Alle Ausgaben / 2008 Bibelarbeit von Katharina Friebe

Verstehst du denn, was du da liest?

Bibelarbeit zur Apostelgeschichte 8,26-39

Von Katharina Friebe


Selbst wenn sie keine Pfarrerinnen sind und auch nicht Theologie studiert haben: Frauen lesen die Bibel und setzen sich mit dem Gelesenen auseinander. Was uns heute so selbstverständlich ist, galt keineswegs immer schon als völlig normal. Es war ein langer Weg für die Frauen, sich ihre Bibel ins Leben zu holen.


Eine derjenigen, die den Weg geebnet haben, war Maria Weigle. Ihre Ideen und Arbeitsweisen prägen evangelische Frauenarbeit bis heute. Daher beginne ich mit einer Erinnerung an sie und ihre Bedeutung für die Bibelarbeit in Frauengruppen, bevor ich mich Philippus und dem äthiopischen Eunuchen nähere, um deren Begegnung es in Apg 8,26-39 geht.


Von Frauen für Frauen

Maria Weigle (*15. Februar 1893, ;28. Juni 1979) studierte von 1919 bis 1924 Evangelische Theologie und war ab 1926 als Theologin beim Gesamt verband der Evangelischen Frauenhilfe in Potsdam. 1929 machte sie ihr Zweites Theologisches Examen und wurde 1930 eingesegnet. Eine Ordination gab es für die „Vikarinnen“ damals nicht. Für die Frauenhilfe war sie deutschlandweit unterwegs und bildete die Ehrenamtlichen vor allem im Bereich der Bibel arbeiten fort. 1936 gründete sie eine Bibelschule, in der Frauen ausgebildet wurden, um eigenständig Bibelstunden mit Frauenkreisen abzuhalten. Dabei reichten die Kurse von einer Woche bis hin zu acht Monaten. Die lange Ausbildung wurde mit umfangreichen praktischen und theoretischen Prüfungen ab geschlossen. Diese Arbeit führte sie ab 1945 in Stein fort,1 wo sie die Leitung des neuen Gemeindehelferinnenseminars übernahm.

Maria Weigle hat die Bibelarbeit der Frauengruppen insofern revolutioniert, als nun nicht mehr das Prinzip „Wir lesen und der Herr Pfarrer erklärt“ galt, sondern jede einzelne Frau mit ihrem biographischen Hintergrund für kompetent gehalten wurde, ihre Bezüge zum biblischen Text herzustellen. Ihr Ansatz begann bei der Sitzordnung – auf keinen Fall frontal, da so kein gemeinsames Gespräch möglich sei(2) – und endete in der Auswahl der Texte. Diese sollten in der Regel Evangeliumstexte der Begegnung Jesu mit den Frauen sein, gleichwohl sollte die Auswahl vom „Zentrum der Schrift„(3) her, nicht aufgrund einer vermeintlichen Aktualität erfolgen. Die Bibelarbeit selbst sollte von Frauen für Frauen sein. Die Leiterinnen mussten nicht unbedingt Theologinnen sein, vielmehr sollten geduldige, sachkundig gemachte Frauen gemeinsam mit den Frauengruppen den Text erarbeiten und dabei den Frauen auch helfen, sprach fähig zu werden, sodass anfangs nur ungenau und in Ansätzen vorhandene Fragen und Probleme deutlicher  werden konnten und schließlich auch allgemeinverständlich formuliert. (4)

Maria Weigles Herangehensweise an den Text war dabei zum einen durch ihren von ihr sehr verehrten Lehrer Adolf Schlatter geprägt, der zur Erforschung des Neuen Testaments rabbinische Quellen heranzog, und zum anderen durch ihre Arbeit mit den Frauen, die ihr zeigte, dass es vor allem um eine persönliche Aneignung des Textes geht, wenn seine Aussage zu den Frauen transportiert werden soll. Um zu verhindern, dass Probleme an den Text herangetragen werden, die dieser gar nicht enthält, bevorzugte sie eine drei-schrittige  Fragestellung:
1. sozialgeschichtliche Fragen, d.h.  Fragen nach den zeitgeschichtlichen, volks- und landeskundlichen Umständen, die mit Hilfe von Lexika beantwortet werden können;
2. traditionsgeschichtliche Fragen, d.h. Fragen nach der Bedeutung einzelner Begriffe, die mit Hilfe von z.B. Konkordanzen geklärt werden können;
3. „Warum-Fragen“, die sich nur aus dem Gesamtkontext einer Erzählung erklären lassen.(5)

In dieser Tradition möchte ich mich nun dem Text Apostelgeschichte 8,26-39 zuwenden.


