Alle Ausgaben / 2011 Bibelarbeit von Kerstin Schiffner

Welche Kraft in welchen Schwachen?

Bibelarbeit zur Geschichte Mirjams

Von Kerstin Schiffner


Im 15. Kapitel des Buches Exodus, Vers 20 begegnet uns mit Mirjam die erste in der Bibel mit Namen genannte Prophetin. Männer eingeschlossen – vor ihr trägt niemand den Titel ProphetIn.

Mirjam ist eine der stärksten und schillerndsten Frauenfiguren der Hebräischen Bibel. Bereits ihr Name widersetzt sich einer einfachen Einordnung. Seine etymologische Herkunft ist ungewiss, vermutet wird etwa „die Bittere“ oder „die Widerspenstige“. Denkbar sind auch Verbindungen zu jam, Wasser.

Fest steht jedoch, dass der Name Mirjam quasi aus dem Nichts während der Zeit der römischen Besatzung Israels (ab 63 v. Chr.) zum Frauennamen Nr. 1 avancierte. Jüdische Eltern gaben ihren Töchtern bewusst den Namen der Frau, die wie keine andere mit der Befreiung Israels aus der ägyptischen Sklaverei, dem Jubel über die geschenkte Befreiung und der Durchhaltekraft während der langen Wüstenzeit verbunden war und ist. Mit ihrem Namen lebte in den jüdischen Mädchen die Hoffnung fort, Israels Gott möge erneut so machtvoll befreiend auftreten wie in den „alten Zeiten“, die römische Herrschaft möge ebenso ein Ende finden wie die Schreckensherrschaft Pharaos. (1)

Der Inbegriff von Stärke und Befreiung also, diese Mirjam. Wie geht das zusammen mit: „Gerade in den Schwachen lebt meine Kraft“? (2) Wer definiert Stärke und Schwäche, welche Kraft ist Kraft Gottes? In gängiger Perspektive und Wahrnehmung der alten Texte und der sie bestimmenden Entstehungszeit und -kultur zählt Mirjam vermutlich zu den Schwachen: eine Frau, noch dazu unverheiratet und kinderlos, Angehörige eines versklavten Volkes verhasster und verachteter AusländerInnen – erwähnt nur in acht Texten bzw. Notizen. (3) Die Verhältnisbestimmung von Stärke und Schwäche bleibt schwierig; Mirjams Geschichte illustriert, wie sehr die eigene Perspektive, die eigene „Lesebrille“ bestimmt, wie wir biblische Erzählungen wahrnehmen.

Mirjam, die Prophetin

Nachdem der Durchzug durch das Meer, die wunderbare Rettung Israels inklusive der Vernichtung der verfolgenden Streitmacht erzählt ist, hält Ex 15 inne, unterbricht den Erzählfluss durch ein ganzes Kapitel voller Lyrik. Ein Siegeslied, mehr noch ein Danklied für Gott – die ganze Erleichterung, grenzenloser Jubel bricht sich Bahn in einem gemeinsam gesungenen Lied. (4) Mirjam ist dabei diejenige, die ex-plizit die Geretteten auffordert,
in den Jubel miteinzustimmen:
Da nahm Mirjam, die Prophetin, die Schwester Aarons, die Trommel in ihre Hand … Und Mirjam sang …: „Singt für Gott, denn erhoben, wirklich erhoben hat er sich: Pferd und Reiter hat er ins Meer geworfen!“

Mirjam interpretiert die Wirklichkeit, fasst in Worte, was geschehen ist – handelt also als Prophetin: Dieser Titel wird ohne Erläuterung verwendet; die Vorstellung einer prophetisch wirkenden Frau war für die ersten RezipientInnen offensichtlich nicht unvertraut. Ein/e Prophet/in nach biblischem Verständnis analysiert mit scharfem Blick die Gegebenheiten, erinnert die Vergangenheit und formuliert daraus Folgerungen und Forderungen für die Zukunft, häufig, aber nicht immer als „Sprachrohr“ Gottes. Damit ist ein/e Prophet/in von Amts wegen kritischer Geist und geachtete Autorität zugleich – prophetische Worte haben Gewicht. Und: Prophet/innen agieren für andere, sind darauf aus, Wirkung bei den sie Umgebenden zu erzielen – so wie Mirjam, die explizit die Frauen und Männer Israels auffordert, die erfahrene Befreiung leiblich-sinnlich zu spüren und zu artikulieren.

