Ausgabe 2 / 2008 Artikel von Andrea Günter

Vätern einen Platz geben

Neue Aufgaben nach dem Patriarchat

Von Andrea Günter


Das Thema „Vater“ wird gegenwärtig neu aufgerollt und ernsthaft diskutiert. Die Rede von neuen Vätern begleitet uns zwar schon über ein Jahrzehnt. Hierbei handelte es sich jedoch vornehmlich um eine Werbeaktion: Männern sollte Vaterschaft neu schmackhaft gemacht werden.

Die Stilisierung von strahlenden Vätern mit Babys und Kinderwagen auf Plakatwänden spiegelt jedoch kaum die gesellschaftliche Realität wieder. Und sie reicht nicht dafür aus, Antworten auf die Alltagsfragen zu geben, die das Zusammenleben von Frauen, Männern und Kindern mit sich bringt.


Über gute Väter

An den Alltagslagen entscheidet sich, wie Vaterschaft neu entsteht. Neue Väter gibt es dann, wenn sich Väter in den gesellschaftlichen Problemlagen bewähren, in denen wir heute leben und auf die wir Antworten finden müssen. Dabei erweisen sich allgemeine Rezepte schnell als untauglich. Vielmehr müssen Alltagssituationen neu überdacht werden. Was sind die leitenden Bilder und Vorstellungen von Vater- und Elternschaft? Wie können sie neu gefasst und in neue Fragen und Aufgaben übersetzt werden?

Bilder von guten Vätern wollen wir alle gerne in unseren Herzen tragen. Zu diesen zählt auch, dass die Beziehungen der Väter zu den Müttern und die der Mütter zu den Vätern gelingen können. Warum aber kommen auf den Neue-Väter-Werbebildern so selten Frauen vor? Warum werden überwiegend Männer und Kinder dargestellt? Natürlich können Väter Babys windeln. Was aber transportiert die windelnde Vater-Kind-Zweisamkeit darüber hinaus? Weist das Fehlen der Frauen und Mütter auf diesen Bildern darauf hin, dass sich die patriarchale Ordnung weiterschreibt? Nur selten wird danach gefragt, wie Väter sich gegenüber Müttern auch in schwierigen Paarkonstellationen angemessen verhalten. Von den Medien unterstützt dürfen Väter Schwierigkeiten der gemeinsamen Beziehung an den Müttern abarbeiten. Da raten auch ernst zu nehmende Elternzeitschriften den Vätern: „Die eigenen Stärken ausspielen“ oder „Die Mutter mal ruhig tolerieren“. Die Wortwahl „ausspielen“ und „tolerieren“ will die Vaterrolle  stärken. Tatsächlich wird die Mutter abgewertet. Ein solcher Stil ist denkbar ungeeignet dafür, die Elternbeziehung eines Paares zu kultivieren, insbesondere wenn es kein Liebes- oder Ehepaar (mehr) ist.

Nachdem in den letzten Jahrzehnten die Mütter und Mutterbilder im Zentrum der öffentlichen Diskussion standen, wird nun ausdrücklich nach den Vätern gefragt. Die Gefahr hierbei ist, dass der Vater wieder zum Maß der Elterndinge erhoben und das Familienleben und das Zusammenwirken der Eltern über den Vater definiert wird, dass seine Interessen das Generationengefüge entscheiden. Daher muss die notwendige Frage nach den Vätern von der automatisch positiven Bewertung „des“ Vaters getrennt werden. Die Anerkennung von Vätern kann nicht heißen, sie über die Mütter und Kinder zu stellen. Zu ihrer Anerkennung zählt, zu sehen und zu sagen, was ist: Es muss festgehalten werden, ob und wie Väter sich sozial bewähren. Der Ausgangspunkt für diese Bewährung liegt im Verzicht auf väterliche Machtspiele.


