Ausgabe 2 / 2015 Material von Ursula Poznanski

Status: ERMORDET

Von Ursula Poznanski

Zwei Tote bei einem Salzburger Campingplatz. Sie stranguliert, er erschossen. Die Salzburger Ermittler_innen Beatrice Kaspary und Florin Wenninger finden eine überraschende Gemeinsamkeit: Beide waren Mitglieder in einem Internet­forum. Ein Forum für Dichtung. Harmloser geht es nicht. Kaspary folgt ihrem Instinkt und schleust sich als Lyrik-Liebhaberin Tina Herbert in die Gruppe ein. Kurz darauf gibt es einen dritten Todesfall …

„Danke Stefan. Tolle Arbeit, wie immer.“ Beatrice kam sich schäbig dabei vor, ihm schon wieder eine Aufgabe aufzubürden, aber es half nichts. Er war nun mal der richtige Mann dafür.
„Könntest du etwas für mich herausfinden? Ich müsste wissen, wann ein gewisser Boris Ribar sich bei Facebook angemeldet hat und wie lange er schon zur Gruppe ‚Lyrik lebt' gehört. Und mach mir doch bitte auch noch eine Liste von all den Leuten, die sich nach Gerald Pallaufs Tod dort eingeklinkt haben. … Außer Tina Herbert natürlich. Für die lege ich meine Hand ins Feuer!“ …
Erst am nächsten Morgen fiel Beatrice auf, dass Stefan ihr keine SMS geschickt hatte. War seine Recherche gänzlich erfolglos gewesen? … Während die zweite Tasse Kaffee durch die Maschine lief, klappte sie das Notebook auf und fand eine Mail von Stefan vor, abgeschickt am späten Nachmittag des vorigen Tages.
Liebe Beatrice! Nach dem Tod von Gerald Pallauf und Sarah Beckendahl haben sich elf neue Mitglieder in der Gruppe registriert. Wenn wir Tina Herbert subtrahieren, bleiben zehn, und einer davon ist Boris Ribar, du hattest ganz recht. Leih mir bei Gelegenheit bitte deine Glaskugel :-)) Bei Facebook ist er allerdings schon fast seit zwei Jahren. … Außer Victoria Trotter sind alle neuen Mitglieder aus Deutschland, Trotter kommt aus Wien. …
Keine weiteren Salzburger Interessenten also. Und wenn doch, hatte Crontaler sie vor der Tür stehenlassen. Sie würden ihr sagen müssen, dass das keine gute Idee war. Wer sich zu diesem Zeitpunkt für die Gruppe interessierte, tat das möglicherweise aus anderen Gründen als aus Freude an gereimten Texten.
Beatrice öffnete Facebook. … Da war er wieder: Ribar, auf der Suche nach einer Story, die die Polizei nicht freiwillig herausgeben wollte. Beatrice lächelte grimmig in sich hinein. Ihn würde sie sich am Montag gleich als Erstes vorknöpfen.

Auszüge aus:
Ursula Poznanski
„Blinde Vögel“
Copyright 2013 by Rowohlt Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg

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