Ausgabe 1 / 2015 Bibelarbeit von Klara Butting

Wer nicht niederfällt und huldigt

Bibelarbeit zu Daniel 3

Von Klara Butting


Geldverkehr wird in vielen Texten der hebräischen Bibel vorausgesetzt. Seine Verbreitung wird durch die Entwicklung des Staates und eines Beamtenapparates gefördert, durch Steuern und Bauprojekte, durch die Bezahlung von Söldnern (Ri 9,4) oder Handwerkern (2 Kön 12,12ff), durch den Ankauf von Militärgut (1 Kön 10,26ff) und besonders durch die Tributleistungen, die von den Besatzungsmächten eingefordert wurden (2 Kön 12,19; 14,14).1

Die Ausbreitung der Geldwirtschaft und Entwicklung einer Geldökonomie hatte tief greifende Auswirkungen auf alle Lebensbereiche und führte unter der hellenistischen Vorherrschaft im Mittelmeerraum und Orient ab Mitte des 4. Jahrhunderts zu einer neuen Wirtschaftsordnung. „Zum ersten Mal in der Geschichte regierte das Geld die Welt.“2 Im Buch Daniel wird diese neue Welt in einer Erzählung beschrieben. Der babylonische König Nebukadnezzar, der 586 v. Chr. Jerusalem zerstört und seine Bevölkerung ins Exil deportiert hat, ist eine der Hauptfiguren dieser Erzählung. Für die jüdische Gemeinde ist er eine Symbolgestalt für die Allmacht der orientalischen Könige. Mit Hilfe dieses alten symbolträchtigen ­Namens reflektiert die Erzählung die Macht der gegenwärtigen hellenistischen Könige:

1König Nebukadnezzar ließ eine goldene Statue anfertigen, 60 Ellen hoch und 6 Ellen breit. Er ließ sie in der Ebene von Dura in der Provinz Babel aufstellen.
2König Nebukadnezzar sandte aus, um Satrapen, Vorsteher und Statthalter, Räte, Schatzmeister, Rechtsgelehrte, Ordnungskräfte und alle Beamten der Provinzen zu versammeln, damit sie zur Einweihung der Statue kämen, die König Nebukadnezzar aufstellen ließ.
3Da versammelten sich die Satrapen, Vorsteher und Statthalter, Räte, Schatzmeister, Rechtsgelehrten, Ordnungskräfte und alle Beamten der Provinzen zur Einweihung der Statue, die König Nebukadnezzar aufstellen ließ, vor der Statue, die König Nebukadnezzar aufstellen ließ.
4Der Herold rief laut: „Völker, Nationen und Sprachgemeinschaften!
5Wenn ihr Horn, Rohrpfeife, Kithara, Sambyke, Psalterion, Sackpfeife und alle Arten Musik erklingen hört, seid ihr aufgefordert, niederzufallen und der goldenen Statue zu huldigen, die König Nebukadnezzar hat aufstellen lassen!
6Wer nicht niederfällt und huldigt, wird unverzüglich in einen brennenden Feuerofen geworfen!“
7Als nun der Augenblick kam, da alle Völker Horn, Rohrpfeife, Kithara, Sambyke, Psalterion und alle Arten Musik erklingen hörten, fielen alle Völker, Nationen und Sprachgemeinschaften nieder und huldigten der goldenen Statue, die König Nebukadnezzar hatte aufstellen lassen. Dan 3,1-73


