Ausgabe 2 / 2008 Bibelarbeit von Beate Schmidtgen und Daniel Völker

Vätergeschichten

Bibelarbeit zu Vaterbildern im Ersten Testament

Von Beate Schmidtgen und Daniel Völker


Abraham, Isaak und Jakob – viele denken zuerst an diese drei biblischen Gestalten, wenn sie auf „Väter in der Bibel“ angesprochen werden. Sie sind so dominant, dass sie mit ihrer Rolle einem ganzen Erzählkreis im Buch Genesis den Namen gegeben haben, den so genannten „Erzvätergeschichten“. Heute bezeichnen wir sie als „Erzelterngeschichten“, denn es sind auch Geschichten der Frauen, die als Mütter ihren Teil dazu beitragen, dass sich die Verheißung Gottes an Abraham und Sarah erfüllt. Aber neben den Erzvätern kommen natürlich noch viele andere Väter in der Bibel vor.

Was zeichnet sie aus? Welche Aufgaben haben sie? Was wird über ihre Beziehungen zu ihren Kindern erzählt? Und schließlich: Gibt es etwas, das wir heute von ihnen lernen können über das „Vater-Sein“? Mit diesen Fragen sind wir an die vielen Texte in der hebräischen Bibel herangegangen, in denen von Vätern erzählt wird. Nach einem Überblick über unsere Ergebnisse stellen wir exemplarisch zwei Väter vor: Isaak und Laban. Auf durchaus wichtige Väter, wie z.B. David, können wir nur am Rand verweisen; um ihnen gerecht zu werden, bräuchten sie eigene Artikel.


Selbstverständlich Vater sein

Vater zu sein ist im Ersten Testament so selbstverständlich, dass in der Regel nicht thematisiert wird, wie diese Rolle ausgefüllt oder was von einem „guten“ Vater erwartet wird. Sogar bei Adam, der als erster Vater gewiss Beachtung verdient hätte, wird nur festgestellt, dass er Vater wird. In den zahlreichen Genealogien geht es um die Generationenfolge und um die Darstellung von Verwandtschaften; damit soll auf fami liärer Ebene erklärt werden, warum ein Volk trotz erkennbarer Ähnlichkeiten in Sitten und Gebräuchen „Israel“gegenüber feindlich auftritt. Daneben gibt es vor allem im Buch Genesis erzählerisch ausgeführte Passagen dieser Genealogien. Aber selbst bei den „Erzvätern“ Abraham, Isaak und Jakob wird das  Verhalten als Väter nur ausnahmsweise thematisiert.

Vaterschaft wird vor allem dann zum Thema, wenn sie gefährdet ist. In der agrarischen Gesellschaft ohne soziale Sicherungssysteme sind Nachkommen diejenigen, die innerhalb der Familie die Versorgung der älteren Generation garantieren. Kinder und Enkel sind im Idealfall auch GarantInnen dafür, dass die eigenen Traditionen weitergegeben werden und Bestand haben. Das Überleben der Familie in der Zukunft ist damit gesichert. Auch Männer stehen deshalb unter dem Zwang, Kinder zu haben. Allerdings sind Frauen dem sozialen Druck stärker ausgeliefert. Bleibt ein Paar kinderlos, so hat der Mann die Möglichkeit, durch die Heirat mit einer weiteren Frau doch noch zu leiblichen Kindern zu kommen. Die Unfruchtbarkeit der kinderlosen Frau ist damit aus damaliger Sicht erwiesen. Selbst wenn die Nebenfrau eine Sklavin der Hauptfrau ist und sozusagen als „Leihmutter“ an ihrer Stelle ein Kind bekommt, ist es kein leibliches Kind der unfruchtbaren Frau. In den Familien der Erzeltern führt diese offenbar legitime Konstruktion immer wieder zu Spannungen.

