Alle Ausgaben / 2005 Artikel von Sigrid Düringer

Von der Freiheit von Christenmenschen

Und von kirchlichen Strukturen, die sich verändern

Von Sigrid Düringer


In vielen Kirchengemeinden, Dekanaten oder Kirchenkreisen sind Veränderungen im Gang, die meist als Strukturdebatten daherkommen. Es wird gerungen und gestritten um Finanzen, um Stellen und um neue Strukturen, in denen alte oder neue kirchliche Arbeit stattfinden soll. Kirchliche Einrichtungen und Organisationen (und manchenorts auch die Frauenhilfe) werden aufgegeben oder neu zusammensortiert. Gemeinden oder gar Landeskirchen fusionieren wie Banken, Arbeitsstellen hauptamtlich Mitarbeitender, auch Pfarrstellen werden gestrichen und Gebäude verkauft.


Mit diesen Veränderungen sind viele Haupt- und Ehrenamtliche gegenwärtig sehr beschäftigt, innerlich und äußerlich. Gemeindemitglieder sind verunsichert. Andere oder auch die Öffentlichkeit verstehen diese Aufregung oft nicht und sind befremdet von der Intensität, mit der die Auseinandersetzungen geführt werden. Der etwas flapsige Satz: „Jesus predigte das Reich Gottes, und es kam die Kirche“ bekommt eine neue Aktualität. Er drückt ja das Verhältnis vieler Christinnen und Christen zu ihrer Kirche, insbesondere der protes tantischen Kirche aus. Groß erscheint zuweilen der Abstand zwischen der gepredigten Botschaft und den realen, alltäglichen Gegebenheiten in der  Kirche, in jeder einzelnen Gemeinde und Gruppe. Daran stoßen sich viele Engagierte, aber auch Kritikerinnen immer wieder.
Dieser Satz lässt aber noch eine ganz andere Deutung zu: Bei den Strukturen auch der Kirche, bei ihrer gegenwärtigen Organisationsform, bei der Art und Weise der Finanzierung, bei Auseinandersetzungen um Gemeindegrenzen und alte und neue Stellen geht es bestenfalls um die vor-vorletzten, nicht um die „letzten Dinge“. Das Reich Gottes geht nicht auf in den Formen, die wir gefunden haben, um uns als Chris tenmenschen im 20. und 21. Jahrhundert zusammenzutun und unseren Glauben zu leben. Nicht in der Grenze der Gemeinde, nicht in der finanziellen Ausstattung der Arbeit, auch nicht in Form und Uhrzeit der sonntäglichen Gottesdienste.

Chancen erkennen

Gewiss, es fällt schwer, alte Gewohnheiten zu verändern, besonders, wenn das durch Abnahme von Finanzen und Mitgliedern nötig wird. Das braucht Zeit und einen behutsamen Umgang miteinander und auch manchmal harte sachliche Auseinandersetzungen um Prioritäten. Aber diese Zeit birgt auch die Chance zu Erneuerung in sich. Und die Freiheit, neu zu denken und zu gestalten, sollten wir uns nicht nehmen lassen.
Es ist eigenartig: Vorhandene Gewohnheiten und Strukturen werden uns meist erst dann deutlich und bewusst, wenn sie verändert oder gar abgeschafft werden sollen. Oder dann, wenn sie uns einengen oder behindern. Sonst leben wir mit ihnen wie selbstverständlich und merken gar nicht, wie sehr sie unser Leben bestimmen. Denken Sie an so einfache Setzungen wie Ladenöffnungszeiten oder Zeiten des gemeinsamen Essens in der Familie. Einmal eingeführt, stellen wir unsere Tagespläne ganz und gar darauf ein. Dann ändert sich auf einmal etwas. Die Öffnungszeiten werden verändert, die Mahlzeiten in der Familie müssen sich den veränderten Schul- oder Arbeitszeiten anpassen. Das fällt schwer, wir sind aus dem Rhythmus, brauchen eine Weile, um uns den neuen Gegebenheiten anzupassen. An diesen einfachen Beispielen lässt sich zeigen, dass Strukturen niemals Selbstzweck sind. Vielmehr sind sie einmal gebildet worden, um 
bestimmte Inhalte zur Geltung zu bringen (z.B. ist ein Essen nicht nur bloße Nahrungsaufnahme, sondern auch Gemeinschaft);
Ideen in die Praxis umzusetzen (z.B. tut es dem Zusammenhalt der Familie gut, wenigstens einmal am Tag gemeinsam Zeit zu verbringen);
unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen friedlich zu regeln (z.B. die Interessen der Geschäftsleute und Verkäuferinnen und ihrer Familien sowohl an Umsatz als auch an geregelten Arbeitszeiten und die der KundInnen an Öffnungszeiten außerhalb der eigenen Arbeitszeiten).
Gleiches gilt für die Treffen der Frauengruppe in einem bestimmten Raum zu einer bestimmten Zeit ebenso wie für die komplizierte Geschäftsordnung einer Synode zum Beispiel.

