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Sich regen bringt Segen?

Anmerkungen zur protestantischen Arbeitsethik

Von Thomas Lösche

Ich bin in einem idyllischen Städtchen an der Elbe aufgewachsen. Da gab es einen Nachbarn, der im Herbst in seinem Garten viele Leinen spannte und heruntergefallene Blätter mit Klammern daran befestigte. Buntwäsche aus der Natur sozusagen. Ein Meer an Farben.

Soweit es seine Zeit erlaubte, saß er im Garten, um die farbigen Blätter zu betrachten. Irgendwann hingen keine Blät­ter mehr am Baum, sondern nur noch auf den Leinen. Wenn es draußen zu kalt wurde, nahm er sich ein kleines ­Kissen, legte es auf das Fensterbrett und schaute hinaus in den Garten auf die Blätter. Selbst über Winter blieben die Blätter auf der Leine hängen. Oft waren sie mit Schnee bedeckt, mehr und mehr auch von Fäulnis gezeichnet. Ich könnte das hier so nicht beschreiben, hätte ich mich als Kind nicht auch zu dieser Betrachtung verführen lassen. Meine Mutter meinte oft, „was der sich für Arbeit macht“. Ich hatte nie das Gefühl, das es für ihn Arbeit war.

Stress bringt Akzeptanz
So viel Kontemplation scheint uns modernen Menschen fremd. „Ich habe die Information schnell noch mal über meine Facebook-Seite gejagt.“ Meldungen aus dem Freundeskreis lauten: ASAP, CU, OMG, IMHO, Lb, HG, mfg. Sagen Ihnen diese SMS-Kürzel etwas? So viel kann ich Ihnen verraten: OMG heißt „Oh mein Gott!“

Stellen Sie sich vor, Sie erzählen im Freundeskreis von Ihrer Arbeit. Sie betonen dabei, dass Sie nicht übermäßig viel zu tun haben, gelegentlich gern aus dem Fenster schauen und beobachten, wie sich die Natur entwickelt. Mitunter kommt auch Ihre Chefin an Ihren Arbeitsplatz, um Ihnen eine wichtige Passage aus ihrem eben gelesenen Krimi vorzulesen. Und manchmal machen Sie Besprechungen im Gehen im nahe gelegenen Park. Werden Sie dafür geachtet, bedauert, belächelt oder beneidet? Hören Sie vielleicht: „Das könnt ihr euch im sozialen Bereich vielleicht leisten, aber in der Wirtschaft …“?

Wenn Sie aber erzählen, dass Sie kurz vor dem Burnout sind, für ein Treffen mit Freunden erst in vier Monaten Platz im Kalender haben, Urlaubstage verfallen lassen und im Jahr dienstlich mehr als 30.000 Kilometer mit dem Auto unterwegs sind, ernten Sie meist viel Verständnis. Kaum jemand regt sich darüber auf, dass die Zahl der Menschen, die sogenannte smart drugs einnehmen, um sich täglich geistig und körperlich für die Arbeit fit zu machen, ständig steigt; drei Millionen Deutsche haben schon einmal Pillen gegen den Jobstress genommen. Auch durch die Kirchgemeinde geht kein Aufschrei, wenn sich der Pfarrer oder die Pastorin bei einer Adventsveranstaltung wegen einer Verspätung mit den Worten entschuldigen muss: „Ich hetze momentan von einer besinnlichen Stunde zur anderen.“ Wir kennen „Weihnachtsstress“ und „Ur­laubs­stress“. Stress ist „in“. Überall. Es geht schon nicht mehr nur um Arbeit. Es geht um Arbeitsstress.

In schwedischen Urlaubsregionen sind im Sommer spezielle Beratungsstellen eingerichtet worden, weil durch völlig überzogene Erwartungen an den Urlaub Ehen und Familien zerbrechen. Alles, was man sich während des stressigen Arbeitsjahres nicht gegönnt hat, soll jetzt nachgeholt werden: liebevolle Zweisamkeit, Familienleben, Erholung, Museumsbesuche, Stadtbesichtigungen und Naturerleben, intensive Gespräche, Verbesserung der Orgasmusfähigkeit, Zeit nur für mich, aber auch für die Kinder. Und schon haben wir den Leistungsgedanken mitten in der Zeit der Muße.

