Vielleicht hielt Gott damals die Luft an. Vielleicht hatte er seine Brust tief eingezogen und mir davor einen neuen Platz eingeräumt, an dem ich mich frei bewegen konnte – frei von ihm, sofern man das als Mensch überhaupt kann. Ich weiß es nicht. Ein Vakuum.
Es gibt in der Stille des Gottes, dem diese Welt gehört, einen Raum für die, die ihn nicht wollen. Und wenn seine Ferne und sein Schweigen nicht so unerträglich wären, dann würde ich heute Hymnen und Gedichte schreiben auf die Stille um Gott, und auf seine Ferne, die uns atmen lässt und keinen Zwang kennt. Wenn es nicht so schlimm wäre ohne ihn, dann würde ich dieser Freiheit große Tempel bauen und die Mitte leer lassen und ebendiese Leere verehren, als Ort, an dem nicht gekrochen werden muss.
Wenn es nicht so schlimm wäre, in der Ferne, dann würde ich Gott preisen für den Raum, in dem einen keine Blitze treffen, in dem man nicht in die Knie gezwungen wird, in dem man nicht sterben muss an seiner Gegenwart. Ich würde ihn dafür preisen, wäre es nicht so schlimm.
aus:
Gott braucht dich nicht – Eine Bekehrung
© 2012 Rowohlt Verlag GmbH
Reinbek bei Hamburg
Die letzte Ausgabe der leicht&SINN zum Thema „Bauen“ ist Mitte April 2024 erschienen.
Der Abschluss eines Abonnements ist aus diesem Grund nicht mehr möglich.
Leicht&Sinn - Evangelisches Zentrum Frauen und Männer gGmbH i. L. | AGBs | Impressum | Datenschutz | Cookie-Einstellungen | Kontakt
Wenn Sie noch kein Passwort haben, klicken Sie bitte hier auf Registrierung (Erstanmeldung).