… und las den Propheten

„26Ein Bote Adonajs redete zu Philippus: „Auf, geh um die Mittagszeit auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza  hinabführt!“ Das ist eine einsame Gegend. 27Er machte sich auf und ging. Da war da ein Äthiopier, ein Eunuch, ein Hofbeamter der Kandake, der äthiopischen Königin, der über alle ihre Finanzen gesetzt war. Er war nach Jerusalem gekommen, um Gott anzubeten. 28Nun saß er auf der Rückreise auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. 29Die Geistkraft sagte zu Philippus: „Geh heran und halte dich an diesen Wagen!“ 30Philippus lief heran und hörte, wie er den Propheten Jesaja las, und sagte: „Verstehst du denn, was du da liest?“ 31Der sagte: „Wie sollte ich es denn können, wenn mich niemand anleitet?“ Und er bat Philippus aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. 32Der Schriftabschnitt, den er las, lautete so: Wie ein Schaf wurde er zum Schlachten geführt, wie ein Lamm beim Scheren keinen Laut von sich gibt, so macht er seinen Mund nicht auf. 33In  seiner Erniedrigung wurde seine Verurteilung aufgehoben; seine Sippe – wer kann von ihr erzählen? Wird doch sein Leben von der Erde weggenommen. 34Der Eunuch sagte zu Philippus: „Ich bitte dich, über wen sagt der Prophet das? Über sich selbst oder über jemand anderen?“ 35Philippus begann zu sprechen und von dieser Schriftstelle ausgehend verkündigte er ihm Jesus. 36Wie sie so den Weg dahinfuhren, kamen sie zu einem Gewässer; und der Eunuch sagte: „Da ist Wasser! Was steht dem entgegen, dass ich getauft werde? (Spätere Hinzufügung: 37Er sagte ihm: „Wenn du von ganzem Herzen glaubst, ist es möglich.“ Er antwortete: „Ich glaube, das Jesus Christus der Sohn Gottes ist.“) 38Da befahl er, dass der Wagen anhielte; und sie steigen beide hinab in das Wasser, Philippus und der Eunuch; und er taufte ihn. 39Als sie aus dem Wasser heraufgestiegen waren, riss die Geistkraft Adonajs Philippus weg, so dass ihn der Eunuch nicht mehr sah. Doch fuhr er seinen Weg fröhlich weiter.“(6)

Jetzt möchte ich Sie zu einer fiktiven Bibelarbeit einladen, wie Maria Weigle sie gehalten haben könnte. Dabei werde ich ihren konzeptionellen Dreischritt befolgen, gleichzeitig aber neue Erkenntnisse und Fragestellungen mit einfließen lassen, die so vor 50 Jahren noch nicht zum Thema gemacht wurden.

