an. Eure Gesichter sind so nackt.“ Als ich das hörte, überfiel mich ein heißer Schub von Heimweh. 'Wer zwingt mich eigentlich, hier unter diesen stets lächelnden superkorrekten Asiatinnen „nackt“ herumzulaufen? Ich will heim und normal sein!' dachte ich.
Nicht-Angenommensein macht rassistische Gefühle. Ich gebe Ihnen noch ein Beispiel. Für die Rungusleute ist Wahrheit nicht einfach ein Feststellen von Tatsachen, sondern es geht dabei immer auch um die Beziehung zwischen der Fragenden und der Antwortenden. 'Warum fragt sie? Was tut ihr gut zu hören? Was ist für mich gut zu antworten? Welche Antwort ist für meine Gemeinschaft gut?' Ein Volk, das immer unter Fremdherrschaft
war, kann es sich nicht leisten, einfach über Sachverhalte loszuquatschen, ohne die Folgen zu bedenken. Ich hatte gelernt, diese Art von Wahrheit zu akzeptieren.
Aber dann war da Amping, ein besonders hübsches, heiteres, lerneifriges Mädchen. Mir fiel auf, dass sie sich immer wieder auf die Bank legte. Sie war müde und hatte Kopfweh. Leukämie! Sie wurde im Krankenhaus in der Stadt behandelt. Jeden Monat, wenn das Boot fuhr, besuchte ihr Vater sie. Ich schickte ihr etwas zum Lesen oder Malstifte mit. Und er erzählte mir, wie es Amping ging. Wieder einmal kam er zurück. „Und?“ „Es geht ihr ganz gut,“ sagte der Vater und ging weiter. Gleich darauf hörte ich die Leute in seinem Gehöft laut weinen und schreien. Amping war tot. – Ich weiß noch, wie ich in meiner Verzweiflung sagte: „Sie lügen doch alle! Nicht einmal mitweinen lassen sie mich!“ Ja, meine Wut war sicher auch rassistisch. Wenn Gefühle verwundet sind, gehen alle wohlgeprägten Einsichten baden…
Anregung zum Gespräch: „Nicht-Angenommensein macht rassistische
Gefühle.“ Stimmen Sie dem zu? Haben Sie vergleichbare persönliche
Erfahrungen?
Das ist tatsächlich die Auffassung des niederländischen Historikers Jan Vansina. Er erforschte die Geschichte im Zentralkongo und war entsetzt über die unheilvolle Allianz zwischen der Schreckensherrschaft König Leopolds und den holländischen Missionaren, denn sie zerstörten erbarmungslos die einheimische Kultur.
Nein, der damalige Pietismus war eher kritisch gegen die Herrschenden in Staat und Kirche. Praktisch halfen sie den afrikanischen Christen, ihre Landwirtschaft zu modernisieren. Als der Kolonialherr Puttkamer dieses Land enteignen und Deutsche dort ansiedeln wollte – wobei die Kameruner als Farmarbeiter hätten dienen müssen – wehrten sich Missionar Bizer und seine Kollegen wütend gegen dieses Unrecht. Sie appellierten an Basel und später sogar an die SPD im Reichstag. Puttkamer wurde abgelöst und Kamerun entging einem Apartheid-System ähnlich dem Südafrikas.
Nein, das kann man auch nicht sagen. In all den Berichten von Missionaren und aus dem Basler Komitee findet man erstaunlich wenig rassistische Äußerungen, und wenn, dann kommen sie von Missionaren, die irgendwie am Scheitern waren. Sie überspielten ihr Versagen, indem sie die Afrikaner als dumm, faul und dreckig beschrieben und „radikal durchgreifen“ wollten. Andere blieben lange, lebten im Kontakt mit den Leuten, bauten Strukturen der Zusammenarbeit mit den Afrikanern und fällten keine verallgemeinernden Urteile mehr. Je näher, desto individueller sahen sie die Menschen.
Nein, so war es nicht. Alle Missionare, vom Beginn der Basler Mission an, mussten ja zunächst die Sprache lernen. Wer eine Sprache studiert, erfährt zugleich auch viel über die Kultur. Die meisten von ihnen, junge schwäbische Handwerker, waren neugierig und entdeckten die fremde Welt mit einer unbefangenen ganzheitlichen Philosophie. Die Überzeugung, dass das Evangelium eine gute Sache für ein „Volk im Dunkeln“ sei, bedeutet ja zugleich, dass dieses Volk bekehrungswürdig und bekehrungsfähig war. Ein banaler Hautfarbenrassismus verbot sich also von selbst.
