Ausgabe 2 / 2007 Material von Erika Grundmeier

SM’erin und Christin

Von Erika Grundmeier

Werde ich gefragt, was ich beruflich tue, sage ich meistens erst einmal: „Ich bin seit zwei Jahren als Beraterin tätig. Davor habe ich 30 Jahre als Sekretärin gearbeitet; parallel dazu war ich schon als Therapeutin, Seelsorgerin und Schauspielerin aktiv und habe oft im elterlichen Hotel mitgearbeitet.“

Wenn weiter gefragt wird, gebe ich gerne ausführlicher Auskunft. Dann heißt meine Antwort: „Mein Beruf ist mein Leben, meine Welt. Meine Welt ist die Erotik, speziell der Bereich SM“. Neben der Beratung für Menschen in Krisen- und Konfliktsituationen mit sadomasochistischen Gefühlen biete ich auch die Dienstleistung der aktiven SM'erin an. Der „Volksmund“ würde mich als Prostituierte oder Domina bezeichnen. Selber benenne ich mich lieber als eine sich prostituierende dominante Frau, die diesen Beruf für sich als Berufung versteht und ihn mit Achtung vor der nächsten Person sowie mit Passion und Herzblut auslebt.

Die Situation als kinderlose Singlefrau habe ich als positives Schicksal angenommen. So konnte ich ungebunden in die Szene eintauchen, außerdem erleichtert diese Freiheit meinen Berufsalltag, der viel Energie fordert. Da ist nicht nur die eigene Betriebsorganisation mit PR-, Werbe-, Finanz- und Verwaltungs-Abteilung inklusive Telefonzentrale und Hotline. Die individuelle Gästebetreuung – vom ersten telefonischen Kontakt über ein ausführliches Erstgespräch bis hin zur real gelebten Fantasieumsetzung – verlangt vollen persönlichen Einsatz.

Ich weiß seit 2001 zweifellos, und das im wahrsten Sinne des Wortes, dass ich nicht alleine bin. Gott ist bei mir! Ich schöpfe Zufriedenheit, Kraft und Ruhe aus seinem Wort in der Bibel. Ich spüre Schutz, Liebe und Gnade durch meinen Glauben an sein Wort. Ich empfinde es als Gottes Gabe an mich, dass ich Intuition und Empathie für Menschen habe, die meinen Weg kreuzen. Ebenso ist mir bewusst, dass ich auch immer wieder mal seine strenge Hand zu fühlen bekomme. Dem Christsein wie dem SM kann ich mich nicht entziehen – so genieße und pflege ich beides.

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