Ich weiß schon alles, und ich muss nicht fragen.
Auf Trümmern meines Heimes heult ein fremder Wind.
Längs den verlassnen Wegen wie auf Flügeln tragen
will ich auf meinem Arm mein neugeboren Kind.
Ich sah an meines Vaters Grab beim Scheiden,
wie eine Träne auf dem Bittergras gerinnt.
Nun geh ich meinen Weg, bestürmt von Leiden
und trag auf meinem Arm mein neugeboren Kind.
Ich weiß es schon, wohin ich es nun bringe
und weiß schon: dort soll seine Wiege stehn
und kenn das Wiegenlied, das ich ihm singe
dereinst am Abend vor dem Schlafengehn.
Ich will zu seinem Heim auf sturmzerwühlten Wegen,
den Weg durchschneiden wie der wilde Wind,
und eine junge Sonne kommt entgegen
mir, der ich trag mein neugeboren Kind.
Nachman Rapp
in:
Der Fiedler vom Getto
(c) der Übertragung bei Hubert Witt