Alle Ausgaben / 2003 Editorial von Margot Papenheim

Wellness

Wohlsein für Körper, Geist und Seele

Von Margot Papenheim

„Wellness ist, wenn man im richtigen Bundesland aussteigt.“ Kein Scherz! Ich lerne die Definition durch einen Werbeaufdruck von Land und Tourismusverband Baden-Württemberg auf dem Faltblatt „Ihr Reiseführer“ im ICE 654 der Deutschen Bahn. Keine Frage, Wellness ist „in“. In aller Munde sowieso, aber auch – sonst ließe sich damit nicht so wirksam werben – in vieler Menschen Träume.

Was Wellness wirklich bedeutet – und warum sich Wellnessreisen heutzutage, zwischen Spaßgesellschaft und Alterspyramide, leichter als ein ganz normaler Urlaub verkaufen – hat Christa Tamara Kaul recherchiert.

Wellness steht für Wohlgefühl, Massagen für Körper und Seele, Muße, Sinnlichkeit und Entspannung pur. Wellness gefällig? Ja schon,… ! Ordentlich protestantisch erzogenen Menschen, Frauen zumal, sitzt das große Aber unweigerlich im Blut. Das Misstrauen, ob das denn wohl in Ordnung ist. Ob mir Zeit zu nehmen für mich selbst nicht doch bedeutet, dem lieben Gott die Zeit zu stehlen. Wir wissen, im Kopf, dass Nächstenliebe ohne Selbstliebe nicht geht. Aber es uns mit allen Sinnen erfahrbar gut gehen zu lassen, ohne dass das Gewissen Alarm schlägt, wäre das nicht doch zu viel des Guten? Mir etwas gönnen, wo doch heute alle nur noch an sich selbst denken? Die ABERS hatten wir auch sofort parat, als wir diese Arbeitshilfe planten. Und eben deshalb haben wir sie gemacht – prall voll mit verlockenden Angeboten zu Wellness für Körper, Geist und Seele.

„Alles ist nichtig.“ Wem fiele dieser Satz nicht sofort zum Stichwort Kohelet ein? Ulrike Rogatzki ist in einer Bibelarbeit dem anderen Prediger nachgegangen. Dem, der zugleich wusste: Iss in Freuden dein Brot, guten Herzens trinke deinen Wein, denn längst hat Gott dein Tun begnadet. Wasser, Öl und wohlriechende Salben sind keine Erfindungen der Wellness-Industrie. Schon im Neuen Testament spielen sie, daran erinnert die Bibelarbeit von Ilona Eisner, eine wichtige Rolle: im Zusammenhang mit Fasten! Neu sind auch nicht die gängigen Techniken, um Wohlbehagen hervorzurufen: Ingrid Hampel aus Braunschweig, Ilse Berlin und Otti Börke aus Rostock bzw. Schwerin erinnern, wie frau das damals anno 65 in West und Ost machte – lange bevor der Begriff „Wellness“ gefunden war.

Lasst euch mit Gott versöhnen, mahnen die Kirchen. Wohl wahr, dass wir Versöhnung brauchen, dass unsere von Kriegen, von Hunger und Elend zerrissene Welt Versöhnung braucht. Wahr ist aber auch, dass wir uns mit Gott verwöhnen lassen dürfen. Dazu lädt Ulrike Metternich ein – mit einer Andacht, die unsere Lust am Leben kitzelt. Bausteine für eine Andacht, mit der wir unseren Seelen Erquickung gönnen, hat Ulrike Johanns zusammengestellt. Als Flughafenpfarrerin weiß sie, wie wichtig Unterbrechungen der alltäglichen Betriebsamkeit sind, wie gut es tut, innezuhalten und neue Kraft zu schöpfen.

Zeitstress und Hektik sind Wohlgefühl-Killer ersten Grades. „Enthetzt euch!“ setzt Martha Vahrenkamp ihnen entgegen und plädiert für eine Lebenszeit im Rhythmus der Seele. Den immergleichen, erschöpfenden Ablauf der Tage mitten in der Woche bewusst zu unterbrechen, Spiritualität in den Alltag zu holen, empfiehlt Monika Matthias. Eine Spiritualität, die nicht vergisst, dass Menschen eine Einheit aus Leib und Seele sind. An dieses Wissen knüpfen auch die Wellness-Wochenenden für Frauen im Frauenwerk Hannover an, deren Ablauf Maren-Elisabeth Rehse-Köppe zur Nachahmung empfiehlt. Regelmäßig „hin und weg“ reisen Frauen auf Einladung des Nordelbischen Frauenwerks. Die zum Programm gehörenden Gesundheitsreisen, so Gerhildt Calies, sind Wellnessreisen – und doch wieder ganz anders. Vor allem Gesundheit im Blick haben natürlich auch die Kuren des Müttergenesungswerkes, zu denen Ilona Eisner kurz die wichtigsten Informationen zusammengestellt hat. Aber auch daheim Bleibende können es sich gut gehen lassen: die Frauenhilfe in Budberg hat es ausprobiert, und Hanna Sauter-Diesing hat notiert, wie wenig es für einen gelungen Grillnachmittag in der Frauengruppe braucht, wenn frau sich entschließt, sich ausnahmsweise mal bedienen zu lassen.

Lesen Sie diese und die kommenden Ausgaben der Arbeitshilfe mit Genuss – ob im „richtigen“ Bundesland Baden-Württemberg oder anderswo. Hauptsache, Sie gönnen sich was…

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