Ausdrücklich verboten waren sie nicht. Sie kamen selten vor, das stimmt. Vielleicht war das ein „latenter“ Rassismus. Jedenfalls war es Gehorsam gegenüber der Missionsleitung. Man sah in Basel sehr darauf, dass Missionarsfrauen „passend“ waren, also auch nicht aus einer anderen sozialen Schicht oder etwa aus England kamen.
Es ging um die Missionsstation. Man wusste, dass diese ein Zentrum des religiösen Lebens war. Deshalb musste sie lebensfähig und krisenresistent sein. Unausgesprochen anerkannte man damit die Arbeit der Missionarsfrau.
Die Kinderhäuser! Ein bedrückendes Kapitel der Mission. Immerhin wurden sie nicht auf Befehl der Basler Leitung, sondern auf Bitte der Missionare eingerichtet, die fürchteten, ihre Kinder könnten in der „heidnischen Luft“ Schaden nehmen, d.h. in den Tropen krank werden.
Zu dieser Frage gibt es einen interessanten Konflikt: 1860 wollte die Leitung der Basler Mission sich für die Sklavenbefreiung in Ghana einsetzen. Aber die Missionare stritten dagegen. Sie lehnten die Abschaffung der Sklaverei als europäische Einmischung ab. Missionare identifizierten sich oft mit den Einheimischen. Freilich gab es dann etwa zwischen 1880 und 1914, parallel zur Kolonialisierung, am ehesten Zeichen der Überheblichkeit.
Ja, ab 1960 waren viele alte Missionsleute in Europa tätig gegen den Rassismus. Freilich spielten sie in der Kirche und in der „Heimatmission“ damit kaum eine Rolle. Alte Missionare galten nicht viel. In den Kirchen Kameruns oder Ghanas, aber auch in Indien wird die Leistung der Missionare mehr gewürdigt als in der Heimat. Gerade auch, was die Erhaltung der einheimischen Kultur und Sprache angeht.
Heutige ökumenische Mitarbeitende haben oft nur Verträge von zwei oder drei Jahren. Sie reißen sich also nicht so endgültig aus ihrer Heimat los wie frühere Missionsleute. Zugleich ist der Abstand, was die „Zivilisation“ betrifft, viel größer geworden. Und damit eben auch die Versuchung, sich für die kurze Zeit auf die „primitiven“ Verhältnisse gleich gar nicht einzulassen.
Und doch gab gerade dieses Abgeschnittensein dir die Chance, in Sabah Wurzeln zu schlagen. Wurzeln wachsen nur aus abgeschnittenen Zweigen!
Anregung zum Gespräch: Stellen Sie sich vor, Sie würden fünf Jahre als Missionarin mit Menschen einer nicht christlichen Religion und mit einer Ihnen völlig fremden Kultur leben. Was ist das Ziel Ihrer Arbeit? Was denken Sie über die Kultur und Religion dieser Menschen? Was wollen Sie am Ende mit nach Hause nehmen?
Zurück zum Anfang. Sie erinnern sich: Nach seinem Vortrag geht der Afrikaner wieder zu seinem Gesprächspartner, der jetzt gern überall, bloß nicht auf dieser Party wäre. Da ist mehr als ein Körnchen Spott in seinem lächelnden „Blabla gut?“. Aber er redet mit ihm, ignoriert ihn nicht als einen hoffnungslos rassistischen Fall. Ich will die Härte des Witzes nicht weichreden, aber es könnte immerhin zu einem Gespräch zwischen dem Afrikaner und dem Europäer kommen!
Bezeichnenderweise kam die Kritik am Rassismus des Westens beim Ökumenischen Rat der Kirchen durch die Kirchen der Mission zur Sprache. (Konferenz zu Kirche und Gesellschaft, Genf 1966) Bei den Vereinten Nationen hätten sie es nicht gewagt, so scharf zu sprechen – aber am Familientisch nimmt man kein Blatt vor den Mund. Die Folge war das Programm zur Bekämpfung des Rassismus, das dem ÖRK viele Anfeindungen aus den Kirchen brachte, das aber auch zum Früchteboykott der Frauen führte!
