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So lachen die Religionen


Der Pfarrer macht seinen Rundgang durch das Dorf und bleibt an einem wunderschön angelegten Garten stehen. Voller Bewunderung sagt er zu dem Mann, der sich darin zu schaffen macht: „Wie im Paradies! Da hat Ihnen unser Herrgott aber einen herrlichen Ort geschenkt und schöne Blumen und Pflanzen wachsen lassen.“ „Ja“, knurrt der Gärtner, „aber Sie hätten den Garten mal sehen sollen, als ihn unser Herrgott noch ganz allein bewirtschaftet hat!“

Quelle unbekannt


Der junge Wolf Ingber, ein angehender Rabbi, befindet sich auf der Reise von Galizien nach Preßburg. In Oderberg verlässt er den Zug, um den längeren Aufenthalt zu einem kleinen Spaziergang auf dem großen Bahnsteig zu benutzen. Während er langsam auf und nieder geht, fesseln die zierlichen Schinkenbrötchen, die an einem Stand ausgestellt sind, seine Aufmerksamkeit, und in seinem Herzen erwacht die Begier, auch einmal in seinem Leben von der verbotenen Frucht zu kosten. Denn Schinken, da er vom Schwein stammt, ist nun einmal „treife“ und sein Genuß auf das strengste verpönt.
Aber die Begierde ist in Wolf Ingber erwacht und läßt ihn nicht wieder los, ja sie wächst so mächtig an, daß er ihr nicht mehr zu widerstehen vermag, und als das dritte Läuten ertönt und der Zug sich schon in Bewegung setzen will, stürzt er zu der Verkäuferin, wirft ihr das Geld hin, ergreift eines der Brötchen mit der Schinkenscheibe und verschwindet damit in sein Abteil. Dort allein, legt er es vor sich hin und fängt an zu überlegen: „Soll ich den Schinken essen oder soll ich ihm nicht essen? Wenn ich ihm nicht esse, was wird sein? Die Sünde hab' ich doch schon begangen dadurch, daß ich ihm gekauft hab', daß ich ihm hab' gehalten in der Hand, daß ich ihm hab' essen wollen!“
Er nimmt das Brötchen auf, betrachtet es und fährt fort zu überlegen: „Nu schön, ich werd' essen, warum nicht? Ich bin allein; sieht mich kein Mensch, und ich hab' eine unbändige Lust, da hineinzubeißen. Soll einer kommen und sagen, Wolf Ingber hat gegessen Schweinefleisch. Eine Sünd', von der keiner weiß – ist das eine Sünd'?“
Langsam nähert er das Brötchen seinem Munde. In dem Augenblick aber, da er nun wirklich hineinbeißen will, blitzt es, denn ein Gewitter stand am Himmel, und dem Blitzschlag folgt ein Donnerschlag.
Erschreckt läßt Wolf Ingber die Schinkensemmel fallen und ruft, vorwurfsvoll zum Himmel aufblickend: „Nu … fragen wird man doch dürfen?“

Text aus Inhalt:
Von Frommen und Freigeistern
aus:
Neues vom Rabbi – Heiter blieb des Rabbis Herz
hgg. von Friedrich-Thomas Merkel
Gütersloh 1983


Komik ist nicht unislamisch, Lachen erst recht nicht. Der Prophet Muhammed (Friede sei mit ihm), ist gläubigen Muslimen bis heute ein Vorbild. Er war ein humorvoller Mensch, der viel gelacht hat. Allerdings hat er dem Spaß Grenzen gesetzt. In der Sunna, der Lebensweise des Propheten, finden wir viele Überlieferungen zum Humor Mohammeds und seinen Scherzen. Er soll oft so herzhaft gelacht haben, dass man seine Weisheitszähne sehen konnte. In zwei Aussprüchen macht er deutlich, warum es wichtig ist, sich zu freuen und zu lachen: Muhammad sagt: „Erfrischt die Herzen von Zeit zu Zeit, denn müde Herzen werden blind.“ Und: „Wer nicht fröhlich sein kann, der taugt nichts.“ Außerdem wird berichtet, dass er mit seinen Enkelkindern Hasan und Hussein, die aus der Ehe seiner Tochter Fatima und seinem Vetter Ali stammten, gerne spielte und sich auf Albereien einließ. Er soll mit ihnen gescherzt haben und er ließ sie gerne auf seinem Rücken reiten.
Eine Überlieferung, die mich besonders berührt, handelt von Suwaida, einer Freundin seiner Frau Aischa. Muhammad soll sie wegen ihrer humorvollen Art und ihrer Späße sehr gemocht haben. Als sie starb, sprach er an ihrer Bahre folgendes Bittgebet: „O Gott, sie ist bestrebt gewesen, mich zum Lachen zu bringen. So lass nun auch sie freudig lachen.“ Die Spaßgrenze zieht der Prophet, wenn man bei seinen Scherzen zu lügen anfängt und zu unwahren Übertreibungen neigt. Er fordert uns auf, genau das nicht zu tun, indem er sagt: „Lügt nicht, auch nicht im Scherz.“

Hussein Hamdan
gekürzt:
Beitrag Oktober 2010
in der SWR-Reihe „Islam in Deutschland“
(ehem. Islamisches Wort)
mehr von Hamdan zu Humor im Islam
unter: www.scilogs.de/der-islam/

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