Wie unterschiedlich die Reaktionen auf solche prophetischen Aufforderungen ausfallen können, illustriert das Bild: Ausgelassen tanzen Kinder am Kopf des langen Zuges, ahmen Mirjams lobpreisende Geste nach. Und auch die nachfolgenden Frauen lassen sich von der Melodie der Befreiung mitreißen – eine Frau hebt ihr Baby in die Luft. Den nachfolgenden Männern scheint das Verlassene noch stärker in den Knochen zu stecken. Sie schleppen nicht nur Gepäck, sie schleppen sich selbst vorwärts, besonders augenfällig der letzte Mann, der auch noch den bockenden Esel antreiben muss. (5)

Mit dem ohne weitere Erläuterung verwendeten Titel „Prophetin“ ist eine Autorität verknüpft, die auch anders ausgedrückt werden kann. In Micha 6,4 erklärt sich im Rahmen einer Aufzählung von Befreiungstaten Gott selbst verantwortlich dafür, Mirjam gemeinsam mit Aaron und Mose als Anführerin geschickt zu haben: Hinaufgeführt habe ich dich (6) aus dem Land Ägypten und aus der Sklaverei habe ich dich losgekauft, und ich habe geschickt vor deinem Angesicht her den Mose, Aaron und Mirjam. Ohne jede Wertung oder Gewichtung stehen hier Mose, Mirjam und Aaron nebeneinander; verbunden sind sie durch ihr gemeinsames Von-Gott-geschickt-sein, von einem Geschwisterverhältnis ist keine Rede.

Num 20,1 berichtet vom Tod und Begräbnis(7) Mirjams in Kadesch, verbunden mit dem Folgevers durch ein „und“: Mirjam ist tot und das Volk hat kein Wasser mehr, droht also selbst zu sterben. „Mirjams Tod und das Ausbleiben des Wassers … können als gleichzeitige Akte verstanden werden. D.h., solange Mirjam lebte, war Wasser da …, war Leben nicht vom Tod bedroht und das Volk nicht von seiner Todesangst gequält.“(8) Die gesamte darauf folgende Erzählung von der Todesangst des Volkes angesichts des Wassermangels und dem Versagen der nun noch „übrigen“ Anführer Mose und Aaron führt vor Augen, wie zentral die Rolle Mirjams und damit der Prophetie für ein ausgewogenes und abwägendes Vorwärtsgehen des Volkes ist.

Einen bitteren Beigeschmack hat die einzige Erzählung, in der Mirjams Prophetinnenrolle explizit im Zentrum des Interesses steht: Num 12 erzählt von einer offenen Auseinandersetzung zwischen Mirjam und Aaron auf der einen und Mose auf der anderen Seite, wobei Aaron zunächst nicht aktiv wird. Aufgehängt an der Frage nach Moses Frau hinterfragt Mirjam die Autorität des Mose, fragt, ob Gott wirklich allein und ausschließlich mit Mose in Kontakt trete. Die Prophetin fordert für sich bzw. für die Prophetie das Recht ein, in der gleichen Weise wie Mose legitime Offenbarungen von Gott zu erhalten. Zwar bekommt sie der Sache nach Recht, die Sonderstellung des Mose wird aber unzweideutig festgehalten. Mehr noch: Mirjam hat mit ihrer Frage Gottes Zorn geweckt, wird mit einer Hautkrankheit bestraft und verbringt infolgedessen eine Woche in Isolation außerhalb des Lagers. Aufstand führt zu Verletzung, grenzt aus – dieser Eindruck drängt sich auf. Der Text stellt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit oder auch nur nach einer Begründung der Strafe für Mirjam nicht, erwähnt auch nicht, warum der schweigende Aaron scheinbar ungeschoren davonkommt. Allerdings betont V. 15, dass das gesamte Volk Israel mit dem Weiterziehen wartet, bis die Prophetin ins Lager zurückgekehrt ist. (9)