Kultur der Elternschaft

Auch wenn sich neue Lebensformen als gesellschaftliche Realität etabliert haben, ist eine neue Kultur von Elternschaft kaum in Sicht. Es ist bezeichnend, in welchem Familien-Setting die  Entwürfe von neuen Vätern gemacht werden. Verfolgt man die Auswahl der Beispiele, anhand derer die Situationen von Vater- und Elternschaft beleuchtet werden, so bleibt als Ausgangspunkt die Vater-Mutter-Kind-Kleinfamilie mit gemeinsamem Haushalt erhalten.(1) Der alleinerziehende Vater wird zum Sonderthema gemacht. Nur ausnahmsweise kommen Väter zu Worte, die nicht im selben Haushalt wohnen, sondern Wochenendbeziehungen praktizieren oder in Scheidung leben. Was ist ein neuer Vater, der in einer schwierigen Scheidungssituation agiert? Ist ihm die Liebe seines Kindes wichtig? Ist er zurückhaltend in Bezug auf all das, was über das Recht und seinen Machtapparat geregelt werden muss? Was jemand als Vater ist, ob jemand die Liebe seines Kindes sucht oder Macht will, zeigt sich im Konfliktfall.

Was heißt Vaterschaft also dann, wenn wir davon ausgehen, dass Frauen und Männer zunehmend weniger eine lebenslange Bindung eingehen, weil sie ein Kind gezeugt haben? Dann rückt die Frage ins Zentrum, wie wir Väter ebenso wie kinderlos lebende Mütter oder kinderlose Frauen und Männer – neben den Steuerzahlungen – in das Generationengefüge und die alltäglich damit einhergehenden Aufgaben einbinden. Dies erfordert unter anderem, dass die Beziehungen und die Lebensräume von Müttern, Kindern und Vätern weiträumiger gedacht werden: Wenn Eltern nicht zusammen wohnen, wird wichtig, wie Wohnorte, Tagesabläufe und Lebenszusammenhänge miteinander organisiert werden. Die zeitliche und räumliche Dimension von Elternschaft wahrzunehmen, öffnet die bestehende Vorstellung vom „Mutter-Vater-Paar“ und von vermeintlich  mütterlichen oder väterlichen Zuständigkeiten für bestimmte Aufgaben.

Zugleich fehlt insbesondere von Männern noch immer eine öffentliche Rede über den Sinn von Vaterschaft auch außerhalb des Zusammenlebens in einer  Liebes-Paar-Beziehung zur Mutter. Was gewinnen die Väter an Lebenssinn, die trotz Trennung und/oder schwieriger Paarbeziehung versuchen, eine Beziehung zu ihren Kindern zu gestalten, die von der Liebe zum Kind und von einer erwachsenen Beziehung mit der Mutter, also gerade nicht vom Machtspiel im Paar getragen ist? Wie gelingt ihnen das?


Biologie und Kultur

Frauen wollen nicht länger auf ihre Gebärfähigkeit reduziert werden, Männer wehren sich dagegen, nur als Samenspender zu gelten. Frauen und Männer teilen also die Einschätzung, dass sie instrumentalisiert werden, wenn sie allein aufgrund ihrer biologischen Eigenart definiert werden. Die Instrumentalisierung des Biologischen stellt sich dabei auch als der Dreh- und Angelpunkt des Patriarchats heraus. Denn das Patriarchat beruht wesentlich darauf, die biologische Tatsache zu verschleiern, dass die Mutterschaft vor der Welt immer klar, die Vaterschaft vor der Welt dagegen immer unklar ist. Es lies sich alles Mögliche dafür einfallen, dass die Vaterschaft vor der Welt klar würde.