Wichtig ist es, hierbei nicht aus den Augen zu verlieren: Die Strukturen und Regelungen sollen nach den Bedürfnissen der Inhalte, Ideen und Interessen gebildet werden und nicht umgekehrt. Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des  Sabbats willen! So wird Jesus dazu zitiert. Wenn Strukturen geändert werden müssen, weil sich äußere Bedingungen ändern, ist das oft schmerzlich und aufwendig. Aber es hilft vielleicht, sich daran zu erinnern, dass Inhalte, Ideen, Interessen und Bedürfnisse nicht mit den Strukturen verschwinden müssen. Oder, viel besser, dass die Veränderung von Strukturen eine Neu- oder Rückbesinnung auf wichtige Inhalte und Ideen erlaubt.(1)

Nun sind Frauen durch ihre eigene Lebensgeschichte und ihre Rolle in Familie und Gesellschaft Expertinnen sowohl für das Bewahren als auch für Veränderungen. Am eigenen Körper vollziehen sich – sichtbarer und spür barer als bei den Männern – die lebens zyklischen Veränderungen. Wir lernen, uns darauf einzustellen und unser Leben entsprechend zu gestalten. In der Familie sind wir Garantinnen der Stabilität für die Kinder, und gleichzeitig müssen wir ihre unterschiedlichen Lebensphasen genau beachten und uns ihrem schnellen Wandel in unserem erzieherischen Verhalten anpassen und ihn mitgestalten. Und wir müssen unser Leben neu sortieren und umstellen, wenn sie in unser Leben eintreten und später dann das Haus wieder verlassen. Ähnliches gilt im Zusammenleben mit anderen Menschen. Frauen wissen eine Menge über Unsicherheit und Ängste, wenn wieder einmal alles ganz anders wird, und über neue Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten, wenn wir alte Zwänge, überflüssige Regelungen endlich hinter uns lassen können.(2)

Veränderung gestalten

Veränderungen in Gruppen und Organisationen und damit auch in der Kirche, den Gemeinden, verlaufen ein wenig anders als die im Leben eines einzelnen Menschen. Hier müssen Entscheidungen von vielen getroffen werden, es gibt Konkurrenz und Interessengegensätze. Und nicht selten erleben und beobachten wir auch eine Unsicherheit über Sinn und Ziel der Aktivitäten und Angebote.
Wenn Veränderungen nötig sind, aus welchen Gründen auch immer, empfiehlt es sich, sie nicht von „außen“ oder „oben“ diktieren zu lassen, und sie auch nicht dem Zufall zu überlassen. Vielmehr lassen sich notwendige Veränderungen unter Beteiligung von Betroffenen auch gemeinsam prozesshaft planen. Damit erhöht sich die Chance für eine größere Zustimmung und dafür, dass neue Formen und Strukturen mit Leben gefüllt werden. Ein solcher Planungsprozess für eine Gruppe oder auch eine ganze Gemeinde oder Einrichtung3 kann in folgenden Schritten ablaufen:

1. Von welcher Zukunft träumen wir? Wie sieht unsere Gruppe in 5 oder 10 Jahren aus? (Vgl. die gelenkte Phantasiereise, unten S. 55)
2. Welche wichtigen Trends in der Entwicklung unserer Gruppe aus den letzten 5-7 Jahren können wir beobachten? Welche wichtigen Trends im Umfeld unserer Gruppe, im Dorf, in der Gesellschaft sehen wir?
3. Im letzten Jahr: Worauf sind wir am meisten stolz? Was ist uns gut gelungen? Was waren unsere größten „Flops“, was hat am meisten wehgetan?
4. Perlen zum Mitnehmen: Was sind unsere besten Inhalte, Eigenschaften und Fähigkeiten? (Achtung: nicht mit Strukturen und Regeln verwechseln!)
5. Welche Signale empfangen wir von Menschen, die ein Interesse an unserer Entwicklung haben? Welche Erwartungen haben sie?
6. Was wollen wir konkret in 3-5 Jahren verwirklicht haben? Welche Inhalte, in welchen Formen, in welcher Umgebung, mit welchen Personen und PartnerInnen?
7. Unser Weg dorthin: Von welchen Werten, Prinzipien, Überzeugungen wollen wir uns dabei leiten lassen? Welchen Schwierigkeiten, inneren und äußeren Barrieren werden wir dabei begegnen?
8. Wir beginnen mit drei konkreten Aktionen ab nächster Woche. Das sind:
Erstens …  Zweitens …  Drittens …