Erzählte Geldtheorie

Zur Ideologie des alten orientalischen Königtums gehörte die Vergottung des Königs. Doch davon erzählt Daniel nicht. Nicht sich selbst lässt dieser Großkönig verehren, sondern das Gold. Er macht nicht sich selbst zum Gott, sondern das Geld. Die Erzählung ist geprägt von der geradezu grotesken Wiederholung, dass Nebukadnezzar ein Goldbild aufstellen lässt; sechs Mal hören wir davon in den ersten sieben Versen. Anhand eines Goldbildes schildert das Danielbuch eine Geldtheorie: Von sich aus hat Geld keinen Herrschaftsanspruch und keine Herrschernatur. Die Herrschaft des Geldes ist menschengemacht. Aristoteles (384?–?322 v. Chr) hat diese Erkenntnis in Worte gefasst: „Als eine Art austauschbarer Stellvertreter des Bedarfs ist das Geld geschaffen worden, auf Grund gegenseitiger Übereinkunft. Und es trägt den Namen ‚Geld' (nomisma), weil es sein Dasein nicht der Natur verdankt, sondern weil man es als geltend gesetzt (nomos) hat.“  (Nikomachische Ethik 1133a4) Geld ist ein Maß, eine Recheneinheit, die Gemeinschaft ermöglicht, insofern sie Austausch ermöglicht. Dieses Maß hat keine Grundlage in der Natur der Produkte. „Was im Geld ‚gemessen' wird, ist die relative soziale Beziehung von Bedarfsmengen. (…) Sein Gelten (beruht) auf einer sozialen Übereinkunft.“5


Herrschaft des Geldes

Weil Geld ein Werkzeug menschlicher Gemeinschaft ist, kann es auch durch Menschen pervertiert werden. Aristoteles beschreibt diese Pervertierung als „Erwerbskunst“. Ökonomie ist in seinen Augen Hauswirtschaft, d.h. die Kunst, ein Haus oder einen Staat gut zu organisieren und zu führen. Das Maß sind die Bedürfnisse, die versorgt wer­den müssen. Geld hat beim Warentausch und der Beschaffung von Gütern eine untergeordnete, dienende Funktion. Dem gegenüber geht es der Erwerbskunst darum, „wie und mit welchen Mitteln man beim Umsatz möglichst viel Gewinn machen könne“ (1257 b6). Grenzenlosigkeit charakterisiert die Erwerbskunst, die die Veränderung des Mittelmeerraums und Orients prägt und unter hellenistischer Vorherrschaft das gesamte Leben erfasst. „Bei Gebrauchsgegenständen, in deren Besitz sich bis dahin Reichtum ausdrückt, gibt es natürliche Obergrenzen, jenseits derer Vermehrung keinen Sinn mehr hat. Geld dagegen ist wegen des abstrakten Werts, den es verkörpert, seinem Wesen nach grenzenlos.“7 Grenzenlos ist deshalb auch die Machtausdehnung. Die ganze Erde wird zum Markt. Auch abgelegene Gebiete wie die Provinz Juda werden in internationale Handelsbeziehungen integriert. Großplantagen produzieren Luxusgüter für den Außenhandel. Eine Elite profitiert, während die Masse der Menschen die bisher schlimmste Form der Fremdherrschaft erlebt. Der jüdische Gelehrte, den wir unter dem Namen Kohelet kennen, beschreibt die Umwälzung aller Lebensbeziehungen, die mit der Geldökonomie einhergeht, mit dem Satz: „Wer das Geld liebt, wird am Geld nicht satt.“ (Koh 5,9)

Daniel zeigt diesen grenzenlosen Expan­sionsdrang der Geldwirtschaft durch den gebotenen Aufmarsch aller Völker. „Alle Völker, Nationen und Sprachgemeinschaften“ werden für den Herrschaftsbereich des Geldes in Anspruch genommen. Der Großkönig stellt alle politische und militärische Gewalt in den Dienst der neuen Weltwirtschaftsordnung. Der ganze Staatsapparat wird mobilisiert, alle Funktionäre des Staates werden verpflichtet, die neue Geldökonomie zu fördern. Die Erzählung reflektiert die politische Realität. Denn tatsächlich setzen die hellenistischen Herrscher die Geldwirtschaft mit politischer und militärischer Gewalt durch. Sie plündern die Tempel der unterworfenen Völker und verwandeln Schätze in Zahlungsmittel. Sie prägen Gold-, Silber- und Kupfermünzen. Sie prägen das „Weltgeld“. An der Spitze der Verwaltung stehen ab jetzt neben den Militärexperten die Finanzfach­leute.