Höhepunkt des Schöpfungsaktes: Sabbatruhe
Etwas tun und uns auf diese Weise persönlich zeigen und dadurch auch Leben bewahren und gestalten, das ist ein uraltes menschliches Bedürfnis. Das schöpferische Tun der Menschen findet in der Bibel Wertschätzung. Dieser Schöpfungsdrang hat zum Entstehen mannigfacher Kulturen beigetragen. Fragwürdig ist, dass dieses Tun mehr und mehr nur noch an Erwerbstätigkeit mit Höchstleistungen gekoppelt ist. Denn nicht der arbeitende Mensch, sondern der Sabbat ist die Vollendung und Krone der Schöpfung. Der Sabbatfriede ist zuerst der Friede mit Gott. Aber dieser Gottesfriede umfasst nicht nur die Seele, sondern auch den Leib, nicht nur die Einzelnen, sondern auch die Familie und das Volk, nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere, nicht nur die Lebewesen, sondern auch, wie die Schöpfungsgeschichte sagt, die ganze Schöpfung des Himmels und der Erde.

Die Wurzeln des Kapitalismus: Luther und Calvin?
Der deutsche Soziologe Max Weber sah im Protestantismus die Wurzeln des ­Kapitalismus. Und tatsächlich kann der Eindruck entstehen, dass es besonders im Calvinismus eine Entwicklung weg von der katholischen Werkgerechtigkeit durch fromme Werke hin zu einer Werkgerechtigkeit durch Arbeit und Leistung gegeben hat. Horst Feldmann, Ökonom an der britischen University of Bath, hat Arbeitsmarktstatistiken von 80 Staaten ausgewertet. Dabei kam Erstaunliches heraus: Im Mittel liegt die Erwerbstätigenquote in protestantischen Ländern um sechs Prozent über der von Staaten, die durch andere Konfessionen oder Religionen geprägt sind. Bei Frauen ist die Quote sogar um elf Prozent größer. An der Universität Trier wurde 2001 eine „Protestantische Ethik Skala“ zur Messung der protestantischen Arbeitsethik (PES) bei Personen in Deutschland entwickelt. Die Studie kommt zu dem Schluss: „Tatsächlich liegen die PES-Werte im katholischen Bayern niedriger als im protestantischen Hamburg und im katholisch beeinflussten Thüringen niedriger als im protestantisch geprägten Brandenburg.“ Sind Luther und Calvin also doch die „Väter“ des Kapitalismus? „Zu viel Arbeit hat noch niemand geschadet.“ „Ohne Fleiß kein Preis.“ „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ „Sich regen bringt ­Segen.“ „Arbeit ist das halbe Leben.“ Sind die „deutschen Tugenden“ gut lutherisch?

Martin Luthers Arbeits- und Berufsverständnis entwickelte sich an der Kritik am Leben in den Klöstern. Gegen den Vorrang des „isoliert-kontemplativen“ Lebens gegenüber dem „aktiv-weltzugewandten“ setzte Luther: Jede Arbeit ist Gottesdienst und Dienst am Nächsten. „Wenn du eine Hausmagd fragst, warum sie das Haus kehre, die Schüsseln wasche, die Kühe melke, so kann sie sagen: Ich weiß, dass meine Arbeit Gott gefällt, weil ich sein Wort und Befehl für mich habe.“ Von Beruf ist also im Sinne Luthers dort zu sprechen, wo Menschen eine Verantwortung wahrnehmen. Das protestantische Arbeitsethos schließt die Haus- und Familien­arbeit und die ehrenamtliche Arbeit ebenso ein wie die Erwerbsarbeit.

Aber auch die innerweltliche Askese im calvinistisch-puritanischen Sinn rechtfertigt es nicht, dass die Erwirtschaftung von Gütern zum Selbstzweck wird. Arbeit dient der Sicherung des Lebensunterhaltes und darf nicht der Bereicherung dienen. Wie Luther verurteilt auch Calvin das parasitäre Leben der Mönche und betont den Wert der Arbeit. Der Historiker Werner Conze spricht davon, dass keine Brücke vom biblischen Arbeitsethos zum modernen Kapitalismus führt. Die „Protestantische Arbeitsethik“ hat sich längst ihrer religiösen Stützen entledigt, sitzt aber dennoch hartnäckig fest im Wertekanon vieler Deutscher. Und es erfüllt die meisten mit Stolz, wenn Deutschland wieder mehr exportiert hat und die deutsche Wirtschaft wächst und wächst.

