„Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“, sagte Pina Bausch.
Die langen dunklen Haare sind am Hinterkopf zu einem Knoten gebunden.
Die Gesichtszüge sind entspannt, die Augen geschlossen. ¬ Ein anmutiger, intimer Moment. ¬ In der rechten Bildhälfte erscheint das Spiegelbild der Frau. Verschwommen, gebrochen, verzogen vom Wasser. Frau und Spiegelbild nähern sich zärtlich an – bereit zum Kuss. ¬ „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht“, heißt es im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth [ 13,12 ].
Der Moment zwischen Ein- und Ausatmen,
zwischen innen und außen. Einfach sein, ohne Anstrengung.
Dem Zwischenraum, der Lücke, der (Atem-) Pause, dem kleinen Nichts trauen.
¬ Und dann: sich vom Leben überraschen lassen. ¬ Den Atem spüren wie eine kleine Geburt, erneut ins Leben kommen dürfen. Ich ahne, dies ist eine gute Übung, um zu mir zu kommen, wenn ich außer mir bin – bereit, dem verwirrenden, schmerzvollen Leben zu vertrauen. ¬ „Du Atem aus der ewigen Stille durchwehe sanft der Seele Grund“, sagt Gerhard Tersteegen.
Auftrieb, leichtes Gleiten nach oben, angedeutet durch den in Spitze gestellten Fuß. ¬ Ich weiß: Ein leichtes Tippen mit der Zehe auf den Beckenboden und der Körper schwebt langsam durchs Wasser an die Oberfläche.
Ich spüre, wie Wasser am Körper entlang perlt. Müheloser Schwebezustand, das Leben im Dazwischen – bereit zur Hingabe. ¬ Ich schwebe, hilf meiner Starre. Ich liebe, hilf meiner Herzlosigkeit. ¬ „Mit dir will ich endlich schweben voller Freud ohne Zeit“, schrieb Paul Gerhardt.
Berührt von einem innigen Moment steige ich langsam tanzend mit auf. Ich hole Luft, atme befreit auf. ¬ Mein Blick geht nach oben. Auf der oberen Bildhälfte links entdecke ich drei Fenster. ¬ Tageslicht strömt herein. Ich bin bereit, mich dem Wagnis Leben erneut in die Arme zu werfen.
„Ich glaube; hilf meinem Unglauben“, lautet die Jahreslosung. Mk 9,24
Kirchenrätin Anke Ruth-Klumbies ist Leiterin der Abteilung „Frauen, Männer, Geschlechterdialog“ beim Evangelischen Oberkirchenrat der EKIBA. Als Zuständige für Publikationen im Präsidium der Evangelischen Frauen in Deutschland ist sie geborenes Mitglied im Redaktionsbeirat leicht&SINN.
Die letzte Ausgabe der leicht&SINN zum
Thema „Bauen“ ist Mitte April 2024
erschienen. Der Abschluss eines Abonnements
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