Alle Ausgaben / 2015 Editorial von Margot Papenheim

trösten

Von Margot Papenheim

„3 LATA DENIS“ steht da, in ungelenken dünnen Zeichen, mitten im Titelbild dieser ahzw. Lata ist polnisch und heißt „Jahre“. Mit drei Jahren hat der kleine Denis dieses Bild gemalt.

Hirntumore, Herzerkrankungen, Wach­komata. Denis ist eins von tausenden schwer kranker Kinder, die im Warschauer Kinderkrankenhaus schon behandelt ­wurden. Genauer im Kinder­Gedächtnis­Gesund­heitsZentrum (KGGZ) Warschau, ab Mitte der 1970er Jahre gebaut – als lebendiges Denkmal für die zwei Millionen polnischen Kinder, die im Zweiten Weltkrieg getötet wurden. Spenden aus aller Welt machten es möglich. Von Anfang an hat sich der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR als Zeichen der Versöhnung mit viel Geld an diesem Projekt beteiligt. Und Jahr für Jahr haben Gruppen engagierter Menschen von Aktion ­Sühnezeichen und aus der evangelischen Jugend erst beim Bau geholfen, dann in der Küche, im Garten, auf den Stationen. Später kamen Frauen aus der Ev. Frauenhilfe dazu. Sie brachten die Versöhnungsarbeit im KGGZ mit in die wiedervereinigte Ev. Frauenhilfe in Deutschland. Auch der neue Dachverband EFiD setzte das Projekt fort, seit 2012 wieder in Kooperation mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF). In diesem Jahr haben wir es – in dieser Form – abgeschlossen. Wir, für das Projekt verantwortliche Frauen von EFiD und ASF, sind im Juli nach Warschau gefahren, um uns zu verabschieden – gemeinsam mit der Frauengruppe, die gerade wieder zwei Wochen im KGGZ mitgearbeitet hatte. Bei dem großartigen Empfang, der uns und den VertreterInnen der evangelischen Warschauer Gemeinden bereitet wurde, schenkte uns die Direktorin des KGGZ dieses Bild.

Ist der kleine Denis wieder gesund geworden oder immer noch krank? Ist er vielleicht gestorben? Wir wissen es nicht. ­Persönlich haben wir Denis nicht kennengelernt. Aber sein Bild, das so viel über diesen tapferen Knirps aussagt, mehr, als er das mit seinen drei Jahren in Worten tun könnte. Es erzählt uns, dass Denis sehr wohl um das Dunkle weiß, das sein Leben von Grund auf bedroht, zu verschlingen droht. Das lässt sich nicht wegmalen. Aber es gelingt ihm nicht, das blühende, in Farben und Blüten geradezu explodierende Leben zu verhindern. Und es kann Denis auch nicht daran hindern, eine strahlende Sonne und frischen Wind in den Himmel zu malen. Und sein 3 LATA ­DENIS trotzig genau da mitten rein zu setzen. Und die Weisheit sang: Nur Mut, Denis!

Trösten, mich trösten lassen, falschen Trost meiden, Vertröstung verweigern, Gottes mütterlichen Trost erfahren – sehen Sie selbst, wohin die Jahreslosung Sie führt.

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