„Nachdem wir den Text nun einmal gemeinsam gelesen haben und Sie ihn auch noch einmal für sich gelesen haben, welche Begriffe kennen Sie nicht, was erscheint Ihnen unklar?“(7)
„Fräulein Weigle, ich mag es kaum sagen, aber mir erscheint der Begriff des Eunuchen so unbekannt.“
„Nun, welche von ihnen weiß etwas mit diesem Begriff anzufangen?“
„Ich glaube, dass die Haremswächter im Orient doch meist Eunuchen waren, denn als solche stellten sie keine Gefahr für die von ihnen bewachten Frauen, also den Besitz des Herrschers, dar.“
„Neben diesem Amt gab es viele weitere Eunuchen im höfischen Dienst, insbesondere dann, wenn eine Frau als Herrscherin fungierte.(8) Diese galten als treu und ungefährlich. Sie hatten (angeblich) keine eigenen Machtgelüste und weder die Kompetenz noch den Drang, ihren Nachkommen Macht zu verschaffen, da sie keine hatten. Besonders die schon vor dem Einsetzen der Pubertät „Verschnittenen“(9) sind von außen deutlich sichtbar als solche  wahrnehmbar, da sowohl ihr Körperbau als auch ihre Stimme sie als „Entmannte“ kennzeichnen.“
„Wenn Eunuchen in diesen hohen  Positionen arbeiteten, waren sie dann besonders geschätzt?“
„Nein, die meisten sahen auf sie herab, und ein Eunuch konnte z.B. niemals Jude werden. Daher wird es für diesen Kämmerer auch sehr schwer gewesen sein, überhaupt an ein Rolle des Jesaja-Buches zu kommen. Einerseits kostete diese sehr viel Geld (dies war vermutlich für ihn kein Problem), andererseits  galten schon die Rollen als heilig und waren eigentlich für den Synagogengebrauch bestimmt.“
„Wie kommt es überhaupt, dass  Philippus weiß, was der Kämmerer auf seinem Wagen liest? Ist das göttliches Wirken, das ihn die Gedanken des anderen erkennen lässt?“
„Vielleicht erinnern sich einige von Ihnen an Bilder, auf den griechische Philosophen miteinander vertieft in ein Buch durch eine Säulenhalle wandeln. Das Lesen war zu dieser Zeit meistens ein hörbarer Prozess, er wird sich den Text laut vorgelesen haben, sodass es für Philippus ein Leichtes war, ihn auf den Text anzusprechen.“(10)
„Warum kommt dem Kämmerer der Gedanke an Taufe, als er die Wasserstelle sieht? Brauchte es nicht einen besonderen Ort oder geweihtes Wasser, um die Taufe vorzunehmen?“
„Die Taufe war in der Zeit der Urchristen ein Akt des kompletten Untertauchens, so dass eine Wasserstelle notwendig war. Dabei wurde zumeist ein fließendes Gewässer benutzt, da dieses als lebendig galt. Besonders geheiligt oder geweiht wurde das Wasser allerdings nicht. Ich glaube, jetzt sind die ersten Verständnisfragen an den Text geklärt und wir können schauen, welche Fragen uns darüber hinaus zu dem Text entstehen.“(11)
„Sie haben gerade gesagt, dass ein Eunuch kein Jude sein konnte. Wie war denn überhaupt der Umgang der Juden mit den Eunuchen?“
„Im 23. Kapitel des 5. Mose-Buches(12) werden u.a. die Eunuchen aus der „Gemeinde des Herrn“ ausgeschlossen, ihnen war es nicht erlaubt, zum Judentum zu konvertieren, und sie durften höchstens den äußersten Vorhof des Tempels betreten. Jesaja 56,4 spricht eine andere Sprache: ‚So spricht Gott: Die Menschen, die durch Gewalt unfruchtbar gemacht wurden, aber meine Sabbate einhalten, die sich für das entscheiden, was mir gefällt, und an der Verpflichtung mir gegenüber festhalten, denen werde ich in meinem Haus und in meinen Mauern die Hand reichen und einen Namen geben. Sie werden besser als Söhne und Töchter gestellt sein. Einen dauerhaften Namen werde ich ihnen geben, einen, der nicht ausgelöscht wird.'“
„Das finde ich jetzt aber unlogisch, warum sollten diese Eunuchen, wenn sie doch nicht jüdisch werden durften, den Sabbat und die Gesetze Gottes einhalten?“
„Ja, das erscheint widersprüchlich. Es ist aber nur ein scheinbarer Widerspruch, dass hier von Eunuchen die Rede ist, die sich an Gottes Gebote halten, denn Eunuchen konnten sehr wohl als „Gottesfürchtige“(13) bezeichnet werden. Dies waren Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht zum Judentum konvertieren wollten oder konnten, die aber trotzdem an den einen Gott glaubten und die viele Gebote und  Verbote des Judentums befolgten.“
„Fräulein Weigle, gerade habe ich es zufällig gelesen, auch der römische Hauptmann in Apostelgeschichte 10 war so ein ‚Gottesfürchtiger'. Das war doch der, der gleich sein ganzes Haus taufen ließ, nicht wahr?“
„Sehen Sie? Wenn Sie sich nur trauen, können Sie die Bezüge der biblischen Texte ganz allein herstellen.“
„Und Philippus, ist das der, der schon als Jünger mit Jesus herumgezogen ist?“
„Nein, nein, ich habe es gerade gelesen, er ist ja gerade erst zum Diakon gewählt worden. Oh entschuldigen Sie, Fräulein Weigle, das könnten Sie sicher besser als ich erklären.“
„Liebe Schwester, ich freue mich, dass Sie so aufmerksam sind! Ich möchte Ihnen hier nicht meine Sicht der Dinge präsentieren, sondern ich möchte mit Ihnen gemeinsam einen Text anschauen und Ihnen bei Fragen ein wenig hilfreich zur Seite stehen. Sagen Sie uns doch bitte, wo sie diesen Hinweis zu Philippus gefunden haben.“
