„Ihr habt selbst gesehen, was ich den Ägyptern getan und wie ich euch mit Adlerflügeln getragen und euch hierher zu mir gebracht habe“ (Exodus 19,4; vgl. Josua 24, 2-13).
Hier spricht sich etwas ganz Fundamentales aus. Der Bundschließung geht immer schon ein Heilshandeln Gottes voraus.
Wir können den Bund, auch die Bünde, die wir schließen, nicht primär als unsere Aktion verstehen. Wir können sie nur aus dem befreienden und rettenden Handeln Gottes verstehen. Darum kann das Volk des Bundes keine elitäre Gruppe von Aktionisten sein, sondern es ist als Volk der Befreiten und Geretteten offen für alle, die arm sind, Leid tragen, nach Gerechtigkeit hungern (Matthäus 5,1ff).
Die Spiritualität des Bundes ist eine Spiritualität der Offenheit und des Empfangens, eine Spiritualität der offenen und leeren Hände. Nur von befriedeten Menschen kann Friede ausgehen. Nur befreite Menschen können sich anderen zuwenden. Der Friede, den wir machen müssen, lebt aus dem Frieden, den wir nicht machen können, sondern empfangen. Das ist darum so wichtig, weil die Bundesschlüsse heute aus der enormen Herausforderung zum Handeln in der bedrohten Welt entstehen.
Wir müssen heute durch den Bund Gottes befreit werden aus der Manie: „Alles ist machbar!“ und aus der Depression: „Wir können nichts tun!“ Diese Befreiung geschieht in heutiger Bundeserneuerung.
Wer aus der Anamnese der großen Taten Gottes lebt, bekommt einen anderen Zugang zur Wirklichkeit. Er wird der Wege Gottes gewahr, die sich verborgen in der Weltwirklichkeit anbahnen. Er entwickelt einen abrahamitischen Spürsinn für die Möglichkeiten Gottes in unserer Wirklichkeit. Er muss nicht erzwingen, was Gott jetzt nicht geben will, aber er wagt das Unmögliche, wenn Gottes Ruf es fordert. Der Blick auf Gottes Verheißung und die Sensibilität für die Leidenden der Zeit sind die beiden Äste der Wünschelrute, mit denen das Bundesvolk Gottes die Lebensadern Gottes aufspürt, die vom Heute ins Morgen führen.
Heino Falcke
Mit Gott Schritt halten.
Bibelarbeit bei einer ökumen. Konsultation
in Genf 1986
in:
Ders.,
Mit Gott Schritt halten
© Wichern-Verlag GmbH
Berlin 1986
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