Alle Ausgaben / 2013 Andacht von Ute Niethammer

Segne, Gott, das Kind in uns

Andacht mit der Jahreslosungskarte

Von Ute Niethammer

Vorbereitung: Jahreslosungskarten so platzieren, dass mehrere davon in einem Kreis liegen (bei Stuhlkreisandacht) oder zwei Vergrößerungen zentral so hängen, dass sie von allen ohne Mühe betrachtet werden können

Bezug: Ev. Frauen in Deutschland / Kontaktdaten im Impressum S. 83

– evtl. ein Musikabspielgerät und eine CD mit fröhlicher Hintergrundmusik (instrumental)
– eine Klangschale, Klangstab o.ä.
– Liedblätter mit Psalmgebet – Kopiervorlage für Abonnentinnen unter
www.ahzw-online.de?/?Service zum Herunterladen vorbereitet

Ablauf
Votum
Mitten im Übergang
vom alten zum neuen Jahr,
vom heutigen zum morgigen Tag,
von der Situation jetzt in die, wie
sie bald sein wird –
mitten im Übergang
geben wir dir Raum, Gott.
In unserem Sprechen, Singen, Denken und Fühlen
belebe und stärke uns deine Geistkraft. Amen.

Lied: Ich sing dir mein Lied, Strophe 1
Text und Noten z.B. unter: http://www.lieder-vom-glauben.de/cms/startseite/?key=9781c42dcb0d855f462e24f0eef98961

Meditation
Ein Kind schaut uns an. Ganz direkt. Mit offenem Blick und dem ganzen Charme, den Kinder mit sich bringen. Was für Kinderbilder gibt es von Ihnen? Welche Bilder tauchen in Ihnen auf, wenn Sie sich Ihre Kindheit ins Gedächtnis rufen? Die großen Momente und die bitteren – vielleicht überwiegen in Ihnen die Erinnerungen an die Glücksmomente, vielleicht gibt es da auch Schatten, die bis ins Heute hinüberreichen …

Was mag in dem Kind auf der Karte vorgehen?
Ist sie aufgeregt? Hat sie womöglich Angst?
Oder spürt sie nur, wie ihr Herz schneller pocht, weil sie jemand fotografiert?
Denkt sie an den Streit, den sie vielleicht vorher mit dem Bruder hatte?
Oder ist sie einfach nur froh, wenn der Rummel vorbei ist?
Ist sie ganz bei sich – oder doch viel mehr damit beschäftigt, das richtige Gesicht zu präsentieren?

Wie geht es mir, wenn ich mich beobachtet fühle? Wann bin ich dann eigentlich ganz bei mir selbst?

evtl. fröhliche Musik im Hintergrund abspielen

Austausch
Können Sie für sich selbst sagen, wann Sie ganz bei sich sind? Rücken Sie in kleinen Gruppen zu dritt zusammen und tauschen Sie sich darüber aus, was es braucht, um ganz bei sich selber zu sein. Wenn der Ton erklingt, bitte ich Sie, wieder in die Kreisform zurück zu kehren.

Alternative: Einzelmeditation ohne Austausch

Lied: Ich sing dir mein Lied, Strophe 3

Vielleicht haben Sie in Ihren Gesprächen festgestellt, dass das Ganz-bei-sich-
selbst-sein unterschiedliche Zugänge, Orte und Zeiten hat? Viele Menschen aus den unterschiedlichsten Epochen sind sich immerhin einig, dass es auf jeden Fall eins gibt, das die Nähe zu sich selbst mit der Nähe Gottes verbindet – das Gebet. Beten geht auf sehr unterschiedliche Weise: Worte nachsprechen, Rituale vollziehen, übersprudeln, in die Stille gehen… – Im Idealfall spüren wir uns selbst mit unserem ganzen Kummer oder unserer ganzen Freude. Und wir spüren Gottes Gegenwart.

Von der Nähe, die heil macht, haben wir gesungen. – Gott nahe zu sein ist mein Glück!

Wir schauen uns noch einmal das Bild an: Dieses Mädchen ist in seiner Zartheit sehr präsent. Sie wirkt zentriert, verankert im Jetzt und doch ausgerichtet auf eine andere Dimension. Für mich strahlt sie diese doppelte Dimension des Betens aus: ganz bei sich sein und ganz nahe bei Gott.