Da mit den Nachkommen auch die eigenen Traditionen weitergeführt  werden können, bekommt die Vaterschaft auch noch eine  religiöse Bedeutung: Die Verheißung an die Erzeltern, dass sie viele Nachkommen haben  werden, erfüllt sich in den Kindern und Enkeln. In ihnen wird der Segen Gottes sichtbar. Dass bedeutet umgekehrt, dass mit Kinderlosigkeit Gottes Treue und Glaubwürdigkeit in Frage steht. Wenn aber die Generationenfolge gelingt, dann ist der väterliche Segen ein wichtiges Bindeglied – sowohl in der Familiengeschichte als auch in der Heilsgeschichte Gottes.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Innerhalb der patriarchalen Gesellschaft tragen die Väter viel Verantwortung. Sie müssen dafür sorgen, dass die eigene Familie, der eigene Stamm und das eigene Volk nicht aussterben. Sie verantworten biologisch, ökonomisch und in der Weitergabe der religiösen Tradition die Fortsetzung der Heilsgeschichte. Damit ist aber auch klar, dass diese hohe Verantwortung zentraler Bezugsrahmen von Vaterschaft ist. Im Segen an die Kinder findet diese Verantwortung ihren zentralen Ausdruck. Emotionale Bindung tritt dahinter zurück.

Auf heutige Zeit übertragen würde das die Rolle der Väter stark reduzieren. Väter hätten in dieser Sicht Kinder zu zeugen als künftige Renten-Zahler. Sie müssten ihren Kindern eine gute religiöse Erziehung angedeihen lassen, um einem Traditionsabbruch entgegenzusteuern. Dagegen stehen heute eher Fragen der persönlichen Beziehung und Interaktion von Vätern und ihren Kindern im Vordergrund, während die religiöse Erziehung weitgehend immer noch als Aufgabe der Mütter angesehen wird.


Söhne- und Töchterväter

Zwei biblische Väter nehmen wir nun etwas genauer in den Blick: Isaak, den Söhne-Vater (Gen 25,19-28; 27,1-28,9), und den Töchter-Vater Laban (Gen 29,1-31,1).

Isaak hat zwei Söhne, Zwillinge. Die Geschichte seiner Eltern Abraham und Sarah wiederholt sich: Isaaks Beziehung mit Rebekka bleibt kinderlos. Erst durch seine Fürbitte bei Gott wird Rebekka schwanger. Von Isaaks Anteilnahme an Schwangerschaft und Geburt wird nichts erwähnt. Erst Jahre später zeigt sich, dass der jüngere Jakob eine engere Beziehung zu seiner Mutter hat, der ältere Sohn Esau dagegen der Lieblingssohn des Vaters ist. Dabei geht die Vater-Liebe durch den Magen: Isaak isst gerne Wild, der Jäger Esau erfüllt ihm diesen Wunsch. Vielleicht wird so auch eine Wesensverwandtschaft ausgedrückt – der Vater hängt am rauen Naturburschen, der häusliche Jakob ist Mutters Liebling.

Die Frage nach der Erstgeburt ist für beide Brüder ein zentrales Thema, von Isaak wird dies nicht ausdrücklich erwähnt. Seine Aufgabe als Vater wird zum einen deutlich in der Sorge um die richtige Heirat der Söhne, zum anderen in der Weitergabe des Segens – entsprechend der vorgegebenen und von Isaak akzeptierten Ordnung nur an den ältesten Sohn. Rebekka ergreift Partei für ihren Lieblingssohn Jakob und hintertreibt die Absicht des Vaters, seinen Ältesten und Favoriten zu segnen. Weder die formale Ordnung noch die engere Beziehung zwischen Isaak und Esau können die Täuschung verhindern. In der Folge eskaliert der Konflikt zwischen den Brüdern, Jakob muss fliehen.