Die Illustration der Gütersloher Erzählbibel zeigt Mirjam in eben dieser Situation: Die Menschen laufen auf sie zu, junge und alte gleichermaßen; Mirjam zeigt ihren Arm, der Spuren ihrer Hautkrankheit trägt. Die Narben (10) bleiben, diese Geschichte ist keine, die sich schnell vergessen lässt. Ähnlich wie Jakobs Hinken (vgl. Gen 32,32) bleiben auch ihr diese Narben als Zeichen ihrer veränderten Identität erhalten. (11)

Die Erzählung Num 12 zeigt Mirjam als eine Schwache, geschlagen von Gott selbst, die völlige Gleichberechtigung mit Mose wird ihr und damit allen ProphetInnen versagt. Und doch zeigt sie sie gerade darin stark: Mirjam wird ausgeschlossen und zieht sich zurück, Gott selbst verantwortet ihr Ergehen, antwortet auf ihr Fragen. Hat Gott auch Anteil am nicht schwankenden Zutrauen und Vertrauen der Frauen und Männer Israels in ihre Prophetin? Ist es letztlich Gottes Kraft, die Mirjam die Widerstandskraft gibt, für ihr Recht einzutreten, und das Durchhaltevermögen, um aufrecht, wenn auch „vernarbt“, aus dieser Geschichte herauszukommen?

Mirjam, die Schwester

Zweimal steht Mirjam im Rahmen genealogischer Nennungen (12) – auffällig in zweierlei Hinsicht: Erstens werden Frauen in Genealogien überhaupt selten erwähnt, stellen diese doch meist die patri-lineare Abfolge der Generationen dar. Zweitens ist Mirjam ohne Ehemann und vor allem ohne Kinder dargestellt, trägt also für die Generationenfolge nichts weiter aus. Eine solche „außerordentliche“ Nennung lässt sich nur mit der Prominenz Mirjams erklären. Die Prophetin des Exodus kann und darf in einer solchen Aufzählung nicht fehlen, zumal ihre Vorstellung als „Schwester von …“ gerade nicht Ergebnis einer Domestizierung Mirjams ist, sondern in genealogischer Terminologie dasselbe zum Ausdruck bringt wie Mi 6,4: Geschwister stehen auf einer Ebene in der Familienhierarchie.

Die wohl bekannteste, schon zum Kinderbibelkanon zählende Erzählung über Mirjam ist ausgerechnet diejenige, die sie gar nicht beim Namen nennt: die Erzählung von der Rettung des Mose im Säuglingsalter durch die vereinigte Kraft und Kreativität der drei beteiligten „Mütter“. Da ist auf der einen Seite Jochebed, die das Kind zur Welt bringt und, nachdem sie ihr Baby vor dem Tötungsdekret Pharaos nicht länger schützen kann, den Schritt wagt, ihr Kind an der Badestelle der Pharaotochter auszusetzen, geborgen in einer eigenen kleinen Arche. (13) Ihr gegenüber steht die Pharaotochter, die plangemäß das Kind findet und es als ihres annimmt, wissend, dass es sich um einen hebräischen Jungen handelt, sie also gegen den Befehl ihres Vaters verstößt, den Widerstand der Frauen (14) in den Königspalast selbst hinein trägt.