Anbetung des Geldes

Die imperiale Politik gipfelt in einem Kultgeschehen. Unterschiedlichste Musikinstrumente werden eingesetzt, ihre mehrfache Wiederholung im Lauf der Erzählung versetzt die Hörerinnen und Hörer in ein liturgisches Geschehen (vgl. Ps 150). Alle Kultur gerät in die Gefangenschaft der Spiritualität des Geldes und wird dafür instrumentalisiert, ein neues Lebensgefühl zu erzeugen. Und alle gehen in die Knie. Die Unterwerfung unter das Geld wird von jedem und jeder individuell vollzogen. Die Herrschaft des Geldes wird totalitär, weil sich alle verneigen – das heißt: sich gesellschaftliche Interaktionen nur noch über Geld vermittelt vorstellen können.

Diese Pointe macht Daniels Erzählung aktuell und provozierend. Denn, so der Wirtschaftswissenschaftler Karl-Heinz Brodbeck, Geld ist eine Denkform. Der globale Zwang, nur durch Geld und Marktzutritt überleben zu können, wird zur Glaubenssache: zum Glauben, nur mit Geld überleben zu können. „Diese Herrschaft des Geldes diktiert allen Lebensbereichen ihr Gesetz: Wer leben will, muss zuerst an Geld kommen“.8 Die Menschen werden gezwungen, „jeder erstrebt Bedürfnisbefriedigung eine abstrakte Kalkulation in der Geldeinheit voranzustellen. (.) Das Geld wird als ­Kategorie Teil der menschlichen Seele – nicht als fremde Überwältigung, sondern als inneres Streben der Marktteilnehmer selbst, die alltäglich in Geld ihre Handlungen und Bedürfnisse kalku­lieren.“9 „Rechnet sich das für mich?“ wird zur Grundfrage des menschlichen Lebens. Daniels Erzählung, in der die Durchsetzung der Geldherrschaft zugleich ein Kultgeschehen ist, deckt auf, was verborgen bleibt, wo alle davon ausgehen, dass Geld die selbstverständliche Voraussetzung für die Teilnahme am gemeinschaftlichen Leben ist. Geld hat nur Wert, weil so viele auf den Märkten an diesen Wert glauben, indem sie in Geld rechnen und so das hervorbringen, wovor sie sich verneigen. „Die Menschen setzen wechselseitig die Bedingungen, die sie insgesamt als globalen Sachzwang erleben.“10


Widerstandsrecht

Durch die Geldwirtschaft verschärfen sich die sozialen Gegensätze, die das Gemeinwesen Israels von seinen Anfängen an bedrohten. Stets standen die kleinen Betriebe, die nur das Lebensnotwendige erwirtschaften, unter Druck. Jahre mit einem mäßigen Ernteertrag gab es schon immer mal. Da trotzdem Steuern und Tributleistungen gefordert waren, mussten sich die Subsistenzwirtschaften bei den reichen Betrieben verschulden – das Thema Verschuldung und Schuldsklaverei begleitete Israel durch seine Geschichte. Mit der Geldwirtschaft wächst die Lukrativität von Großplantagen und Außenhandel. Die Gier nach Land nimmt zu, und die Schuldenpolitik der Gläubiger wird noch rigider. Mit mordender Gewalt werden die Menschen von ihrem Land vertrieben (vgl. Ps 10). Neben mächtigen Familien und riesigem Großgrundbesitz entsteht Massenelend.