Beim Segen an Jakob wird die geltende Rangordnung nach Alter durchbrochen, es erfolgt stattdessen eine „Erwählung nach Eignung“, zumindest legt dies die theologisch reflektierte Darstellung nahe. Mehrfach wird innerhalb der Erzählung angedeutet, dass Esau für die große Verheißung Gottes an Abraham und Sarah nicht geeignet ist: Er hat  keinen Bezug zur Tradition, weil ihm das Erstgeburtsrecht gleichgültig ist und weil er „fremde“ Frauen aus der einheimischen Bevölkerung heiratet. Jakob dagegen wird von Isaak zu Laban, einem Verwandten seiner Frau, auf Brautschau gesandt. Nur die Heirat innerhalb der Sippe garantiert demnach den Weiterbestand der Tradition. Gleichgültig, wie diese Aspekte zu hinterfragen sind, dienen sie im Rahmen der Erzählung dazu, Jakobs Bevorzugung zu legitimieren und letztlich als göttliche Wahl darzustellen. Isaak erscheint so als Vater, der seiner Aufgabe gerecht werden will, die Tradition aufrecht zu erhalten – was ihm leicht fällt, da sich Altersfolge und persönliche Präferenz decken. Allerdings versucht er nach Entdeckung des Betrugs auch nicht, den Vorgang rückgängig zu machen. Die Segens-Tra dition bleibt für Isaak der gültige Bezugsrahmen auch da, wo das Ergebnis nicht seinen persönlichen Interessen oder Vorlieben  entspricht.

Fast wie ein Gegenbild zum getäuschten Isaak erscheint Laban, der Schwiegervater Jakobs. Laban hat zwei Töchter, Lea und Rahel. Die ältere Lea hat schöne Augen, doch die jüngere Tochter Rahel ist attraktiver. Jakob und Rahel wollen heiraten. Als Flüchtling hat Jakob natürlich nichts vorzuweisen, aber Laban bietet ihm an, den Brautpreis abzuarbeiten. Doch nach sieben Jahren führt Laban seine ältere Tochter ins Hochzeitsgemach. Als der Schwindel am anderen Morgen auffliegt, pariert er die Vorwürfe Jakobs: „Es ist bei uns nicht üblich, dass die jüngere Tochter vor der älteren verheiratet wird. Aber für noch einmal sieben Jahre Arbeit will ich Dir gerne auch die Rahel geben.“ Jakob willigt notgedrungen in den unfairen Handel ein.

Natürlich hat auch diese Geschichte viele Facetten. Während Jakob – wie bei der Pointe eines deftigen Bauernschwanks – noch als der betrogene Betrüger da steht, wird schon der Fortgang der Geschichte vorbereitet: Die zwei Frauen, die geliebte Rahel und die ungeliebte Lea, werden mit ihren Leibsklavinnen die Mütter der zwölf Söhne Jakobs – Ursache für Eifersucht und Streit unter den Geschwistern. Als Schwiegervater ist Laban ein Schuft – er hintergeht Jakob, ergaunert vierzehn Jahre Arbeitskraft, bringt dabei noch seine beiden Töchter so „unter die  Haube“, dass der Besitz  beieinander bleibt. Der junge Mann kann sich nicht wehren, da er sich ja mit seiner Familie überworfen hat …

Doch Laban lässt sich auch anders betrachten – als Vater in Nöten. In der patriarchalen Gesellschaft steht er in der Verantwortung, seine beiden Töchter
zu verheiraten, damit die eigene Altersversorgung geregelt ist, und sie, nach seinem Tod, rechtlich und wirtschaftlich abgesichert sind. Und mit einem Schwiegersohn aus der Sippe wird die Familientradition allemal besser gewahrt als bei einer Heirat mit einem Fremden. Mit der Heiratserlaubnis für Jakob und Rahel hat Laban jedoch ein Problem: Hat er zunächst die jüngere und attraktivere Tochter verheiratet, läuft die ältere Gefahr, im sozialen Status weiter abzusinken und zu alt zu werden. Laban löst das Problem auf seine Art und wird damit seiner Verantwortung als Vater auch gegenüber seiner Tochter Lea gerecht. In der Ausstattung mit je einer Leibsklavin behandelt er seine beiden Töchter ebenfalls gleich und korrekt. Dabei spielt Lea als Person mit eigenen Wünschen und Vorstellungen ebenso wenig eine Rolle wie etwa eine emotionale Beziehung zwischen Vater und Tochter. Labans „Lösung“ dient ausschließlich der sozialen und wirtschaftlichen Sicherung. Daran, dass Lea immer die ungeliebte Frau Jakobs bleibt, ändert sich auch nichts, als sie ihm Söhne schenkt. Man könnte sogar sagen, dass sich das Trauma aus diesem Betrug fortpflanzt in die Konkurrenz-Geschichte der Söhne Jakobs. Aber es fällt auf, dass Gott an der emotionalen Situation Leas Anteil nimmt und ihr innerhalb des patriarchalen Systems hilft: Gott lässt sie Söhne gebären, um ihr Ansehen zu verbessern!