Und da ist zwischen den beiden die große Schwester des Babys, von der es zunächst nur kurz und knapp heißt:
Seine Schwester stand von Ferne, um zu beobachten, was mit ihm geschehen würde. (15) Diese vergleichsweise sichere Position der Beobachterin verlässt Mirjam, als die anwesenden ägyptischen Frauen eine Entscheidung fällen müssen, was mit dem Baby weiter geschehen soll. Sie schaltet sich ein – warum dies fraglos akzeptiert wird in einem von höfischem Zeremoniell geprägten Rahmen, verrät der Text nicht. Geschickt, indem sie ihre Mutter als Amme vorschlägt, holt sie ihren Bruder wieder nach Hause, bis er entwöhnt, also etwa 3-jährig, zur Pharaotochter gebracht und von ihr als Sohn aufgezogen wird. Mirjams Handeln zeigt sie ebenso in der Mutter-Rolle wie die anderen beiden Frauen – wobei dies ja für große Schwestern bis heute nicht ungewöhnlich ist. (16) Für eine alle Stellen einschließende Lektüre der biblischen Mirjam und ihrer Relation zu Mose zeigt Ex 2 noch ein weiteres: Mirjam ist lebensnotwendig für Mose – schon am Beginn seines Lebens und bis zum Ende. (17)

Gerade in den Schwachen …

Mirjam ist sicher keine klassische „Schwache“. Ausgerechnet sie für eine Bibelarbeit auszuwählen, die die Losung auslegt und ins Gespräch bringt, ist genau deshalb stark. Dann ist nämlich „schwach sein“ gerade nicht gleichsam ontologisch (miss-) verstanden, sondern beschreibt eine Lebensgeschichte mit Brüchen, nimmt das Fragmentarische ernst, verschweigt die Narben nicht, die jede/r von uns mit sich herumträgt – und formuliert damit die Hoffnung, dass Gottes Kraft, alle BeGeisterung, eben dort zum Tragen kommt, wo Leben, Überleben gefährdet oder gering geschätzt ist.

Für die Arbeit in der Gruppe


Da Mirjam zu den bekannteren Frauenfiguren des Ersten Testamentes zählt, ist als Einstieg ein kurzes Brainstorming zu ihrem Namen denkbar; Rettung am Schilfmeer und aus dem Fluss dürften schon hier erwähnt werden, die anderen Stellen sind eher unbekannt.

Einen „stimmungsmäßig“ leitenden Auftakt könnte das Mirjam-Lied von Claudia Mitscha-Eibl „Im Lande der Knechtschaft“ (EG RWL 680) bieten.

Das Bild zum Lied am Schilfmeer – für AbonnentInnen unter „Service“ zum Herunterladen vorbereitet – lädt zum gemeinsamen Nachdenken ein; evtl. deckt die Leiterin das Bild in mehreren Schritten auf: erst nur die rechte Hälfte (Mirjam u. Notenlinie (18) ), dann den linken Rand (Meer), zum Schluss die verbindende Bildmitte.

Jede TN wird eingeladen, sich mit einer der dargestellten Personen zu identifizieren und in einem Satz die aktuelle Befindlichkeit dieser Person und ihre Reaktion auf Mirjams Aufforderung „Singt für Gott!“ zu formulieren.

Spannend für die Auseinandersetzung mit Mirjam ist die Erzählung Num 12, gerade in ihrer Ambivalenz, gerade in der Frage, welche Risiken wer in Kauf nimmt, welche Konsequenzen zu tragen, welche Narben zu behalten welche bereit ist. Da der Text eher unbekannt ist, empfiehlt es sich, ihn entweder gemeinsam mit allen in der Fassung der Luther-Revision von 1984 oder der Bibel in gerechter Sprache zu lesen; beide Übersetzungen ebenfalls zum Herunterladen vorbereitet. Alternativ kann die Nacherzählung der Gütersloher Erzählbibel, die manch oben genannten Aspekt der Auslegung von Num 12 bereits enthält, vorgelesen und besprochen werden werden:

