Ausgabe 1 / 2015 Material von Agnes Dieckmann und Andrea Soth

Über Geld spricht man nicht

Von Agnes Dieckmann und Andrea Soth


Wir schon. Es gibt nämlich einiges zu sagen. – Der Umgang mit Geld ist etwas Selbstverständliches, „meine Bank“, der Geldautomat und mein Bankberater gehören dazu. Ein Girokonto hat nahezu jede/r und eine kleine Reserve auf dem Spar- oder Tagesgeldkonto zu haben, ist sinnvoll. Viele Menschen wollen und müssen die Versorgungslücke schließen und einen Grundstock für das Leben im Alter anlegen. Aber: Welcher Bank kann man sein Geld anvertrauen? Welche Form der Altersabsicherung ist die richtige? Riester-Vertrag? Lebensversicherung? Fondsgebundene Altersvorsorge? Und was wird eigentlich mit meinem Geld gemacht, wenn ich es erst einmal weggegeben habe?

Etwa eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern. In einigen Ländern müssen Menschen bis zu 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben – wird Essen teurer, entsteht Hunger. Finanzmarktspekulationen mit Nahrungsmitteln sind daher unverantwortlich. Durch Wetten auf Agrar-Rohstoffe wie Mais oder Weizen treiben Investmentbanken die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe. Ein Problem, das uns alle angeht: Für die Zockerei im globalen Rohstoffkasino wird auch Geld eingesetzt, das Verbraucherinnen und Verbraucher in Publikumsfonds, Lebensversicherungen oder Stiftungen investieren.1 Doch das sind längst nicht die einzigen negativen Schlagzeilen, mit denen Deutsche Bank und Co. das Vertrauen der Kundinnen und Kunden spätestens seit der Finanzkrise verspielt haben: Die Immobilienblase in den USA, Steueroasen, irrwitzige Bonuszahlungen trotz staatlicher Bankenrettung, Landraub und Waffengeschäfte treiben das Ganze auf die Spitze.

Wie schön wäre es, sagen zu können: „Damit hab ich nichts zu tun.“ Doch das stimmt leider nicht. Wir Verbraucherinnen und Verbraucher sind bei all dem „live“ dabei: Unsere Guthaben von Festgeld- und Tagesgeldkonten sowie Milliarden von Versicherungsbeiträgen verschwinden in der „Black Box“ der Finanzindustrie. Ohne dass wir es wissen, trägt unser Geld dazu bei, dass eine Kohlemine in Indien finanziert, dass ein Atomkraftwerk gebaut oder Rüstungskonzerne mit Finanzmitteln ausgestattet werden können.

Wer sein Geld nicht nur sicher, sondern auch mit gutem Gewissen angelegt wissen will, muss also genauer hinschauen und die unbequeme Frage stellen: „Was machen die Bank oder die Versicherung eigentlich mit meinem Geld?“ Normalerweise erfahren Sie als Kunde oder Kundin nämlich nicht, ob Ihre Bank Geld an internationale Atomkonzerne oder Waffenhersteller verleiht. Versicherte, die ihr Geld in eine fondsgebundene Versicherung einzahlen – das kann z.B. eine Lebensversicherung oder ein Riester-Vertrag sein – wissen in der Regel nicht, wo genau ihr Geld über viele Jahre investiert wird und Gewinne erwirtschaftet.

Für Ihre alltäglichen Geldgeschäfte empfehlen wir Ihnen deshalb die drei Alternativbanken: EthikBank, TriodosBank, GLS Bank. Wie Sie darüber hinaus Ihr Geld am besten ethisch und grün anlegen, kann Ihnen diese Broschüre nicht sagen – wir sind schließlich keine Finanzberater. Aber wenn Sie Ihre Rendite nicht auf der Basis von Ausbeutung und Zerstörung erzielen wollen, müssen Sie die Kriterien für „echte“ grüne und ethische Finanzprodukte kennen. Diese Produkte sind ökonomisch nicht unsicherer als konventionelle Produkte, aber gerechter und ökologischer.

Entscheiden Sie bewusst, wo Sie investieren: Unterstützen Sie mit Ihrem Geld eine Wirtschaftsweise, die die Umwelt schont und die Menschenrechte respektiert.


Anmerkungen
1) Matthias Wolfschmidt, foodwatch, in der Broschüre „Düstere Bilanz der Ära Ackermann“, urgewald 2012, S. 6f


Anm. der Redaktion: In der Broschüre „Was macht eigentlich mein Geld?“ finden Sie auch einen Beitrag über das Engagement der Kirchenbanken bei der ethischen Geldanlage (S. 48f).


aus:
„Was macht eigentlich mein Geld?“
hgg. von urgewald
online zugänglich unter:
https://urgewald.org/shop/was-macht-eigentlich-mein-geld

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