Bei meinem Gespräch mit Paul Jenkins kam sein Nachfolger Guy Thomas dazu und sagte, er habe soeben einen ganz rassismus-kritischen Brief von 1950 aus Kamerun gelesen. Die Katechisten der Gemeinden in Bamenda schreiben an Inspektor Witschi in Basel: „Als kirchliche Mitarbeiter werden wir von der Welt verachtet. Aber es schmerzt uns, dass sogar unsere Missionare sich daran beteiligen. Sie grenzen sich von uns ab wegen unserer Hautfarbe, und wir fragen uns, ob für so etwas Platz ist im Reich Gottes. Man nennt uns schwarze Affen und Buschmänner. Wenn man Afrikaner zu Christen machen will, braucht man Missionare mit einer christlichen Gesinnung, christlichem Verhalten und christlicher Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Wir beten, dass Sie mit Gottes Hilfe Ausschau nach solchen Missionaren halten und sie zu uns schicken.“ Der Brief war die Reaktion auf einen Missionar, der die Geldangelegenheiten der Kameruner Gemeinden in Ordnung bringen wollte. Interessant ist, dass die Kameruner sich direkt an den Inspektor in Basel wenden. Offenbar rechnen sie damit, dass ihr Rassismus-Vorwurf bei der Leitung Eindruck machen wird. Und das schon 16 Jahre vor dem Aufschrei in Genf. Noch jemand spielt eine Rolle im Witz…
Sie bleiben unter sich, blamieren sich also auch nicht. Eventuell liefern sie abgewogene Kommentare zum Geschehen. Solche Zuschauer gibt es bei der Mission mehr als nötig. Die Väter der Basler Mission – ich möchte wetten, dass auch Mütter dabei waren, aber die wurden nicht genannt – gründeten das Werk ja aus einer Kritik am Nicht-Handeln der Kirchen heraus. Die Landesfürsten oder Könige, die zugleich Herren der Kirche waren, wollten wohl ihre Landeskinder geistlich versorgt sehen, aber für das Seelenheil fremder Völker hatten sie kein Geld übrig. Aber Jesus war doch für die ganze Menschheit gekommen! So mussten die Pietisten selbst zu Geld kommen, mit Stricken und Sammeln – und vor allem mit Berichten vom „Missionsfeld“. In der Zeitschrift „Heidenbote“ wurden die Erfolge der Missionare geschildert und die Notwendigkeit, das Los der „armen Schwarzen“ zu verbessern.
Paul Jenkins verglich die offiziellen Protokolle der Missionsleitung mit persönlichen Briefen von MissionarInnen und mündlichen Erzählungen der Missionarskinder. Das Ergebnis war verblüffend: Bei den Geschichten der Kinder spielen die Einheimischen die Hauptrollen. In einem persönlichen Brief steht etwa: „Osuman und fünf andere Helfer (=Katecheten) sind von der Reise auf die andere Halbinsel heimgekommen und erzählten, dort wollten viele Langhäuser übertreten (zum Christentum). Die Leute hätten begierig zugehört und begeistert die Lieder gelernt. Jetzt wollen die neuen Gemeinden, dass ein Missionar dort hinzieht.“ Im offiziellen Bericht für das Komitee heißt das so: „Aufgrund der Arbeit von Missionar Dilger sind auf der Bengkoka-Halbinsel 14 neue Taufbewerbergruppen entstanden.“
Je offizieller der Bericht, umso weniger spielen die Einheimischen darin eine Rolle. Sicher war das kein bewusster Rassismus bei der Missionsleitung – aber nun ja, die Mission braucht Geld. Und deshalb muss sie beweisen, dass die Arbeit des Missionars Erfolg hat. Unbewusst rechnete die Missionsleitung mit dem latenten Rassismus der potentiellen SpenderInnen, die ihr Bild des guten, gescheiten Weißen gegenüber den armen, entwicklungsbedürftigen Einheimischen bestätigt sehen wollten. Wer Geld will, muss die Geber bestätigen, nicht belehren. Und so schaukelten der berichtete Rassismus aus der Mission und der vorhandene Rassismus in der Heimat einander hoch.
Anregung zum Gespräch: „Mission ist wichtig – und sie braucht Geld.“ Wie denken Sie darüber? Und wofür spenden Sie selbst am liebsten? Welche Bilder und Informationen bekamen Sie früher / bekommen Sie heute „aus der Mission“? Welche Bilder und Informationen hätten Sie gerne?