„Mirjam, wie gut, dass du wieder da bist. Wir haben alle auf dich gewartet. Nie würden wir ohne unsere Prophetin weiterziehen!“ Das ganze Volk lief zusammen, als Mirjam zurück ins Lager kam: „Warum musstest du überhaupt fortgehen?“ Mirjam erzählte es ihnen: „Vor einer Woche hatte ich ein Gespräch mit Mose. Aaron war auch dabei. Es ging um Moses Frau. Irgendwann habe ich es gewagt zu sagen, dass Gott nicht nur mit Mose redet, sondern auch mit uns. Mose hat gar nichts dazu gesagt. Aber Gott wollte, dass wir alle drei ins Begegnungszelt kommen. Dort sprach sie zu uns: „Ja, ich rede mit euch – ich rede mit den Prophetinnen und Propheten Israels
in Träumen und Visionen, so dass sie wissen können, was mein Weg mit Israel sein soll.“ Mit Mose ist das aber etwas anderes: Mit ihm rede ich ganz direkt.“ Dann ging sie. Kaum war ihre Wolke weg, schrie Aaron entsetzt auf und zeigte auf mich. Ich wusste erst gar nicht, was er meinte, bis ich an mir herunterschaute: Meine Haut war am ganzen Körper krank, sie schuppte sich. Aaron hatte Angst, er flehte Mose an, für mich zu beten – selbst traute er sich das wohl nicht! Mose tat das auch. Und Gott antwortete: „Ich habe ihr die Krankheit gebracht. Eine Woche lang soll sie außerhalb des Lagers leben. Danach aber soll kein Priester sie wieder für gesund erklären – ich selbst heile sie und hole sie ins Lager zurück.“ So geschah es. „Jetzt ist die Woche um und ich bin wieder bei euch! Lasst uns weiterziehen!“ Sobald die Prophetin Mirjam wieder im Lager war, zogen die Israelitinnen und Israeliten weiter.(19)

Anschließen kann sich eine Runde über eigene „Narben“: Was bedeutet welche Narbe – körperlich sichtbar oder auch nicht – für das eigene Leben? Wie liebevoll oder lieblos gehen wir selbst, geht unser Umfeld mit diesen Narben um? Kann das Sprechen von „Narben“ einen Schlüssel darstellen, um zu verstehen, was 2 Kor 12,9 mit den „Schwachen“ ausdrücken will?

Dr. Kerstin Schiffner, geb.1972, ist Studierendenpfarrerin der ESG Dortmund und lebt mit zwei Söhnen in Bochum. Sie ist Mitglied im Herausgabekreis der Bibel in gerechter Sprache.

