Ausgabe 1 / 2010 Editorial von Margot Papenheim

Umwelt sucht Schutz

Von Margot Papenheim

Die kleine Karikatur ist einfach genial. Paar um Paar der kleinen bunten Autos schiebt sich die schmale Rampe hoch in die rettende Arche. Etwas abseits der Szene steht Vater Noah mit seinen Tieren und betrachtet, sichtlich verwirrt, das Geschehen.

Etwas außerhalb der Szene stehe ich selbst und betrachte, recht amüsiert, meinerseits das skurrile Ganze. Doch mein Vergnügen währt nicht lange. Genauerem Hinsehen erschließt sich bald der für Mensch und Tier tödliche Ernst der Lage. Schon schwimmt die Arche. Schon umspielt das über die Ufer getretene Wasser die Füße derer, die eigentlich vor der großen Flut gerettet werden sollten, ginge es nach Gottes Plan. Immerhin werden die Autos es wohl noch ins Trockene schaffen…

Wussten bzw. glaubten noch vor einigen Jahren nur wenige, dass es überhaupt einen Klimawandel gibt, muss die so vordergründig witzige wie hintergründig boshafte Karikatur heute nicht mehr „übersetzt“ werden. Wir leben in einer Zeit,
in der die Internetsuchmaschine beim Stichwort „Klimawandel“ innerhalb von 0,24 Sekunden 6,5 Millionen Treffer anzeigt. Täglich informieren die Medien über dessen zu erwartende Folgen, warnen KlimaforscherInnen vor zu langem Zögern bei den erforderlichen Maßnahmen von Politik und Wirtschaft, mahnen Umweltschutzorganisationen, Kirchen und andere Nichtregierungsorganisationen individuelle wie kollektive Umkehr zu einem umweltverträglichen, Ressourcen schonenden Lebensstil an.

Und doch deutet aktuell, kurz vor dem Weltklimagipfel, alles darauf hin, dass die Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention sich in Kopenhagen wieder nicht auf die dringend notwendigen verbindlichen Maßnahmen einigen werden. „Was also tun? Was tun!“ So rief am 4. November 1989 – in einem anderen, ebenso dramatischen historischen Kontext – die DDR-Schriftstellerin Christa Wolf auf dem Alexanderplatz in Berlin dazu auf, die eigene Geschichte nicht einfach laufen zu lassen, sondern sie selbst in die Hand zu nehmen und zum Besseren zu gestalten. Was tun! Dazu gibt es auch heute, angesichts der näher rückenden Umweltkatastrophen, keine Alternative. Darin zu bestärken ist das Anliegen dieser Ausgabe der ahzw. Was tun! Es wäre schön, wenn diese ahzw Mut und Lust dazu machen könnte.

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