Eine wie hier skizzierte Arbeit kann Spaß machen und neue Energien freisetzen. Natürlich kann sie auch die kritischen Stellen offen legen, die bislang vielleicht gern übersehen oder übergangen wurden. Die Freiheit, sie zu ändern oder sie bewusst anzunehmen, nehmen wir uns! Thomas Mann drückt eine wichtige Eigenschaft der Kirche mit den folgenden Worten aus: „Dass sie den Menschen eine zugleich gebundene und menschlich-befreite Haltung verleiht, gilt mir als hohes, ästhetisch-humanes Verdienst der Kirche.“(4)

Für die Arbeit in der Gruppe

Besinnung zum Thema „Freiheit und Geborgenheit“ oder „Kontrolle und Unentrinnbarkeit“

Ziel: Sich damit auseinandersetzen, dass verschiedene Vorerfahrungen und Einstellungen unsere Bewertungen und Meinungen immer beeinflussen

Material: Text von Psalm 139;
ein Blatt, auf dem in großen Buchstaben steht: „Gott sieht alles“;
ein weiteres Blatt, auf dem in großen Buchstaben steht: „Überall unter Gottes Schutz“;
für jede Teilnehmerin ein Blatt Papier und ein Stift

Ablauf
Sie bitten die Frauen, sich zweimal denselben Text unter verschiedenen Überschriften („Gott sieht alles“ / „Überall unter Gottes Schutz“) anzuhören. Jeweils nach dem Vorlesen sollten sich die Teilnehmerinnen Notizen machen, wie das Gehörte auf sie gewirkt hat, welche Erinnerungen oder Bilder ihnen dabei gekommen sind. Achtung: Die jeweilige Überschrift wird erst kurz vor dem Vorlesen veröffentlicht.
Beim ersten Mal legen Sie zunächst für alle sichtbar das erste Blatt (Gott sieht alles) in die Mitte in den Kreis oder hängen es an der Wand auf. Dann lesen Sie langsam aus Psalm 139 die Verse 1-10 vor. Anschließend bitten Sie die Frauen, sich Notizen zu machen. Beim zweiten Durchgang tauschen Sie Blatt 1 durch Blatt 2 (Überall unter Gottes Schutz) aus und lesen erneut Psalm 139,1-10 und lassen Notizen machen.
Anschließend folgt ein offenes Gruppengespräch über die verschiedenen Bilder, Eindrücke und Erfahrungen. Es macht z.B. einen Unterschied, ob einer als Kind mit Gott gedroht worden ist, oder sie ihn befreiend und begleitend erleben konnte.
Als Abschluss lesen Sie den ganzen Psalm 139. Als Lieder eignen sich: „Stellst unsere Füße Gott auf weiten Raum“ oder der Kanon “ Ausgestreut“ (siehe S. 54; Kopiervorlage für AbonnentInnen unter www.ahzw.de / Service / zum Herunterladen).

Phantasiereise:
Mit Mose zum Berg Nebo

Hinweis für die Leiterin: Der Berg Nebo spielt eine Rolle am Ende der Wüstenwanderung des Volkes Israel. Von hier aus, erzählt die Bibel (5.Mose 34), lässt Gott Mose nach der langen Wüstenwanderung das Gelobte Land schauen. Die Jahreslosung folgt in der Bibel unmittelbar darauf, als Josua zum Nachfolger Moses ernannt worden ist.
Die Phantasiereise hat zuerst Eva Renate Schmidt entwickelt (in: Eva Renate Schmidt, Hans Georg Berg, Beraten mit Kontakt. Gemeinde- und Organisationsberatung in der Kirche. Offenbach 1995). Ich habe sie für diesen Kontext leicht abgewandelt. Eine Alternative wäre ein Spaziergang durch den eigenen Ort, in die Kirche, auf den Kirchturm und zurück o.ä.; wichtig ist, die Vorstellung zu unterstützen, dass ich gehen kann, ohne gesehen zu werden, meinerseits aber sehen kann. Meine Gedanken und Bilder unterliegen keiner Einschränkung oder Zensur etwa durch die alltägliche Realität.