Die bürgerliche Frau: „rastloser Müßiggang“
Den bürgerlichen Frauen des 19. Jahrhunderts war „rastloser Müßiggang“ verordnet. Bekannte Frauen aus der Frauenbewegung wie Fanny Lewald, Alice Salomon oder Lily Braun erwähnen in ihren Erinnerungen den Zwang zum „demonstrativen“ Müßiggang für die bürgerlichen Frauen dieser Zeit. Da ihnen eine „nützliche“ Arbeit in Form von wissenschaftlicher Bildung oder Berufsausbildung verwehrt wurde, hatten sie einen „beschäftigten Müßiggang“ vorzuführen – unter anderem in endlosen Stunden von Handarbeit. Erst im späteren Erwachsenenalter konnten sich die drei Frauen von diesen Konventionen befreien.
In Romanen wie „Madame Bovary“ (Gustave Flaubert) und „Effi Briest“ (Theodor Fontane) findet die von Langeweile geprägte bürgerliche Existenz Eingang in die Weltliteratur. Dass beiden weiblichen Romanfiguren ein aus Langeweile eingegangenes außerehe­liches Verhältnis zum Verhängnis wird, bestätigte den Zeitgenoss_innen die Gefahren, die dem Müßiggang zugeschrieben werden. In dem Buch „Demonstrativer Müßiggang“ oder „rastlose Tätigkeit“? hat die Autorin Bärbel Ehrmann-Köpke den hanseatischen Frauen des Bürgertums im 19. Jahrhundert ein Denkmal gesetzt. An vielen Beispielen wird das zeitgenössische Frauenideal deutlich – und die starke Übereinstimmung mit dem in der protestantischen Ethik verwurzelten Arbeitsethos:

Sich regen bringt Segen, das kannst Du hier schauen An eifriger Thätigkeit emsiger Frauen:
Es dreht sich der Faden, es schnurret das Rädchen,
Es kochen und plätten die fleißigen Mädchen;
Es heget die Mutter das Kindlein am Busen
Und lauschet den lieblichen Klängen der Musen.
Es trabt in die Schule der muntere Knabe,
Die Schwester reicht sorglich dem Kranken die Labe,
Und Großmutter strickend die Enkel belehret,
Daß tüchtige Arbeit nur adelt und ehret,
Dass nichts hier auf Erden erreichet den Wert
Vom fröhlichen Heim und vom traulichen Herd!

Mensch, Markt und Müßiggang
Bereits 1845 schreibt der amerikanische Lehrer Henry David Thoreau zu Beginn seines zweijährigen Selbstversuchs als Einsiedler im Wald: „Tatsächlich hat der arbeitende Mensch heute nicht mehr Muße, sein Leben Tag für Tag wirklich sinnvoll zu gestalten. Wahrhaft menschliche Beziehungen zu seinen Mitmenschen kann er sich nicht leisten; es würde den Marktwert seiner Arbeit herabsetzen. Es fehlt ihm an Zeit, etwas anderes zu sein als eine Maschine. Kann er sich denn auf seine Unwissenheit besinnen, wie es für sein inneres Wachstum erforderlich wäre, wo er doch so oft von seinem Wissen Gebrauch machen muss?“ Dies sind Zeilen aus seinem Buch „Walden“, auf das sich auch Mahatma Gandhi mit seinen Idealen des gewaltlosen Widerstandes und seine asketischen Lebensführung berief.

