Ausgabe 1 / 2010 Material von Uwe Seidel

Psalm 104 – Deine Schöpfung vergiftet und verkommen

Von Uwe Seidel


Lobe den Herrn, meine Seele,
du breitest den Himmel aus wie ein Kleid,
das wir durchlöchern, verdünnen, vernichten.

Und wie sind deine Werke so groß und viel!
Du hast sie weise geordnet und
die Erde ist voll deiner Güter;
doch wir haben ihr die Ausbeutung verordnet
und die Erde ist voller Atemnot und Gift.

So spielen die Fische in den Fluten
und verfangen sich in Riesennetzen,
um elend zu verenden.

So steigen die Berge empor:
kahl geschlagen, schwarz gebrannt,
ausgeholzt und kahlgeschoren,
der Mondlandschaft eine Kopie.

So machst du die Winde zu deinen Boten,
die Gifte verteilen um die Erde,
über Gute und Böse,
Verursacher und Unschuldige.

So lässt du wachsen auf der Erde
aus der Mutter Schoß
und wir düngen und ernten und
werfen die Schöpfung ins Meer,
um sie zu ertränken.

Es warten auf dich alle, dass du ihnen
Speise gebest zur rechten Zeit,
weil wir die unrechten Zeiten satt haben.

So sollen die Sünder ein Ende nehmen,
und die Gottlosen werden nicht mehr sein,
denn sie werden den Armen Recht
verschaffen und den Stummen Stimme geben.

Und wenn du deine Hand auftust,
so werden sie mit Gutem gesättigt,
denn wir wollen uns besinnen
auf die Güte deiner Hände,
und anfangen, aus deinen Händen
zu leben – endlich.


Uwe Seidel

aus:

Deine Schöpfung – vergiftet und verkommen (Psalm 104)
in:
Hanns Dieter Hüsch, Uwe Seidel
Ich stehe unter Gottes Schutz.
Psalmen für Alletage
© Düsseldorf (tvd) 1996

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