Ausgabe 1 / 2012

Via Regia

ein Streifzug durch Europa


VIA REGIA, wörtlich: Königsstraße, war im Mittelalter kein Straßenname, sondern die Bezeichnung für eine sichere Straße. Sicher, weil sie unter dem besonderen Schutz des Königs stand. Heute bezeichnen wir mit VIA REGIA aber einheitlich die älteste und längste Landverbindung zwischen Kiew im Osten und Santiago de Compostela ganz im Westen Europas. Die Entstehung dieses realen Verkehrsweges reicht bis in die Römerzeit zurück, den Ausbau des endgültigen Wegenetzes in den folgenden Jahrhunderten nachzuvollziehen bedeutet, europäische Geschichte über 2000 Jahre im Zeitraffer anzuschauen.

Verwendet wurde und wird VIA REGIA auch als Metapher, zum Beispiel in der Mathematik, und meint dann den „Königsweg“ zur richtigen Lösung eines Problems. Der „Königsweg Europas“ versinnbildlicht daher auch den langen Prozess der europäischen Integration, der durch vielfältige Formen der internationalen Zusammenarbeit vorangebracht wird. Im Jahr 2005 wurde die VIA REGIA darum auch offiziell „Kulturstraße des Europarates“.

Zum Verständnis: Der Europarat – nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Rat (der Staats- und Regierungschefs der Staaten der EU) – wurde im Mai 1949 von zehn Staaten gegründet, heute gehören ihm 47 Staaten an. Die Symbole des Europarates, Flagge und Hymne, werden seit 1985 auch von der EG bzw. EU verwendet. Zu den Aufgaben des Europarates gehört es, neben Wahrung von Demokratie und Menschenrechten vor allem auch den Zusammenhalt zwischen Gemeinden, Regionen und Ländern in Europa zu fördern. Dies geschieht unter anderem mit dem Instrument „Kulturstraßen“.

Die Geschichte der Kulturstraßen reicht zurück ins Jahr 1964, als eine Arbeitsgruppe des Europarates die kulturelle Geographie Europas zum Ausgangspunkt nahm, um ein touristisches Netzwerk aufzubauen. Verwirklicht wurde die Idee dann in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, als der Rat für kulturelle europäische Zusammenarbeit – der für die Arbeit des Europarates in den Bereichen Bildung und Kultur verantwortlich ist – europäische Kulturstraßen offiziell definierte: „Eine europäische Kulturstraße ist ein Weg durch ein oder mehrere Länder oder Regionen, der sich mit Themen befasst, die wegen ihres geschichtlichen, künstlerischen und sozialen Interesses europäisch sind, sei es aufgrund der geografischen Wegführung oder des Inhalts und der Bedeutung.“

Indem man also ausgesuchte Orte und Wege dem touristischen Interesse erschließt, soll das Bewusstsein für eine gemeinsame europäische Kultur geweckt werden. 1987 wurde auf Vorschlag des Europarates der Pilgerweg nach Santiago de Compostela als erste europäische Kulturstraße eingeweiht. Inzwischen zählen, neben der VIA REGIA, zahlreiche andere Routen dazu. Um nur einige zu nennen:

– Die Hanse    www.hanse.org
– Die Mozartstraße    www.mozartways.com
– Die europäische Straße der Zisterzienser-Abteien    www.cister.net
– Die europäischen Straßen der Migration    www.cdmh.lu
– Die Eisenstraße in Mitteleuropa    www.eisenstrasse.co.at/cms

Die Informationen zur Via Regia als Kulturstraße des Europarates stammen mit freundlicher Genehmigung von der Internetseite http://www.via-regia.org/
© Europäisches Kultur- und Informationszentrum in Thüringen im Verein NETZ –
MEDIEN UND GESELLSCHAFT e.V.

Ein Besuch dieser Internetseite lohnt sich auf jeden Fall – und wer es daraufhin genauer wissen möchte, sollte sich unbedingt noch in der umfangreichen BIBLIOTHEK umschauen, die dort zur Verfügung gestellt wird. Zum wachsenden Interesse an der Via Regia hat in Deutschland jüngst sicher auch die Sächsische Landesausstellung „via regia – 800 Jahre Bewegung und Begegnung“ von Mai bis Oktober 2011 in Görlitz beigetragen. Die Ausstellung selbst ist leider beendet, aber auch hier ist ein Besuch der Internetseite zu empfehlen, etwa, um sich in den während der Ausstellung regelmäßig veröffentlichten Newslettern über besondere Ausstellungsstücke zu informieren: http://landesausstellung-viaregia.museum/

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