„Nun, es steht in Apostelgeschichte 6,5.“(14)
„Sie haben sicher schon von Stephanus gelesen. Auch dieser war einer der  Diakonen. Und auch, wenn der Auslöser der Diakonenwahl die Beschaffung von Nahrung war, waren diese doch von Beginn an mehr, und ihr Amt ist wenigstens auch als ein geistliches zu sehen. Von Philippus wird z.B. erzählt, dass er Wunder wirkte, Gelähmte heilte und Dämonen austrieb. Und das so überzeugend, dass „eine große Freude über die Stadt kam (…) und sie sich taufen ließen, sowohl Männer als auch Frauen“.(15)
„Das, was der Mann da liest, ist das wirklich ein biblischer Text? Mir scheint er so bekannt, aber eigentlich lesen wir bei uns nicht so viel aus dem Alten Testament.“
„Ich kenne den Text, der wird doch Karfreitag auch immer vorgelesen.“
„Ja, vielleicht haben Sie auch schon  einmal gehört, wie der Herr Pastor vom „Gottesknechtlied“ gesprochen hat. Aus dem vierten dieser vier Texte, die alle im Jesaja-Buch stehen, stammt unsere Textstelle.(16) In diesem abschließenden Lied vom Gottesknecht wird in der  dritten Person beschrieben, welche Qualen der Gottesknecht durchleiden muss, und dass er als Sühnopfer für die Sünden und die Schuld der anderen stirbt. Der Tod bleibt aber nicht das letzte, Gott selbst holt ihn heraus und lässt ihn das Licht der Gerechtigkeit sehen.“
„Wenn wir das am Karfreitag lesen, heißt das, dass Jesus mit diesen Worten gemeint ist?“
„Diese Frage ist sehr spannend, aber sie weist schon über unseren Text hinaus. Vielleicht haben Sie noch engere Fragen an den Text, die wir zuerst besprechen sollten. Nein? Dann können wir natürlich gerne weitermachen.(17) Christliche  Literatur – angefangen bei den Texten der Evangelien – deutet die Gottesknechtlieder als messianische Prophetie, die sie im Kommen, Leben, Sterben und Auferstehung Jesu Christi erfüllt sieht. Dem gegenüber stehen jüdische Auslegungen. Seit einiger Zeit gehört der Text vom leidenden Gottesknecht zur Liturgie des Jom Kippur Festes.(18) Die einführenden Worte spiegeln die theologische Deutung wieder: „Wir erinnern uns an den unbekannten Gottesknecht, dessen Schicksal an das Schicksal unseres Volkes erinnert.“ „Er“ ist demnach ein Mitglied des jüdischen Volkes, der an den Übertretungen des Volkes Israels leidet. Parallel dazu gibt es eine weitere Deutung, wonach das ganze Volk Israel stellvertretend für die Sünden der Welt leidet. Ein bisschen ähnlich ist es mit dem doppelten Blick auf Jesaja 56. Das war die Textstelle, die positiv von den Eunuchen sprach und ihnen einen bleibenden Platz im „Haus des Herrn“ versprach. Christliche  Theologinnen und Theologen sehen im Gegensatz zu ihren jüdischen Kolleginnen und Kollegen diese Prophezeiung mit der Taufe des Eunuchen und der Niederschrift seines Erlebnisses als erfüllt an. Ihm ist (im Neuen Testament) ein unauslöschbarer Platz gegeben worden, er ist der Begründer der äthiopischen Kirche, der erste schwarzafrikanische Christ.“
„Kann man denn eigentlich sagen, dass dieser Äthiopier der erste Heidenchrist ist?“
„Wenn ich jetzt so von vorne nach hinten die Apostelgeschichte durchblättere, muss ich sagen: ja, er ist der erste. Die beim Pfingstereignis Bekehrten waren ja alles Juden, auch wenn sie aus ganz verschiedenen Ländern kamen.“
„Aber muss ich nicht auch beachten, dass er ein Mensch war, der schon an den einen Gott glaubte? Sie haben ihn vorhin einen „Gottesfürchtigen“ genannt, jemanden, der sich an die mosaischen Gesetze hielt. Also war es für ihn keine Frage, ob er sich als getaufter Christ z.B. an die Speisegebote halten musste, er wird es doch sowieso schon gemacht haben, oder?“
„Wie genau sich die „Gottesfürchtigen“ an jüdische Ge- und Verbote hielten, gehört zu den Streitfragen der Theologie, die wir hier nicht klären müssen. Was sagt uns denn der Text über diese Frage?“
„Ich finde nichts dazu, aber vielleicht ist keine Antwort ja auch eine Antwort, nämlich, dass es da nichts zu überlegen gab.“
„Jetzt haben wir ganz viel auf den biblischen Text, die biblische Zeit und auch den Kontext unserer Textstelle geschaut. Ich bin gespannt, ob wir den Text auch in Beziehung zu uns heute treten lassen können. Welche Aussagen hält der Text für uns versteckt? Wenn sie sich den Kämmerer anschauen, welche Eigenschaften kennzeichnen ihn und sind evtl. auch für uns von Bedeutung?“
„Ich finde, das ist ein ganz schön wissbegieriger Mann. Er liest einen Text, obwohl er ihn nicht versteht, und er bleibt neugierig und versucht ihn zu verstehen, auch wenn ihm seiner  Meinung nach der nötige Verstehenshorizont fehlt. Ihm fehlt ein Lehrer, sein Wunsch ist es, den Text in seinem (jüdischen) Kontext zu verstehen.“
„Ja, und dann kommt einer, der ihm von Jesus erzählt, davon, wie Jesus  dieses Wort wahrgemacht hat und aus dem jüdischen Kontext wird ein christlicher!“
„Aber das war doch zu der Zeit noch gar keine eigene christliche Gemeinde …“