Väter und Söhne

Eine prominente Vater-Sohn-Geschichte ist die Erzählung von der Opferung, genauer: der Bindung Isaaks, Sohn Abrahams. In Genesis 22,1-19 wird erzählt, wie Gott Abraham auf die Probe stellt. Abraham soll mit seinem einzigen, so lange ersehnten Sohn Isaak zu einem von Gott bezeichneten Ort gehen und dort ein Opfer darbringen. Ein Opfertier wird nicht mitgenommen, stattdessen bindet Abraham seinen Sohn, legt ihn auf das Holz des Brandopferaltars und hebt das Messer. Erst im letzten Moment greift Gott ein. An Isaaks statt wird ein Schafbock geopfert. Abraham wird gelobt, er hat die Probe bestanden: Sein Gehorsam gegen Gottes Anweisung war größer als die Bindung zu seinem einzigen Sohn.
Gott erneuert seine Verheißung …

Allgemein wird diese Erzählung als eine narrativ ausgeführte theologische Abwendung vom Menschenopfer angesehen. Auch wenn diese Deutung nicht ganz überzeugt, weil in der Bibel von Menschenopfern vorher nicht die Rede ist, versucht sie doch, dem Geschehen einen Sinn abzugewinnen. Denn auch eine nahe liegende andere Interpretation ist wenig plausibel: Isaak ist das Kind der Verheißung Gottes. Würde Gott diesen Sohn als Opfer fordern, gefährdete er damit selbst die Erfüllung der Verheißung und den Fortbestand seines erwählten Volkes. Es ist also sowohl ein Dilemma für Abraham, als auch ein selbst konstruiertes Dilemma Gottes: Ist Abraham gehorsam, handelt er gegen die Verheißung. Ist er ungehorsam, dann auch, denn er verstößt gegen eine zentrale Bedingung für eine gelingende Gottesbeziehung. Es ist nur folgerichtig, dass nach dieser Krise Gott die Verheißung an Abraham erneut  aussprechen und bekräftigen muss.

Was auch erstaunt: In vielen Fällen wird mit Gott verhandelt, um ein  Vorhaben Gottes abzuwenden, man denke an das Feilschen Abrahams um die Gerechten in Sodom (Gen 18,22-33). Warum fragt Abraham hier nicht  einmal nach? Warum diskutiert er nicht mit Gott, hält ihm die Sinnlosigkeit dieses Opfers vor? Das Geschehen wird nur ganz knapp erzählt, ohne dass Gefühle sichtbar  werden. Unsere Fragen können wir nur von außen an die Protagonisten herantragen, sie selbst geben kaum Anhaltspunkte für Antworten. Doch wir wissen von Abraham durchaus, dass er seinen Söhnen zugetan und verpflichtet war: Als er nach Isaaks Geburt auf Sarahs Geheiß Hagar und den gemeinsamen Sohn Ismael verstoßen soll, da ist er zunächst nicht einverstanden. Erst Gottes Zusicherung, auch für Ismael zu sorgen und ihn zu einem Volk zu machen, bewegt Abraham dazu, seine Nebenfrau und den gemeinsamen Sohn fortzuschicken.