Heinrich Böll hat in seiner bekannten „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ der Muße ein Denkmal gesetzt: Ein Tourist kommt nach Italien – Meer, Strand, Sonne! Im Hafen sitzt ein Fischer in ärmlicher Kleidung und döst vor sich hin. Tolles Motiv, denkt der Tourist: klick. Und noch einmal mit dem Meer im Hintergrund: klick. Man kommt ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass der Fischer heute schon einen Fang gemacht hat. Ja, aber man könnte ja erneut aufs Meer fahren …; das „Wirtschafts-Coaching“ des Touristen sieht so aus: Warum fahren Sie nicht noch einmal raus und vielleicht ein drittes, viertes Mal und fangen immer mehr Fische? Wenn Sie das lange genug machen, können sie Kühlhäuser bauen und Schiffe einsetzen, Arbeiter einstellen und dann – dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen und auf das herrliche Meer schauen. Aber das tue ich ja schon jetzt, antwortet der Fischer. Ich sitze ganz ruhig am Hafen und döse. Nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört. Nachdenklich zieht der so belehrte Tourist von dannen. Denn früher hatte er auch geglaubt, er arbeite, um eines Tages nicht mehr arbeiten zu müssen. Statt Mitleid mit dem Fischer blieb eher ein Neid.

Freiheit und Selbstbestimmung
In der Antike galt Müßiggang als ein Zeichen von Freiheit, die Abwesenheit von Arbeit war Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. In Verruf geriet der Müßiggang erst im späten Mittelalter. Die acedia – Sorglosigkeit, Nachlässigkeit, Nichtsmachenwollen – war nach der theologischen Lehre eines der sieben Hauptlaster. Thomas von Aquin war noch überzeugt, dass Arbeitswut ein Zeichen von Trägheit ist, der Trägheit des Herzens. Doch im Laufe der Zeit wurde aus der ursprünglichen Acedia, der Trägheit des Herzens, die Sünde Acedia, die Faulheit. Und Müßiggang wurde aller Laster Anfang.

Georg Christoph Lichtenberg sagte: „Man sollte nie so viel zu tun haben, dass man zum Nachdenken keine Zeit mehr hat“. Müßiggang ist also aller Erkenntnis Anfang! Das Recht auf Freiheit aber wurde im Laufe der Jahrhunderte abgelöst durch das Recht auf Arbeit, und das Nichtstun fand nur wenige Fürsprecher. Einer davon war Paul Lafargue, der Schwiegersohn von Karl Marx. Er setzte dem Recht auf Arbeit das Recht auf Faulheit entgegen. Lafargues Bücher wurden in der DDR verboten. Sie untergrüben die Arbeitsmoral, hieß es.

Heute definieren wir uns immer öfter durch Leistung. Beförderung, Überstunden, Burnout, Herzinfarkt – es scheint wie eine Trophäenjagd der Arbeitswut. „Ach ja, ein bisschen im Stress…“ ist eine angesehene Antwort auf die Frage „Wie geht es dir?“ Ganz im Gegenteil zur Antwort: „Toll. Ich fröne dem Nichtstun und genieße mein Leben.“ Unsere (Arbeits-) Leistung ist zur Rechtfertigung für unsere Existenz geworden. Fällt die Arbeit weg, fehlt uns unsere Lebensgrundlage. Nicht selten folgt deshalb auf die Rente eine Depression. Ohne Leistung sind wir plötzlich nichts, weil wir vergessen haben, dass wir ein Grundrecht haben zu sein. Ganz ohne Leistung und Arbeit. Auch ohne etwas zu tun, dürfen wir sein. Vielleicht haben wir aber auch Angst vor dem, was mit uns passiert, wenn wir mal „alle Fünfe gerade sein lassen“?

Maria oder Martha?
„Martha, Martha, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt.“ (Lukas 10,41-42) Unwillkürlich kommt bei diesen Betrachtungen die bekannte Geschichte aus dem Neuen Testament in den Sinn. Ist Müßiggang am Ende also doch besser als Arbeit? Jesus wendet sich gegen die ständige Betriebsamkeit und das gottlose Rennen. Er sagt: Macht euch nicht verrückt. In jedem Arbeitsleben muss man auch innehalten und zuhören können. Gott hat uns also eher mit Arbeitslust als mit Arbeitswut ausgestattet. Arbeit kann also Segen und Fluch zugleich sein. Oder, um es mit dem Prediger zu sagen: „Es ist gut, nur eine Hand voll zu haben, aber in Ruhe zu leben – besser als alle Hände voll Mühe zu haben und dabei dem Wind hinterher zu jagen.“ (4,6 BigS) Wir Protestanten_innen werden aber wohl damit leben müssen, dass zu Fasching die Kölner Katholiken und Katholikinnen jedes Jahr ein traditionelles Schmachlied auf uns singen: Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin, die haben doch nix anderes als Arbeiten im Sinn …