Unsere Tochter studierte Theologie und erwähnte einmal vor ihren Mitstudierenden, sie sei auf Borneo geboren. „War dein Vater dort geschäftlich tätig?“ – „Nein, er war Missionar.“ – „Igittigitt!“ Über die Untaten der Mission wussten die jungen Leute prächtig Bescheid. Kolonialismus, weiße Überheblichkeit, Zwangsbekehrungen, kulturelle Überfremdung, Intoleranz und Paternalismus. Wo soll man anfangen zu erklären, wenn alle schon alles besser wissen? Sie merken: Gegen fremdwortgewaltige Missionsmäkler hege ich einen gewissen Ingrimm. Deshalb erzähle ich Ihnen jetzt noch von einer Missionarin aus der jungen Protestantischen Kirche in Sabah.
deren Eltern Christen wurden. Sie bekam Missions-Stipendien und wurde eine der ersten ordinierten Pfarrerinnen ihrer Kirche. Zur Zeit arbeitet sie in der Bibliothek am Theologischen Seminar von Sabah (STS), wo junge Leute aller Konfessionen und Ethnien studieren. Bei unserem Besuch dort 2002 machte ich ein Interview mit ihr.
Oh, wir wurden bald Freunde, vor allem durch das gemeinsame Choralsingen, bei dem Chinesen und Einheimische mitmachten. Damals gab es keine Probleme zwischen den Rassen.
Eigentlich auch nicht…
Oh, ich würde sofort die Ungerechtigkeit abschaffen. Es ist so, dass einheimische Angestellte am STS mit besten Qualifikationen viel weniger Lohn bekommen als ein chinesischer Anfänger ohne jede Ausbildung. Das ist unfair und schafft böses Blut.
Als ich aufwachte, war das Fenster ganz dunkel von lauter Kinderköpfen, die die neue Pfarrerin sehen wollten. Diese Kinder! Später hatte ich sie zu unterrichten. Sie waren so wild und laut, wollten viel lieber auf Bäume klettern oder boxen als auf der Schulbank sitzen und was lernen. Einige klauten sogar.
Denen ging es wirklich schlecht. Sie arbeiteten auf dem Feld wie die Männer, aber zusätzlich mussten sie Wasser und Brennholz tragen, kochen und waschen. Aber sie sind so scheu! Sie tun viel mehr als die Männer, aber im Kirchenvorstand sind nur Männer.
Nein. Doch, Embong. Sie war eine außergewöhnlich Frau. Sie traute sich was. Sie stand sogar in der Versammlung auf und machte gute Vorschläge.
Na ja, weißt du, zuhören taten sie eigentlich nie. Sie redeten meist alle zugleich. Wenn sie Essen und Trinken für heute haben, denken sie nicht über morgen nach. Sie sitzen und kauen Betel, lassen es sich gut gehen und palavern, oft bis zum frühen Morgen. Fortschritt oder Bildung ist ihnen egal. Ich glaube, die sind nicht entwicklungsfähig.
Ich würde die Augen meiner Kirchenleitung öffnen, damit sie den Status der Frauen in der Kirche anheben.
Glaube ich nicht. Unsere eigene Kultur war auch patriarchal geprägt. Aber es wird besser, du wirst sehen…
Zuerst bin ich entsetzt, wie ungeniert Reka sämtliche Regeln der missionspolitischen Korrektheit über den Haufen wirft. Sie, die selbst für die Rechte der Frauen kämpft und auf die Diskriminierung durch die chinesische Seminarleitung empfindlich reagiert, sie, eine Einheimische unter Einheimischen, erklärt diese für „entwicklungsunfähig“. Klar, das ist Rassismus! Und doch macht Reka eine gute Arbeit…
So gern ich ein umwerfendes Argument gegen alle die geistreichelnden Missionsmäkler hätte, ich habe keines. Ja, es gab auch in der Mission Rassismus. Aber zugleich brach Gottes Geist immer wieder durch wie eine lebendige Pflanze im Zement und schob das ganze widerwärtige Gerümpel zur Seite. „Blabla gut?“
Marie Dilger, 64 Jahre alt, lebte 1964-72 als Missionarsfrau in Sabah/Malaysia. 1978-92 arbeitete sie in der Südafrika-Projektgruppe der EFD, seit 2000 im Vorstand von mission21 – evangelisches Missionswerk Basel. Bevor sie diesen Artikel schrieb, sprach sie mit Pfrin Reka aus Malaysia, Prof. Dr. K. Rennstich, Reutlingen, Dr. P. Jenkins und Dr. G. Thomas, Basel, und vor allem mit ihrem Mann, Pfr. Otto Dilger.
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