Hier möchte ich die fiktive Arbeit mit Frau Weigle verlassen und Sie einladen, sich selbst auf den Text einzulassen.


Für die Arbeit in der Gruppe

– Ein Einstieg kann über die Person „Maria Weigle“ erfolgen.

– Danach wird der biblische Text (möglichst in zwei verschiedenen Übersetzungen) laut gelesen.

-Es folgt eine ca. 10-minütige Stillarbeitsphase, in der die Frauen den Text noch einmal in der ihnen  geläufigen Fassung lesen können und entstehende Fragen notieren.

– Daran schließen sich ca. 6-köpfige Murmelgruppen an, in denen erste Fragen ausgetauscht und evtl. auch schon geklärt werden sollen. Als Einstieg in das sich daran anschließende Plenumsgespräch kann das fiktive Gespräch (mit verteilten Rollen) vorgelesen werden. (Kopiervorlage für AbonnentInnen unter www.ahzw.de / Service zum Herunterladen vorbereitet)


Katharina Friebe, 33 Jahre, hat Evangelische  Theologie, Deutsch und Mathematik für das Lehramt an der Grundschule studiert. Danach hat sie ein  Promotionsstudium Ev. Theolgie in Paderborn gemacht und mit der Zulassung zur Promotion abgeschlossen. Seit Februar 2008 arbeitet sie als Theologische Referentin beim Verband Evangelische Frauen in Deutschland e.V. (EFiD).