Praxistipps für die Gruppe

Experiment I: Geschenkte Zeit
Zu Beginn eines Gemeindenachmittags oder -abends verlassen Sie die Gruppe mit den Worten, dass Sie überraschend weg müssen und in 45 Minuten wieder da sind. Tatsächlich verlassen Sie den Raum nur, um der Gruppe 45 Minuten Zeit zu schenken. Das anschließende Auswertungsgespräch beschäftigt sich mit Fragen, wie und womit die anwesenden Personen diese Zeit gefüllt haben und wie schwer oder leicht es ihnen gefallen ist.

Experiment II: Maria und Martha
Schreiben Sie doch einmal die biblische Geschichte Lk 10,38-42 in Kleingruppen so um, dass Jesus am Ende das Verhalten der Martha lobt und zu Maria einen mahnenden Satz sagt. Die interessante Frage ist dann, was sich in den veränderten Textvarianten von unserer Alltagswahrnehmung und unserer Arbeitsethik widerspiegelt.

Experiment III: Hans im Glück
Sprechen Sie mit Ihrer Gruppe über das Märchen, in dem das Spannungsfeld von Muße (Freiheit) und Arbeit (Besitzstreben) deutlich wird. Am Ende erkennt Hans, dass all sein Besitz ihn beschwert hat, dass jedes Ding seinem Vorankommen, seiner Freiheit im Weg war. Am Ende des Märchens, wo Hans nichts mehr besitzt als sich selbst, ist er am glücklichsten. Er ist lebens- und liebenswert, einfach nur im Dasein. Die Mutter symbolisiert sein Angenommensein auch ohne Leistung.

Experiment IV: Tagebuch
Muße ist Schauen, Betrachtung der Welt und der Dinge, Muße ist Nichtstun, aber auch: etwas tun, was mich erfüllt. – Beginnen Sie ein Tagebuch zu schreiben. Im Urlaub oder auch im Alltag. Legen Sie beim Schreiben weniger Wert auf Fakten, sondern mehr auf Ihre Empfindungen, Gefühle und Gedanken. Lassen Sie Ihre inneren Stimmen zu Wort kommen und beschreiben Sie, was sie sehen und spüren. Wenn Sie wollen, suchen Sie sich Verbündete für dieses Experiment und treffen sich gelegentlich, um sich gegenseitig das vorzulesen, was sie veröffentlichen wollen.

Experiment V: More Than One Story
Muße dient im antiken Verständnis vor allem der Welterkenntnis und der Entwicklung der Persönlichkeit. Begegnung und Kontakt sind dabei wichtige Qualitäten. – Bestellen Sie das Kartenspiel „More Than One Story“ und wählen Sie Karten mit den Fragen aus, über die sie miteinander sprechen wollen.

Thomas Lösche, Jahrgang 1953, ist Dipl.-Religionslehrer und Spielpädagoge, Supervisor und Ropes Course Trainer. Er war viele Jahre Referent für Gestaltende Verkündigung im Kinder- und Jugendpfarramt der EKM. Wäre er ein Müßiggänger, hätte er diesen Beitrag nicht erarbeitet, sondern wäre schon deutlich früher nach Südtirol gefahren, um müßig zu gehen.

Literatur und Materialhinweise
„More Than One Story“: www.neues-spielen.de/html/karten.html
Henry David Thoreau: „Walden – Ein Leben mit der Natur“ dtv ISBN 3-423-12684-1
Bärbel Ehrmann-Köpke: „Demonstrativer Müßiggang“ oder „rastlose Tätigkeit“, 2010, Internationale Hochschulschriften
Spiegel-online: „Religion und Arbeit: Protestantische Länder haben höhere Erwerbsquote“ von Holger Dambeck
Gisela Dischner
: Wörterbuch des Müßiggängers, Edition Sirius 2009

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