Anmerkungen:
1 Die Mutter Jesu ist so in gewisser Weise auch ‚Erbin' Mirjams: Maria ist die lateinische Form des hebräischen Namens Mirjam. Über die Namensgleichheit hinaus gibt es eine ganze Reihe weiterer Bezüge; vgl. Schiffner 2008, 259-296.
2 2 Kor 12,9 ( BigS, Marlene Crüsemann)
3 Ex 2,4ff; 15,20f.; Num 12; 20,1; 26,59; Dtn 24,8f.; Mi 6,4; 1 Chr 5,29.
4 Die Aufteilung in einen längeren, von Mose geleiteten, und einen kurzen, von Mirjam angestimmten Teil ist irreführend; es ist davon auszugehen, dass das Ganze als gemeinsames Lied konzipiert ist.
5 Heidenreich nimmt damit Ex 15,20 beim Wort, wenn/weil dort nur eine Reaktion der Frauen beschrieben ist.
6 Angesprochen ist Israel als Gesamtgröße, daher das kollektive ,Du'.
7 Damit gehört Mirjam zu den wenigen biblischen Figuren, von denen überhaupt ein Grabmal überliefert ist.
8 Rapp 1998, 58.
9 In rabbinischen Texten wird Gott selbst als HeilerIn Mirjams benannt.
10 Die Hautkrankheit, an der Mirjam erkrankt ist, impliziert, dass auch nach ihrem Abheilen Spuren bleiben. Die Deutlichkeit, in der die Gütersloher Erzählbibel diese als Narben zeigt, ist Interpretation der Künstlerin.
11 Auch auf andere Art veranschaulicht die Illustration die Veränderung Mirjams, verglichen mit ihrem ‚Auftritt' am Schilfmeer: Sie ist eine reife, gestandene Frau (erkennbar neben dem in ihren Schleier eingearbeiteten Herbstlaub schon durch Haare und Geischtsausdruck). Mirjam steht mit ihrem ganzen Körper für die Befreiung aus Ägypten ein, auch in ihre Kleidung ist die Erinnerung an Gottes Rettungshandeln eingewbt (am rechten Ärmelsaum findet sich ein Abschnitt aus der ‚Selbstvorstellung' bzw. ‚-definition' Gottes aus Ex 20,2: Ich bin Gott, deine Gottheit, weil ich dich herausgeführt habe aus dem Land Ägypten).
12 Num 26,59; 1 Chr 5,29. Eine Genealogie (ähnlich: Stammbaum) stellt die Generationenfolge eines Familienverbandes dar, ausgehend häufig von wichtigen Einzelpersonen deren Vorfahren oder Nachkommen nennend.
13 Das hebräische Wort teba wird nur für den Korb des Mose und die Arche Noach(s) verwendet.
14 Vgl. die vorangehende Erzählung von den Hebammen, Ex 1,15ff.
15 Ex 2,4; von ferne beobachten auch die Frauen unter dem Kreuz …
16 Die nachbiblische jüdische Lektüre sieht Mirjam schon vor der Geburt des Mose als Prophetin aktiv sein: Ihr erscheint (im Traum?) ein Engel, der die Geburt des zukünftigen Retters Israels durch ihre Mutter ankündigt.
17 siehe Num 20
18 Folgende Erläuterung von Seiten der Leiterin kann dabei helfen: „Mirjam tanzt dem Volk voran, aus ihrer Trommel entspinnt sich die Notenlinie, die das ganze Volk gleichsam zu tragen scheint. … Sie als ganze Person verkörpert dieses Lied, in einer gewissen Form ‚ist' sie dieses Lied; die Notentöne, die in ihr Kleid eingewebt erscheinen, lassen das vermuten. Die Lebensfreude, die kraftvolle Zuversicht, die ihr Lied verströmt, wird durch die kräftigen Rottöne, in denen ihr Kleid gehalten ist, betont zum Ausdruck gebracht.“ (Klöpper/Schiffner 2005, 63).
19 Klöpper/Schiffner 2008, 104f.

Literatur
Irmtraud Fischer: Gender-faire Exegese. Gesammelte Beiträge zur Reflexion des Genderbias und seiner Auswirkungen in der Übersetzung und Auslegung von biblischen Texten, Exegese in unserer Zeit 14, Münster 2004
Diana Klöpper, Kerstin Schiffner: Gütersloher Erzählbibel. Mit Bildern von Juliana Heidenreich, Gütersloh 22008
Diana Klöpper, Kerstin Schiffner: Gütersloher Erzählbibel. Die Bilder. Beschreibungen – Deutungen – Praxis-Tipps, Gütersloh 2005
Ursula Rapp: Das Buch Numeri, in: Luise Schottroff, Marie-Theres Wacker (Hg.): Kompendium Feministische Bibelauslegung, Gütersloh 1998, 54-66
Ursula Rapp: Mirjam. Eine feministisch-rhetorische Lektüre der Mirjamtexte in der hebräischen Bibel, BZAW 317, Berlin/New York 2002
Kerstin Schiffner: Lukas liest Exodus. Eine Studie zur Aufnahme ersttestamentlicher Befreiunsgeschichte im lukanischen Werk als Schrift-Lektüre, BWANT 172, Stuttgart 2008

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