Wir alle wissen: Neun Monate Schwangerschaft der Frau liegen zwischen der Zeugung durch ein Paar und der Geburt eines Kindes durch die Frau. Ein langer Zeitraum, in dem viel passieren kann. Frauen können nicht wissen, wer der Vater ist. Sie können eine jede weitere Beziehung zu dem Mann ablehnen, ihn nicht informieren. Sie können den Vater verschweigen. Auch der Mann kann von der Frau nichts (mehr) wissen  wollen, von der Schwangerschaft ganz zu schweigen. Er kann die Vaterschaft verleugnen, zurückweisen. Oder er kann sich auf sein Kind freuen und ihm dennoch niemals begegnen, weil er in diesen Monaten ums Leben kommt. All dies ist keine Frage von Moral oder gar Recht, sondern der nackten Tatsache geschuldet, dass Zeugung und Geburt nicht ein einziges Ereignis sind und eine Zeugung keine zwangsläufige Lebens- oder gar Liebesbindung des Zeugungs paares hervorruft. Zeugen und Gebären sind zwei Ereignisse, an dem die Geschlechter sehr unterschiedlich beteiligt sind. Diese Tatsache sollte immer wieder ausgehebelt werden. Männer bekamen einen entscheidenden Anteil an der Geburt zugesprochen, indem ihr Beitrag für die Zeugung im Moment der Geburt durch die Elternschaft in Form der Ehe gesichert wurde. Auch heute noch wird als Zeugungspaar automatisch das Ehepaar definiert. Die Ehelichkeit einer Zeugung gilt nach katholischem Kirchenrecht ebenso wie nach dem Abstammungsrecht des BGB auch dann, wenn die Zeugung vor der Eheschließung stattgefunden hat. Das heißt, dass durch das Recht die Tatsachen, die Zeit und der geschichtliche Ablauf des biologischen Prozesses  verfälscht werden.

Nachdem Tausende von Jahren versucht wurde, die biologische Situation der Elternschaft zu manipulieren, muss  gelten: Das gemeinsame Zeugen von Frau und Mann ist ebenso ein Eigenwert wie das Schwangersein und Gebären der Frauen, ohne dass das eine mit dem anderen kurzgeschlossen werden darf. Über eine Zeugung kann keiner verfügen, weder die Frau noch der Mann. Eine Angleichung der Vaterschaft an die Mutterschaft in Form der Sicherheit über die Zeugung, so wie sie etwa die Arbeitsgemeinschaft der Männerarbeit der EKD derzeit begrüßt, kann  keine Antwort sein: „Das Recht das Mannes auf sichere Feststellung seiner Vaterschaft sollte ebenso positiv bewertet sein wie das Selbstbestimmungsrecht der Frau hinsichtlich der Austragung eines Kindes …“ Eine solche Angleichung übergeht den Unterschied zwischen der Zeugung und der Schwangerschaft ebenso wie den  zwischen dem Recht auf eine „sichere Feststellung“ und dem auf Selbstbestimmung. Solche Angleichungen sind Ausdruck von Machtspielen.

Beachtet man den Unterschied zwischen der Zeugung, an der Mann und Frau als Paar beteiligt sind, und der Geburt, mit der die eigenständige soziale Existenz des Kindes beginnt, dann wird auch deutlich, wie die sozialen Beziehungen des Kindes zum Vater und zu anderen Personen entstehen. Die sozialen Bezüge des Kindes kommen für das Kind ab dem Moment der Geburt zustande, und zwar zunächst abhängig von den Lebensumständen der Mutter. Eine Frau kann in einem Krankenhaus oder auf der Straße gebären, sie kann das Kind behalten oder weggeben, sozial gut eingebettet oder isoliert leben. Bei den sozialen Bezügen, die die Mutter stiftet, kann es sich um die zum Erzeuger handeln, um die zu einem anderen Mann oder auch um die zu weiteren Personen wie Großmutter, Großvater, LebensgefährtIn, WG-MitbewohnerInnen. Weil der Erzeuger nach der Zeugung nicht einfach mit dem Kind verkettet ist, begegnen Kind und leiblicher Vater sich also nur dann, wenn die Mutter diese Begegnung  herbeiführt. Ob und wie die Beziehung des Erzeugers zum Kinde zustande kommt, ist – und war es immer – ein historischer Zufall. Diesen historischen Zufall ausschalten zu  wollen, besagt, ein Zwangssystem zu befürworten.

