Ausgabe 1 / 2005 Artikel von Birgit Mock

Verkehr – ein echtes Frauenthema

Von Mobilität und Umkehr

Von Birgit Mock

(Auszug)

Was haben Frauen mit dem Thema Verkehr zu schaffen? Auf den ersten Blick wenig, sind doch in den meisten diesbezüglichen öffentlichen Darstellungen und Arbeitsplätze in Verkehrsministerien, Stadtwerken, Busunternehmen oder Bundesbahn-Aufsichtsräten Männer vertreten. Auf den zweiten Blick erschließen sich jedoch ganz konkrete Zugänge, die uns bewusst oder unbewusst im Alltag begleiten und politisch herausfordern.

Mama-Taxi

Frauen organisierten und organisieren ihre Mobilitätserfordernisse häufig in komplizierten Wege-Ketten durch fein abgestimmte Arrangements. Frauen sind es zumeist (noch), die die Kinder zum Kindergarten bringen bevor sie ihren eigenen (Erwerbs-)Arbeitsplatz ansteuern, die sie anschließend abholen, später zu den nachmittäglichen Sportstunden chauffieren und zwischendurch den Familien-Einkauf tätigen. Ihre sogenannten „Wege-Ketten“ unterscheiden sich von der Punkt-zu-Punkt-Mobilität vieler Männer, die oft nur den Wohnort und Erwerbsarbeitsplatz einschließt.

Mobilität und Nachhaltigkeit

„So leben, dass die Generationen nach uns die gleichen Lebenschancen haben.“ Auch wenn manch eine(r) die viel strapazierte Vokabel der Nachhaltigkeit schon nicht mehr hören kann, so ist dieses alte Prinzip noch lange nicht selbstverständlicher Maßstab für aktuelle Politik geworden. Und auch hier lohnt es sich, genau hinzusehen. Allgemein gesagt geht es um eine Balance ökologischer, ökonomischer und sozialer Interessen. Doch die Spannungsfelder liegen dabei im Detail. In der Ausgestaltung sollten Frauen ihre Interessen mutig und kreativ vertreten.

Aktion: Dem Verkehr auf der Spur

Unsere Zeitungen sind voll von Fotos zum Thema. Viele zeigen Männer und Autos, einige zeigen Frauen und Autos. Andere Verkehrsmittel sind deutlich seltener auf Fotos zu sehen. Frauen (und Männern) und ihren Mobilitätsbedürfnissen und -gewohnheiten werden in der Öffentlichkeit Bilder zugeordnet, die wiederum Gewohnheiten prägen können. In einer Bildananlyse sollen die unterschiedlichen Aussagen der Bilder zusammengetragen, analysiert und bewusst gemacht werden.

benötigte Zeit: ca. 1 Stunde

Material: aktuelle Tageszeitungen und Zeitschriften verschiedener Zielgruppen (Brigitte, Emma, Auto-Sport, Motor-Beilage der Tageszeitung…), evtl. von den Teilnehmerinnen selbst mitzubringen.

1. Schritt: Die Teilnehmerinnen suchen in den Zeitungen nach Fotos, auf denen Frauen mit dem Thema Verkehr/Mobilität in Bezug gesetzt sind (und zum Vergleich auch Fotos mit Männern und Mobilität). Ergänzend eignen sich auch Verkaufsanzeigen für Autos. Die Bilder werden in der Mitte gesammelt.

2. Schritt: Jede nimmt sich ein Bild (je nach Zeitrahmen auch mehrere), mit dem sie weiterarbeiten möchte. Auf einem Zettel beantwortet sie folgende Fragen: Was fällt mir bei diesem Bild besonders auf? Welche Aussage trifft es zu Frauen und Mobilität? Welche zu Mobilität und Nachhaltigkeit? Was ärgert mich an diesem Bild? Was finde ich gut?

3. Schritt: Die Teilnehmerinnen stellen der Reihe nach ihre Bilder vor und schildern ihre Eindrücke. Die anderen Teilnehmerinnen ergänzen jeweils.

4. Schritt: Welche Mobilitäts-Bilder prägen uns durch ihre öffentliche Verbreitung? Stimmen wir den Bildaussagen überwiegend zu? Wozu gibt es keine Bilder? Was wäre uns wichtig?

5. Schritt: ggf. Weiterleitung der Ergebnisse an die örtliche Zeitungsredaktion, an den Frauenverband, Leserinnenbriefe an Wochenzeitschriften, an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (in dessen letzter großen Studie zu Frauen in Deutschland von 2002 das Thema Mobilität keine Rolle spielt)…

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