Wie schafft man es, über all die Jahre nicht selbst traumatisiert zu werden von all den schrecklichen Geschichten?
Die Antwort: gar nicht. „Diese sogenannte Sekundär- oder stellvertretende Traumatisierung lässt sich nicht völlig vermeiden“, sagt Monika Hauser. „Das Gift der Gewalt dringt auf jeden Fall ein.“ Die Symptome sind denen des primären Traumas nicht unähnlich. Körperliche Beschwerden von Migräne über Magenprobleme bis zu Herzbeschwerden; die Erzählungen als Endlosschleife im Kopf; Depressionen und Weltverdrossenheit bis hin zur Kontaktsperre mit der Außenwelt. Um die Arbeit mit traumatisierten Frauen dennoch tun zu können, ist es daher unerlässlich, sich Techniken anzueignen, die das Gehörte und Erlebte aushaltbar machen. Deshalb gehört der professionelle Umgang zur Prävention von „Sekundärtraumatisierungen und Burn-out“ seit Jahren zum Standard in den medica mondiale-Trainings für alle, die mit traumatisierten Menschen zu tun haben.
Dazu gehört, „regelmäßig die eigenen Batterien wieder aufzuladen und sich immer wieder seine Motivation ganz unmissverständlich bewusst zu machen“, erläutert Monika Hauser. „Auch Sport ist nahezu unverzichtbar.“ …
Offenbar kann aber aus der Konfrontation mit dem Grauen auch eine große Kraft erwachsen. „In – Die Narben der Gewalt – gibt es ein Kapitel, in dem die Autorin sagt: Menschen, die mit Trauma-Überlebenden arbeiten, ändern selbst ihre Haltung gegenüber der Welt. Für mich persönlich trifft das zu“, bilanziert Marijana Senjak. „Es ist für mich so etwas Wertvolles, seine geistige und seelische Gesundheit zu bewahren. Ich weiß, dass du sie innerhalb von Sekunden verlieren kannst. Einige fangen an, das Leben mehr zu schätzen. Das ist bei mir auch so: Ich liebe jede Form des Lebens, ich liebe das Leben als solches. Man kann das Gottes Willen oder universelle Energie oder höheres Wesen nennen – für mich ist es etwas Wertvolles. Das habe ich von meinen Klientinnen gelernt.“
aus:
Monika Hauser –
Nicht aufhören anzufangen
S. 190-191
ISBN 978-3-907625-41-5
© 2008 by rüffer & rub
Sachbuchverlag, Zürich
www.ruefferundrub.ch
mehr zur Arbeit
von Monika Hauser
unter: www.medicamondiale.de
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