In dem Zusammenhang wird immer wieder auch das Argument angeführt, dass ein Kind für seine Entwicklung den Vater bzw. die Mutter „braucht“. Das stellt uns vor die – neu zu beantwortende – Frage, wie viel Biologie und wie viel Soziales wir Kindern anbieten wollen. Für die Antwort wäre auf jeden Fall zu berücksichtigen, dass ein Kind das Bedürfnis hat, sich mit Sicherheit in der vorhandenen Welt zu bewegen, die so ist, wie sie ist und in der auch die Elternbeziehungen so sind, wie sie sind. Werden sie sorgsam begleitet, können Kinder an den sozialen Herausforderungen wachsen, zu denen auch scheiternde Elternschaften oder nicht vorhandene Elternbeziehungen zählen.

Da das Recht im Patriarchat die Verfügung der Erzeuger über die Zeugung garantieren sollte, steht es strukturell auf Seiten der Väter. Äußerungen wie „endlich bekommen Väter mehr Rechte“ sind auch von profilierten und den Anliegen der Frauenbewegung gewogenen Väterdenkern zu hören.(2) Dabei wird vergessen, dass man Müttern Erziehungsrechte in Bezug auf ihre Kinder überhaupt erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zugestand und das Rechtssystem selbst seine patriarchale Struktur überwinden muss. Solange für manche Väter das Recht der Dreh- und Angelpunkt ihrer Elternrolle bleibt und als Kampffeld für schwierige Elternkonstellationen benutzt wird, wird in der Väterliteratur die Vorwurfshaltung vorherrschen und über die Rechtsprechung geklagt werden.

Wollen wir also den Fehler des Patriarchats nicht wiederholen, dem Vater einen ebenso eindeutigen sozialen Platz zu errichten, wie die Mutter ihn einnimmt, wollen wir also aufgrund welches Gleichheitsansinnen auch immer kein neues Geschlechterzwangssystem errichten, dann könnte der folgende Grundsatz gelten: Statt vorschnell erneut festlegende Geschlechter- und Elternbilder zu errichten, kann eine Unterscheidung zwischen Mutter und Vater festgehalten werden. Die Position des Vaters ist nicht mit der der Mutter identisch. Die Auf gabe, Vätern einen Platz zu geben, ist eine eigenständige Aufgabe und bleibt eine eigene Anstrengung. Sie unterscheidet sich davon, wie eine Mutter ihren Platz  einnimmt und ausfüllt. Diese Unterscheidung kann und muss gesellschaftlich und individuell immer wieder neu gefüllt werden.

„Vätern einen Platz geben“ meint eine Anstrengung. Für einen solchen Abwägungsprozess braucht eine Gesellschaft sinnvolle Antworten. Gleichberechtigung setzt voraus, sich der Fakten, Beziehungsebenen und Konfliktfelder, um die es bei Vaterschaft oder Mutterschaft geht, bewusst zu sein. Zu den jeweiligen Aufgabenstellungen können aus den unterschiedlichen Positionen heraus Vorstellungen dafür entwickelt werden, wie auf neue Weise zum Generationengefüge beigetragen werden kann.


Für die Arbeit in der Gruppe

Ziel:
Das Thema „Vaterschaft“ wird in  unserer Gesellschaft seit einiger Zeit intensiv diskutiert. Umstritten ist dabei nicht nur, ob es die „neuen Väter“ in nennenswerter Zahl bereits gibt. Unklar ist nach wie vor auch, wie sie denn aussehen könnten und sollten. Die  Frauen setzen sich mit der Frage  auseinander, wie – aus ihrer Sicht – Vaterschaft gelebt werden sollte.