Vielleicht sind Kinder ja manchmal Betende, ohne sich dessen bewusst zu sein. Jedenfalls gelingt es Kindern oft mühelos, ganz in der Gegenwart zu sein, ganz im Spiel, in der Beschäftigung aufzugehen und gleichzeitig jederzeit bereit, sich ins Nichtsichtbare zu stürzen, in die Welten von Engeln, Mächten, Wunderkräften. Mit einem großen Vertrauen in die Kräfte des Lebens, in Gott selbst. Was für ein Glück! Gott nahe zu sein.

Auch wenn wir keine Kinder mehr sind, ist uns Gott doch nahe. Wir spüren Gottes Nähe da, wo wir so bei uns selbst sind, dass wir uns loslassen können. Auf dem Bild ist hinter dem Kopf des Mädchens etwas wie ein Nimbus, eine Gloriole angedeutet. Ich sehe darin jenen Freiraum, der entsteht, wenn wir loslassen. Ein Freiraum, in dem Gottes Nähe spürbar wird wie eine schützende Hülle.

Wir werden hineingenommen in Gottes Schutz, wir finden Heimat in Gott, wir werden ermutigt wir selbst zu sein, so wie wir von Gott gedacht sind. Wir verstehen, dass alle Menschen von dieser Nähe umgeben sind, dass wir alle Gotteskinder sind. Gott nahe zu sein ist unser! Glück.

Aktion
Gehen Sie zur Musik durch den Raum – in Ihrem eigenen Tempo. Nehmen Sie wahr, wie viel Raum um Sie ist, und auch um die anderen – und stellen Sie sich vor, dass Ihnen in diesem Raum Gott ganz nahe kommt.

Alternativ: Schreiben Sie auf die Rückseite der Postkarte einen Segensgruß an sich selbst – für die Zeiten im neuen Jahr, in denen Ihnen Gott weit weg zu sein scheint.

Der Gong beendet die Aktionszeit

Instrumentalmusik

Oft scheint uns Gott weit weg. Tage, an denen wir nichts von dieser heilsamen, ermutigenden Nähe spüren. Nächte, in denen wir uns ganz auf uns selbst geworfen fühlen und bitter werden. Ob dann ein Blick auf diese Karte helfen kann, uns daran zu erinnern, dass Gottes Nähe die Dimension ist, die unser ganzes Leben umgibt?

Gebet
Wir beten – im Wechsel – mit Worten, die Psalm 73 nachempfunden sind.

Wohl habe ich gelesen, dass Gott Heil birgt,
für alle, die in seiner Nähe sind.

Doch ich sehe so viele in einem Glück,
das das Unglück der andern bedeutet.

Um nichts und niemanden kümmern sie sich,
und kennen nur ihr eigenes Glück.

Dennoch: Sie sind glücklicher als ich
und genießen ihr Leben in vollen Zügen.

Mein Herz fragt, wie das sein kann.
Bist du wirklich mit ihnen, Gott?

Mein Herz fragt, wie du mit mir bist, Gott,
fragt nach deiner Nähe in meinem Leben.

Doch dann spüre ich, dass tief in mir
jenes Kind lebt, das Du liebst.
In mir beginnt es zu sprudeln.
Quellwasser, lebendiges, weil du mich liebst.

Aus meinem Herzensfels rinnt deine Nähe,
die mich begleitet an jedem Tag.

Aus meinem Herzensfels möge es weiterrinnen,
damit alle es hören:
Gott nahe zu sein ist mein Glück.

Lied: Bei Gott bin ich geborgen wie ein Kind (Taizé) oder: Du, Gott, stützt mich oder: Nada te turbe (Taizé)

Segen
Bevor wir auseinandergehen, bitten wir Gott um Segen und Nähe auf unseren Wegen im neuen Jahr:

Gott, du Kind und ewige Kraft,
segne das Kind in uns,
damit wir uns dir ganz anvertrauen.
Gott, du Quelle und heilender Raum, segne unsere Herzen,
damit sie deine Nähe verströmen.
Gott, du Glücksmoment und
Zukunft des Lebens,
segne unsere Schritte im neuen Jahr, damit wir Zeichen der Hoffnung setzen.
Amen

Lied: Ich sing dir mein Lied, Strophe 5

Ute Niethammer, geb. 1970, ist Theologische Referentin bei den Evangelischen Frauen in Baden. Sie ist Mitglied im Redaktionsbeirat ahzw.

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