Bei dieser Phantasiereise handelt es sich um eine Übung, um wieder Übersicht zu bekommen in kirchlichen und anderen Veränderungsprozessen, sich zu vergewissern, was mir (uns) wirklich wichtig ist. Es wird Menschen ermöglicht, eigene Vorstellungen und Bilder, Ideen und Zukunftsvisionen einmal losgelöst von alltäglichen Zwängen und anderen Einschränkungen zu entwickeln. Dafür sind einige Regeln vorher zu bedenken:
Die Teilnehmerinnen sollen bequem sitzen, so dass sie eine Weile ruhig sitzen bleiben können (Füße am Boden; Rücken entspannt angelehnt.) Sie sollen ruhig atmen und – wenn möglich – die Augen schließen. Die Gruppenleiterin schickt die Frauen nun auf eine Reise, die nur in der Phantasie stattfindet. Dazu können Sie den folgenden Text nutzen, ihn aber auch abwandeln, je nachdem, wie Sie selbst die Worte gut sprechen und vertreten können. Schreiben Sie ihn bitte unbedingt Wort für Wort für sich auf. Sprechen Sie langsam und machen Sie viele Pausen. Stellen Sie sich vor, dass jede Frau in ihrem jeweiligen Tempo auf einem anderen Weg ist und Zeit braucht, ihre eigenen Bilder aufsteigen zu lassen. Machen Sie bitte die Frauen vorher darauf aufmerksam, dass es völlig in Ordnung ist, wenn sie sich unterwegs „ausklinken“ bzw. irgendwo anders mit ihren Gedanken landen. Sie müssen darüber keine Rechenschaft ablegen. Der anschließende Austausch ist ganz und gar freiwillig. Dabei sollen Sie als Anleiterin auch darauf achten, dass die Äußerungen und Mitteilungen der Frauen nicht kritisiert und diskutiert werden, sondern als ganz eigene Erfahrungen und eigenes Erleben stehen bleiben und wertgeschätzt werden.

Ablauf
Einstiegsbemerkungen:
Suchen Sie sich eine bequeme Sitzhaltung (Füße am Boden etc).
Schließen Sie bitte die Augen.
Atmen Sie ruhig aus und ein. Nach einem kurzen Weilchen werden Sie merken, dass Ihr Atem ganz von selbst ruhig ein- und ausfließt und Sie nichts tun müssen.

Text:
Ich gehe mit Mose.
Ich werde vom Engel auf den Berg Nebo geführt. Der Anstieg ist lang.
Ich denke dabei an die lange Geschichte, durch die Gott sein Volk begleitet und meine Zeit darin.
Eigene Lebenszeit, Zeit, die ich in unserer und anderen Gemeinden verbracht habe, in dieser Gruppe und in anderen Gruppen, allein und mit anderen.
Begeisterung und Ängste erinnere ich, Langeweile und hektische Betriebsamkeit. Es gab Konflikte oder unterschiedliche Meinungen, Solidarität und Einsamkeit. Neue Hoffnungen und alte Enttäuschungen. Diese Gedanken und Erinnerungen begleiten mich…

Oben auf dem Berg angekommen stehe ich und schaue mich um. An diesem Ort habe ich eine weite Übersicht. Noch im Dunst, ehe die Sonne aufgeht, sehe ich die Umrisse der Häuser von Jericho und der umliegenden Berge.
Ich sehe ein Stück vom Toten Meer und von der Wüste.
Ich sehe Zelte der Nomaden.
Ich sehe das grüne, fruchtbare  Jordantal.
Ich sehe Menschen unterschiedlicher Herkunft und aus ganz verschiedenen Zeiten.
Ich schaue und schaue. In mir steigen Bilder auf, mit denen mir Gott die Zukunft seiner Kirche (seiner Gemeinde) zeigen will.

Schweigen (ca. 5 min), wobei meditative Musik gespielt wird.

Schlusssätze:
Ich kehre wieder zurück: zu mir selbst – in diesen Raum – in diese Gruppe. Einiges von dem, was ich gesehen habe, werde ich nicht erleben. Dennoch haben die Bilder ihre Kraft.
Bitte kommen Sie langsam zurück. Öffnen Sie die Augen, wenn Sie soweit sind. Recken und strecken Sie sich und schreiben oder malen Sie auf, was Sie festhalten möchten.

Im Anschluss daran können Gespräche zu zweit oder in kleinen Gruppen stattfinden.