Zeit: 1,5 – 2 Stunden

Material: Flipchart-Papier oder große Plakate; mitteldicke Stifte in mehreren Farben

Ablauf:
1 Heutige Formen von Vaterschaft
Nach einer knappen Einführung in das Thema bittet die Leiterin die Frauen, in Kleingruppen (ca. 6 TN) zusammenzutragen, welche Formen von Vaterschaft sie aus ihrem persönlichen Umfeld kennen, z.B.: Vater und Mutter leben mit biologisch eigenem Kind bzw.  eigenen Kindern in einem Haushalt / Eltern leben getrennt / Vater und Mutter leben mit adoptierten Kindern zusammen etc.

Die Frauen notieren genannte unterschiedliche Konstellationen in größeren Kreisen auf dem Plakat. In einer anderen Farbe notieren sie stichwortartig, wie die beteiligten Väter anwesend sind und was sie als Väter tun, z.B.: wg. Nutzung Elternzeit ganztägig anwesend / wg. Trennung und Umzug in eine andere Stadt Zusammenleben mit Kindern am Wochenende und in Ferienzeiten / Abholen der Kinder vom Kindergarten und Betreuung während des Nachmittags etc.

Die Ergebnisse werden anhand der Plakate kurz im Plenum vorgestellt, aber nicht weiter diskutiert. Die Leiterin weist evtl. kurz darauf hin, dass es an dieser Stelle nicht um ein „repräsentatives Ergebnis“ geht, sondern lediglich um einen Ausschnitt der gesellschaftlichen Wirklichkeit, der aber bereits deutlich macht, wie vielfältig heute die Formen des Zusammenlebens mit Kindern sind.

2 Vaterschaft durch soziale Bewährung
Als Einstieg liest die Leiterin die letzten fünf Zeilen des Auszugs aus Lessings „Nathan der Weise“ auf S. 42 vor (ab: „…das Blut, das Blut allein“).

Auf einem Flipchart oder Plakat in der Mitte steht die Überschrift: „Vater werden durch Bewährung im Alltag“; darunter zwei Spalten mit den Satz anfängen „Ein guter Vater…“ / „Ein weniger guter Vater…“. Die Frauen tragen zusammen, was (ihrer Meinung nach) ein guter Vater tut und was einer, der seine Sache nicht so gut macht. Eine hält die genannten Punkte stichwortartig fest.

Bei Bedarf diskutiert die Gruppe die entstandene Sammlung; gehen die Meinungen in einzelnen Punkten stark auseinander, evtl. gemeinsame  Sichtweisen durch Unterstreichen hervor heben.

3 Kultur der Elternschaft bei Trennung
Die Leiterin weist darauf hin, dass die meisten Eltern einen verantwortungsvollen Umgang mit ihren Kindern  wollen und ihnen dies oft auch gelingt. Dennoch entstehen besonders in einer Situation von Trennung bzw. Scheidung oft ernste Probleme dadurch, dass es den Eltern nicht gelingt, ihre eigenen (Macht-) Kämpfe nicht auf Kosten der Kinder auszutragen.

In Kleingruppen entwickeln die Frauen ein Modell der Lebensgestaltung von Vater – Mutter – Kind(ern) nach einer Trennung und schreiben einige Grundsätze einer  entsprechenden Vereinbarung zwischen den Beteiligten auf. Um die Fantasie der Frauen anzuregen, kann die Leiterin beispielhaft die Idee einer „Kinderwohnung“ nennen, für die beide Elternteile aufkommen und in der die Kinder abwechselnd versorgt werden – so also ihren Lebensmittelpunkt behalten, dem sich die Eltern anpassen.

Mögliche Weiterarbeit
Gruppen, die an einer vertieften Auseinandersetzung mit den aktuellen Debatten interessiert sind, können auf der Grundlage des Kapitels „Biologie und Kultur“ im Beitrag oben z.B. folgende Fragen diskutieren:

– Wie stehen wir zu der These, dass – aufgrund des Unterschieds zwischen Zeugung und Schwangerschaft / Geburt – Vater und Mutter in der Elternschaft unterschiedliche Plätze einnehmen?
– Wie viel Biologie – wie viel Kultur bestimmt das Verhältnis zwischen Vätern und Kindern?
– Wie ist es zu bewerten, dass Männer das Thema Vaterschaft in den aktuellen gesellschaftlich-politischen Debatten vor allem unter dem  Stichwort „Gleichberechtigung“ (gegenüber den Müttern) diskutieren?