Väter opfern ihre Kinder – dieses Thema ist allerdings zeitlos. Ob das auf dem Altar der Ehre für das Vater(!)land geschieht, oder ob Ehrgeiz die treibend- zerstörerische Kraft ist, bleibt sich gleich. Vom Ergebnis der Geschichte der Bindung Isaaks her lässt sich dem entgegenhalten: Gott will keine solchen Opfer. Der Gehorsam gegen Gott führt nicht dazu, das Leben von Menschen aufs Spiel zu setzen. Trotzdem bleibt vieles von dieser Geschichte so unklar und solitär, dass sie nur bedingt für
das Väter-Thema herangezogen werden kann.

Eine spannende Vater-Figur begegnet uns in König David. Seine Geschichte
ist komplex: Die Linien von politischer Macht, persönlichen Beziehungen,  militärischem Kalkül und religiöser Motivation sind stark ineinander verwoben; darin spielen auch die Kinder Davids eine Rolle, wenn auch nur schwer zu trennen vom Machtkampf innerhalb der Königs-Familie. Hinzu tritt bei David die Konkurrenz zwischen Vater und (erwachsenem) Sohn. Abschalom will seinen Vater vom Thron stürzen und betreibt dies mit allen Mitteln. Der Konkurrenzkampf zwischen Vater und Sohn unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen Konflikten um die Macht im Staat. Trotzdem trauert David auch um diesen Sohn, als er schließlich in der Schlacht getötet wird – obwohl diese Trauer politisch nicht geraten ist. (2 Sam 19,1-9)

An David fällt auf, dass die emotionalen Seiten der Beziehungen zu seinen  Kindern immer wieder eine Rolle spielen, auch wenn manches uns kaum nachvollziehbar erscheint. So leidet David exzessiv mit seinem kranken Kind mit, dem ersten Kind der Beziehung mit Batscheba. Doch als es gestorben ist, trauert er nicht mehr.  Seine öffentliche Buße sollte Gott  überzeugen, das Kind am Leben zu  lassen. Da Gott sich darauf nicht ein gelassen hat, ist die Sache erledigt. Von diesem Kind erfahren wir nicht einmal den Namen. (2 Sam 12,15-23) Eigenartig mutet auch Davids Verhalten in Bezug auf seinen Sohn Amnon an, der seine Halbschwester Tamar vergewaltigt und dann verstößt. Zwar wird erzählt, dass David darüber sehr zornig ist, aber es gibt weder Sanktionen gegen Amnon noch Wiedergut machung für Tamar. Erst als Abschalom Amnon aus Vergeltung tötet, wird von der großen Trauer Davids um den Vergewaltiger erzählt, die drei Jahre anhält. (2 Sam 13)

Konkurrenz zwischen Vätern und  Söhnen spielt auch heute oft eine große Rolle, zumal, wenn sie im gleichen Beruf tätig sind oder ein Geschäft weitergeführt werden soll. Die Geschichte Davids  bietet aber keine Anhaltspunkte, wie solch ein Konflikt gut gelöst werden kann. Was uns David nahe bringt, ist seine Trauer auch um die missratenen oder sogar gefährlichen Söhne, aus denen eine tiefe Verbundenheit mit ihnen spricht.


Für die Arbeit in der Gruppe

Ziel:
Aus Sicht des Ersten Testaments sind die Aufgaben der Väter: die Ordnung wahren, die Tradition an ihre Kinder weitergeben und sie segnen. Lässt sich dies auf heutige Lebenswirklichkeit übertragen? Oder bleibt diese Sicht dem patriarchalen Rollenbild verhaftet? („Wart bloß, bis der Papa nach Hause kommt, dann kannst Du was erleben!“) Für uns wurde zur zentralen Frage: Welchen Segen haben Väter heute für ihre  Kinder? Dabei ist immer wieder zu überlegen, ob diese Funktionen Väter-spezifisch sind oder allgemein Aufgabe von Eltern.