Strukturübung

Ziel: Nachvollziehbar und erfahrbar werden lassen, dass Strukturen den gewünschten Aufgaben und Aktivitäten gemäß gestaltet werden sollen und nicht umgekehrt

Ablauf
Alle Frauen gehen durcheinander durch den Raum. Auf ein bestimmtes Signal hin finden sie sich zusammen und bilden eine Struktur, eine Form aus, die zur jeweils angesagten Aufgabe oder Aktivität passt. Im Anschluss an jede Figur oder Aufstellung kann besprochen werden, wieso sie so und nicht anders gebildet wurde, was unterschiedlich ist und welche verschiedenen Rollen die Frauen jeweils eingenommen haben.
Die erste Aufforderung nach einem Umhergehen von 1-2 min sollte sein: „Bilden Sie eine passende Struktur für eine Gesprächsgruppe!“
Aller Wahrscheinlichkeit nach stellen die Frauen sich spontan in einem Kreis auf und es kann darüber gesprochen werden, wieso eine kreisförmige Struktur anregende, gleichberechtigte Gespräche fördert. Andere einfache Aufgaben/Aktivitäten könnten sein: Formationen für eine gemeinsame Wanderung, für einen Chor oder ähnliches
Eine etwas differenziertere Struktur muss die Gruppe finden, wenn Sie folgende Anweisung geben: „Stellen Sie sich vor, Sie wollen als Gruppe einen Gottesdienst vorbereiten (oder ein größeres Essen kochen). Wie sollte sich die ganze Gruppe strukturieren, damit alle nach ihren Fähigkeiten beteiligt sind und ein gutes Ergebnis zustande kommt?“
Bei den anschließenden Gesprächen kann zusätzlich zu den o.g. Fragen darüber gesprochen werden, ob real vorkommende Strukturen in der Gemeinde oder anderswo den gewünschten Inhalten usw. entsprechen oder diese eher verfälschen oder einengen.

Bewältigen von Veränderungen

Ziel: Sich vergegenwärtigen, was Frauen bei Veränderungen unterstützend und hilfreich oder erschwerend und behindernd erleben

Material: Ein großes Blatt Papier (A4 oder besser A3) für jede Teilnehmerin; evtl. eine durchgehende Linie unten auf jedem Blatt, die als Zeitleiste gelten soll, vorbereiten;Stifte

Ablauf
Sie bitten jede Teilnehmerin, unten auf dem Blatt die Linie links mit dem eigenen Geburtsjahr und rechts mit der jetzigen Jahreszahl zu versehen. In Einzelarbeit sollen die Frauen nun einschneidende Veränderungen in ihrem Leben auf der Zeitleiste markieren und kurz benennen (Beispiel: Auszug aus dem Elternhaus 1960; Geburt des ersten Kindes 1970, Antritt einer neuen Stelle).
Im nächsten Schritt setzen sich jeweils zwei oder drei Frauen zusammen und erzählen sich von ihren wichtigsten Veränderungen und was sie dabei erlebt haben.
Danach kommt die Gruppe wieder zusammen und tauscht sich aus zu der Fragestellung: Welche Strukturen, welche Rahmenbedingungen haben mir/uns geholfen, Veränderungen gut zu bewältigen, welche waren eher lästig oder hinderlich?


Sigrid Düringer ist Pfarrerin, Supervisorin und Organisationsberaterin. Sie ist tätig als Studienleiterin beim Zentrum für Organisationsentwicklung und Supervision (ZOS) in der Ev. Kirche in Hessen und Nassau und freiberuflich in verschiedenen Arbeitsfeldern.
Kontakt: sigrid.dueringer@t-online.de


Anmerkungen
1
Siehe hierzu die auf S. 57 vorgeschlagene Strukturübung.
2 Siehe dazu die auf S. 58 vorgeschlagene Übung zum Bewältigen von Veränderungen im eigenen Leben.
3 Dazu bedarf es dann einer methodisch aufwendigeren Prozessplanung und -gestaltung, für die es aber in den meisten Landeskirchen auch ExpertInnen gibt. In der Regel sind sie unter dem Stichwort „Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung“ zu finden. Der hier beschriebene Prozess folgt einer Idee von Friedrich Glasl, Trigon Entwicklungsberatung. Es empfiehlt sich, die einzelnen Schritte mit genügend Zeit und in einem Wechsel von Einzelarbeit, Kleingruppenarbeit und Arbeit in der Gesamtgruppe zu gehen. Mit Sicherheit sind dazu mindestens 3-5 Stunden, besser ein ganzer Klausurtag zu veranschlagen. Wichtig ist auch, dass die Ergebnisse schriftlich festgehalten werden und nicht verpuffen.
4 Als Übung dazu eignet sich die „Besinnung“ zu Psalm 1 39.


 

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