Anmerkungen

1 Damit vollzog sie einen Wechsel von der Frauenhilfe zur Frauenarbeit; Maria Weigle kann also als eine der „Urmütter“ beider Verbände gelten.
2 Heike Koch: Der Beitrag Maria Weigles für die  Bibelarbeit. In: 100 Jahre Evangelische Frauenhilfe in Deutschland. Einblicke in ihre Geschichte, Düsseldorf 1999, S.188
3 ebd., S. 185
4 „Nachdem eine Teilnehmerin die Erzählung vorgelesen hatte, gab uns Fräulein Weigle einige Minuten Zeit, uns still hineinzudenken. Dann sollte jede das nennen, was ihr aufgefallen oder unverständlich sei, also fragen. Da saß man dann zuerst vor seiner Bibel, las die bekannte Geschichte, die einem von Kindheit an so vertraut ist, dass man sie wohl wörtlich hersagen könnte – was blieben denn da noch für Fragen? … Und doch – beim Nachdenken fand man auf einmal diesen oder jenen Ausspruch Jesu so sonderbar. … es war ganz merkwürdig, wie viel da zu fragen war. Vorher war einem das noch nie aufgefallen! … erst kamen die Fragen langsam und ängstlich, man blamiert sich nicht gern, allmählich aber verloren die Frauen ihre Scheu. Dann fing Fräulein Weigle an, einzelne Fragen zu beantworten, teils, indem sie Gegenfragen stellte und uns so von selbst auf die Antwort brachte. … Da wurden die alten Geschichten ganz neu für uns, wir erlebten sie noch einmal mit. … Eine Freude war es zu beobachten, wie die innere Teilnahme der Frauen wuchs. Wie eifrig suchten und blätterten … sie in ihrer Bibel. Dann kam die Rede auch auf die praktischen Fragen unseres Lebens.“ (zitiert nach einem Vortrag von Dr. Christiane Markert-Wizisla „Ihr gedachtet es mir böse zu machen…“, veröffentlicht als Dokumentation zum Studientag der Ev. Frauenhilfe in Deutschland: „Gedenke des ganzen Weges… Umbrüche und Aufbrüche 1992-2002“, S. 11)
5 vgl. Koch, S. 189
6 Übersetzung aus „Bibel in gerechter Sprache“, hg. von Ulrike Bail u.a., Gütersloh (Gütersloher Verlagshaus) 2006
7 1. Schritt: sozialgeschichtliche Fragestellung
8 „Kandake“ ist in diesem Fall ein Titel und nicht der Name der äthiopischen Königin.
9 Diesen Begriff verwendet Luther, wenn in 5.Mose 23,2 und in Jesaja 56,4 von Eunuchen gesprochen wird.
10 Zum lauten Lesen vgl. Stephan Busch: Lautes und leises Lesen in der Antike. In: Rheinisches Museum für Philologie, Bd.145, 2002, S.1-45
11 2. Schritt: traditionsgeschichtliche Fragestellung
12 5.Mose 23,2: „Zur Versammlung Adonajs darf niemand kommen, dessen Hoden zerquetscht oder dessen Penis abgeschnitten ist.“
13 Zum umstrittenen Begriff „Gottesfürchtige“ vgl. Bernd Wander: Gottesfürchtige und Sympathisanten. Tübingen 1998. Wie groß die Anzahl der Gottesfürchtigen war, ist eine der Streitfragen. Unbestritten ist allerdings, dass es sie in der Umgebung der Diasporasynagogen immer schon gegeben hat.
14 Apg 6,1-6 (5 … Und sie wählten sich Stephanus aus, einen ganz und gar zuverlässigen und von heiliger Geistkraft erfüllten Menschen, sowie Philippus,  Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia;…“)
15 Apg 8,8.12
16 Die vier Gottesknechtlieder: Jes 42,1-4.(7); 49,1-6; 50,4-9; 52,13-53,12
17 3. Schritt: „Warum-Fragen“, die über den Text hinausweisen
18 Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag; der Schwerpunkt des Versöhnungstages liegt auf Reue und Versöhnung.

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