Die Erde riecht nach Regen,
Der heut Nacht vielleicht fallen wird.
Das Bachwasser riecht nach Fischen
Und grüner Fäulnis. Es schwirrt
Die Luft von Stimmen.
Die Vögel sind aufgeregt.
Die Spechte schreien hallend.
Wie von Ahnungen bewegt.
Etwas wird kommen, kommen.
Es wartet der graue Staub.
Es wartet in den Bäumen
Auf Wasser das künftige Laub.
Eine Stille kommt mit dem Abend.
Windloser kann es nicht sein.
Erd- und Luftströme stimmen
Für den Regen überein.
Alle Sinne sind gerichtet
Auf diese verheißende Nacht.
Noch im Schlaf werden wir es spüren,
Wenn die Erde vom Regen erwacht.
Eva Strittmatter
aus:
Mondschnee liegt auf
den Wiesen
Gedichte, Edition neue Texte
(Aufbau-Verlag 1975, S. 61)
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