Seit Jahrtausenden faszinieren Perlen den Menschen. Sagen und Erzählungen ranken sich um das kostbarste Schmuckstück organischen Ursprungs, das wie Elfenbein oder Bernstein einem Lebewesen entspringt. Die Griechen glaubten, Perlen seien Tau vom Mond, für die Römer waren sie Früchte der Liebesgöttin Venus. Homer, der Urvater der europäischen Dichtung, beschrieb Perlen in seinem großen Epos „Odyssee“ als Tränentropfen. Bis heute ist der Mythos der Perlen ungebrochen.
Perlen entsprechen dem menschlichen Schönheitsideal. Man assoziiert sie mit Reinheit, Glück, Reichtum und Schönheit. Genauso alt wie der Reiz der Perle auf den Menschen ist ihre Verarbeitung zu Schmuck und wertvollen Gegenständen. Von der Antike bis in unsere Zeit sind Perlen ein ungebrochenes Statussymbol, lange waren sie den Reichen und Mächtigen vorbehalten. Denn natürlich gewachsene Perlen sind äußerst rar und konnten nur durch die mühsame und gefahrvolle Perlenfischerei ans Tageslicht befördert werden. Erst die Perlenzucht ermöglichte einer breiten Schicht den Erwerb und Besitz von Perlen.
Vor rund hundert Jahren gelang es drei Japanern erstmals unabhängig von einander, Perlen zu züchten. Einer von ihnen war Kokichi Mikimoto, der als Vater des Zuchtperlenhandels in die Geschichte einging. Die Perlenzucht beginnt dabei mit dem Einpflanzen eines Perlenkerns, des so genannten Nukleus, der meist aus einem gedrechselten Stück Schale der amerikanischen Süßwassermuschel (Mississippi-Muschel) besteht und mit ein wenig Epithelgewebe in die Zuchtauster eingesetzt wird. Dabei wird die Perlauster einem chirurgischen Eingriff unterzogen. Diese komplizierte „Operation“ der Muschel nehmen hoch qualifizierte und daher nicht selten auch hoch bezahlte Fachleute vor.
Die Auster wird den Nukleus dann im Laufe der folgenden Jahre Schicht um Schicht mit kostbarem Perlmutt ummanteln, eine Perle reift heran. Die Perle wächst etwa zwei bis fünf Jahre in der Auster, bevor sie geerntet werden kann. Dabei sterben im Vorfeld der Perlenzucht etwa die Hälfte aller Muscheln ab. Nur rund vier Prozent einer Perlenernte entsprechen dann der runden „Idealform Perle“. Die meisten Perlen haben so genannte „barocke“ Formen: länglich, flach, knotenartig, tropfenförmig, manchmal hohl oder warzenförmig an das Gehäuse der Muschel angewachsen. Obwohl die Perlenzucht oft risikoreich und nicht selten eher herbe Verluste als satte Gewinne einfährt, ist das Volumen der heutigen Zuchtperlenproduktion beeindruckend. So betrug die weltweite Produktion von Zuchtperlen im Jahr 2002 657,5 Tonnen, das entspricht einem Umsatz von 492 Millionen Dollar.
Gregor Delvaux de Fenffe gekürzt aus:
Perlen, www.planet-wissen.de, © WDR / SWR / BR-alpha
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