Alle Ausgaben / 2009 Material von Magdalena Frettlöh

Mitarbeit an der Erlösung

Von Magdalena Frettlöh


Es macht einen Unterschied, ob unsere Gartenarbeit motiviert ist von der Trauer um das für immer verloren geglaubte Paradies oder von der Vorfreude auf das Leben als erlöste Menschen im Gottesgarten, den es – bei Gott – immer noch und schon jetzt gibt und der unter der Obhut des Gärtners Christus steht. Im ersten Fall werden wir versucht sein, uns aus eigener Kraft und nach eigenem Gusto ein kleines Paradies auf Erden zu schaffen, als Ersatz für das verlorene.
Und wenn das nicht gelingt, mag der Weg oft nicht weit sein vom Umpflügen zum Unterpflügen der Gärten. Wo aber „Die Gärten untergepflügt / Die Wälder
zermahlen“ (Marie Luise Kaschnitz), da bleibt dem Menschen nur der nackte Fels für eine dürftige Hütte und eine anspruchslose Pflanze – die himmelschreiende Arbeit des Lasttieres, die er selbst zu verrichten hat.
Wer dagegen die Israel gegebenen Gottesverheißungen eines neuen Gartens in Christus bestätigt und bekräftigt weiß – Christus ist das Ja und Amen auch auf die Paradiesverheißungen (2 Kor 1,20) – und wer dem göttlichen Versprechen vertraut, dass sie/er Früchte vom Baum des Lebens essen wird (Apk 2,7) und dass sogar die Blätter dieses Baumes den Völkern Heilung bringen (Apk 22,2), muss nicht selbst das Paradies schaffen, sondern kann die eigenen Gartenarbeit, sei sie nun buchstäblich oder metaphorisch gemeint, als Mitarbeit mit dem paradiesischen Gärtner an der Erlösung wahrnehmen. Mit Dornen und Disteln und steinigem Boden, mit Beikraut und manch unerbetenem Gartenbewohner werden auch diese GärtnerInnen im Schweiße ihres Angesichts zu kämpfen haben, doch bewahrt die Einsicht, dass das Gelingen bei allem eigenen Einsatz dennoch Gott verdankt ist, vor Überforderung und Überanstrengung.
Bis der Gottesgarten auf Erden nicht mehr utopisch ist, bricht ein „Glanz aus Eden“ in unsere irdischen Parks und Gärten ein, in dessen messianischem Licht wir auch hier die Spuren des göttlichen Gärtners entdecken und zugleich wahrnehmen können, was der Fall ist und um Gottes Willen nicht sein soll.


Magdalene L. Frettlöh, aus: Christus als Gärtner, in: Jürgen Ebach, Hans-Martin Gutmann, Magdalene L. Frettlöh, Michael Weinrich (Hgg.): Schau an der schönen Gärten Zier – Über irdische und himmlische Paradiese. Zu Kult und Kulturgeschichte des Gartens, Gütersloh 2007 / © Magdalene L. Frettlöh

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