Zeit: 1-1,5 Stunden

Material:
– Arbeitsblätter für die Gruppen und ausgeschnittene „Engelflügel“ (für AbonnentInnen unter „Service“ zum Herunterladen vorbereitet)
– 3 große Blätter oder Plakatkartons, mittlere Filzstifte in zwei Farben;  Stifte für alle

Ablauf:

1 Einführung
Die Leiterin führt anhand er Informationen in der Bibelarbeit kurz in das Thema ein: An den Vaterfiguren im Ersten Testament können wir ablesen, dass Väter vor allem drei Aufgaben hatten: die Sicherung der familiären/gesellschaftlichen Ordnung, die Vermittlung von Traditionen und die Weitergabe des Segens. Liegen darin Anhaltspunkte für Fragen nach der Rolle von Vätern heute?

2  Ordnung, Tradition, Segen
In drei Kleingruppen (arbeitsteilig) setzen die Frauen sich in jeweils drei Schritten mit den genannten väterlichen (bzw. elterlichen?) Aufgaben auseinander. Die Gruppen bekommen Arbeitsblätter mit folgenden Leitfragen:

Gruppe 1:
(a) In welche familiären und gesellschaftlichen Ordnungen wachsen unsere Kinder hinein? (z.B.: Regeln zuhause, Umgang mit LehrerInnen und MitschülerInnen, demokratische Prozesse) – Stichworte mit jeweils zwei bis drei  konkreten Beispielen auf Plakat notieren
(b) Welche sinnvollen, stützenden  Anleitungen brauchen Kinder dafür? (z.B.: Vorleben, Einfordern, Einüben) – in anderer Farbe zu den Stichworten schreiben
(c) Welche der genannten Aufgaben bzw. Tätigkeiten sind „Vater-Sache“ (unterstreichen) – welche „Eltern-Sache“?

Gruppe 2:
(a) Welche familiären und gesellschaftlichen Werte, „Sitten und Gebräuche“ sollen Kindern vermittelt werden? (z.B.: geistige Bildung, religiöse Bindung, soziales Verhalten)
(b) Welche Unterstützung brauchen Kinder, wenn die Vermittlung gelingen soll? (z.B. gemeinsame Museumsbesuche, Vorleben durch Eltern)
(c) wie oben

Gruppe 3:
(a) Für welche Lebensbereiche möchten wir unseren Kindern (EnkelInnen)
„unseren Segen“ geben? (z.B. Ausbildung, PartnerInnenwahl)
(b) Wie kann das für unsere Kinder erfahrbar werden? (z.B.: Akzeptanz, tatkräftige Unterstützung)
(c) wie oben

Die Kleingruppen stellen ihre Ergebnisse kurz vor. Dann regt die Leiterin einen Erfahrungsaustausch darüber an, in welchem Maße sich heutige Väter an den gesammelten väterlichen bzw. elterlichen Aufgaben beteiligen.

3 Segen weitergeben
In der Bibel wird Segen oft durch „Engel“ zugesprochen. Daran anknüpfend erhält jede Frau einen ausgeschnittenen Papierflügel, auf den sie einen persönlichen Segen für ihre Kinder oder ihre EnkelInnen oder ihr nahe stehende Kinder schreibt. Je nach Vertrautheit der Gruppe werden die Frauen eingeladen, zum Abschluss die von ihnen formulierten Segen vorzulesen.

Dr. Beate Schmidtgen, geb. 1966, ist Pfarrerin. Nach dem Studium hat sie im Bereich Altes Testament promoviert, nebenher Kinder, Haushalt und wissenschaftliche Arbeit betreut, u.a. im Hedwig-Jahnow-Projekt und als Mitübersetzerin bei der Bibel in gerechter Sprache.
Daniel Völker, geb. 1964, ist ebenfalls Pfarrer. Er ist schon seit 24 Jahren Vater, inzwischen von vier  Kindern. Jetzt teilen die beiden sich als Pfarr-Ehepaar in Rötteln (Lörrach) Lust und Frust in Gemeinde, Haushalt und Familie.

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