Gruppen, die sich mit ihren Ergebnissen an der öffentlichen Debatte beteiligen möchten, können Väter, die ihre Vaterschaft in unterschiedlichen Lebensformen gestalten, zu einem öffentlichen Gespräch einladen. Ziel eines solchen Gesprächs wäre es, gemeinsam herauszufinden, wie Vaterschaft – unter heutigen gesellschaftlichen Bedingungen – sinnvoll gefüllt werden kann.


PD Dr. Dr. Andrea Günter ist Philosophin und  Katholische Theologin. Sie lehrt an Hochschulen und arbeitet als freischaffende Referentin in der Fort- und Weiterbildung. Einer ihrer Themenschwerpunkte ist das „Ende des Patriarchats“ und das „Neudenken der Mutter“.

Die Vorschläge für die Arbeit in der Gruppe haben Ilona Eisener und Margot Papenheim entwickelt.


Anmerkungen:

1 Die Liebe der Väter, Zeit-Dossier vom 3.1.2008; Dieter Thomä: Eltern: Kleine Philosophie einer riskanten Lebensform, München 1992; Thomas Gesterkamp, Die neuen Väter zwischen Kind und Karriere: so kann die Balance gelingen, Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 2007.
2 So Thomas Gesterkamp in seinem Vortrag „Familien im Gendermainstream“ bei der Tagung „Experiment Familie. Ein Genderforum“, Frauenreferat der Evangelischen Kirche Westfalen, Dortmund 23. April 2007.


Zum Weiterlesen

Bambey, Andrea / Gumbinger, Hans-Werner: „Neue Väter – andere Kinder? Das Vaterbild im Umbruch – Zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und realer Umsetzung“, in: Forschung Frankfurt 4 (2006), S. 26-31
Grieser, Jürgen: Der phantasierte Vater. Zur Entstehung und Funktion des Vaterbildes beim Sohn,  Tübingen 1998
Günter, Andrea: Frauen – Autorität – Pädagogik.  Theorie und reflektierte Praxis, Königstein/Ts 2006
Dies.: Der Name des Vaters. Thesen über das Verhältnis von Patriarchat, Vaterschaft, frauenpolitischen  Themen und Allegorie, in: dies., Die weibliche Seite der Politik:, Königstein 2001, 91-112
Dies.: Stadt, Welt, Zusammenleben. Pluralität und Geschlechterphilosophien, Königstein/Ts 2007
Dies.: Vätern einen Platz geben. Eine Aufgabe für Frauen und Männer, Rüsselsheim 2007
Kniebiehler, Yvonne: Geschichte der Väter. Eine  kultur- und sozialhistorische Spurensuche, Freiburg, Basel, Wien 1996
Kreckel, Marga: Macht der Väter, Krankheit der Söhne, Frankfurt a. M. 1997
Ohling, Maria: Die ledige Mutter und ihre Familie. Ganzheitliche Betrachtung einer besonderen Familienform, Heidelberg 2001
Schlaffer, Edit / Benard, Cheryl: Das Kind, das seinen Vater mit einem Samstag verwechselte.  Schadensbegrenzung nach der Scheidung, München 1996
Walter, Heinz (Hg.): Männer als Väter. Sozialwissenschaftliche Theorie und Empirie, Wiesbaden 2002
Wirkus, Bernhard (Hg.): Väter und Söhne. Bestandsaufnahme und Diagnose am Ende des 20. Jahrhunderts, Konstanz 2001
Wolde, Anja: Väter im Aufbruch? Deutungsmuster von Väterlichkeit und Männlichkeit im Kontext von Väterinitiativen, Wiesbaden 2007

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