Widerstand gegen diese zerstörerischen Akkumulationsprozesse, die mit der Geldwirtschaft ungeahnte Blüten treiben, ist ein zentrales Thema der biblischen Literatur. Die prophetische Kritik attackiert Menschen, die „Haus an Haus reihen und Feld an Feld rücken“, bis sie allein als freie Grundbesitzer/innen im Lande übrig geblieben sind (Jes 5,8). Im Kontext dieser sozialen Konflikte entstehen die Gesetzessammlungen, die in den fünf Büchern Mose, der Tora, überliefert werden. Akkumulation zu verhindern, ist eines ihrer zentralen Anliegen. Die gebotene Sabbatruhe wird das Zeichen einer Wirtschaftsordnung, die den Lebensinteressen der Gemeinschaft dient. Dazu gehört eine Ackerbrache alle sieben Jahre (Ex 23,10f), das so genannte Sabbatjahr, das später zu einem Schuldenerlass und der Freilassung von Sklavinnen und Sklaven alle sieben Jahre erweitert wird (Dtn 15). Im „Jobeljahr“ alle 50 Jahre ist eine umfassende Landreform, die Rückerstattung von Grundbesitz vorgesehen (Lev 25). Zu dieser Sabbatordnung gehört auch das Zinsverbot in allen drei Rechtssammlungen (Ex 22,24; Dtn 23,20f; Lev 25,36f), das die Sabbatordnung in Richtung Geldwirtschaft auslegt:

35Wenn dein Mitmensch verarmt und seine Hand neben dir zu zittern beginnt, sollst du ihn unterstützen – sei er fremd oder mit Gastrecht, damit er mit dir leben kann.
36Du sollst von ihm weder Zins noch Zuschlag nehmen. Du sollst deiner Gottheit Ehrfurcht erweisen, so dass dein Mitmensch mit dir leben kann.
37Dein Geld sollst du ihm nicht gegen Zins leihen, noch deine Nahrung mit Zuschlag geben.
38Ich bin die Ewige, euer Gott, der ich euch aus Ägypten herausgeführt habe, um euch das Land Kanaan zu geben, um euer Gott zu sein. Lev 25,35-38

Das Zinsverbot ist ein Merkmal des freien gesellschaftlichen Zusammenlebens, das uns die Bibel mit der Erzählung von Befreiung aus der Sklaverei vor Augen stellt. Es bietet Lebensorientierung für alle, die sich dem biblischen Gott verbinden (vgl. Ps 15,5; Ez 18). Es findet sich auch im Koran:

Diejenigen, die Zinsen nehmen, werden dereinst nicht anders dastehen als wie einer, der vom Satan erfasst und geschlagen ist, so dass er sich nicht mehr aufrechterhalten kann. Dies wird ihre Strafe dafür sein, dass sie sagen: „Kaufgeschäft und Zinsleihe sind ein und dasselbe“. Aber Gott hat nun einmal das Kaufgeschäft erlaubt und die Zinsleihe verboten.
Sure 2,276

Ruhen zu können, miteinander lernen und feiern ist nach der biblischen Sabbatordnung ein Menschenrecht, nicht das Privileg einer Klasse von Reichen. Bereicherung ohne Arbeit wird deshalb verworfen. Im Zinsverbot spricht sich die Lebensordnung aus, die den biblischen Erzählungen zugrunde liegt: Gott gehört die Erde. Sie soll Lebensort sein für alle Kreatur, nicht Privatbesitz weniger (vgl. Lev 25,23). Deshalb ist der Reichtum, den die Erde hervorbringt, nicht Privateigentum. Wer Geld übrig hat, soll es in die Gemeinschaft investieren, ohne einen Preis zu fordern. Das Zinsverbot konkretisiert die Einsicht, dass wir in Gemeinschaft leben und abhängig sind vom Ergehen unserer Mitmenschen und unserer übrigen Mit-Kreatur. Nicht Reichtum, den ich mir privat aneigne, lässt das Leben gelingen, sondern mein Leben ist abhängig vom Gelingen des Gemeinwesens. Nicht auf Gewinn einzelner zielt deshalb das Wirtschaften, sondern auf den Segen aller.


Strategien des Widerstands

Die politische Durchsetzung des Zinsverbots ist für die jüdischen Protagonisten der Daniel-Erzählung in weite Ferne gerückt. Doch trotz politischer Ohnmacht bleibt jede und jeder einzelne verantwortlich für das Kommen einer anderen Wirtschaftsordnung. Das Danielbuch erzählt, dass drei jüdische Männer – Schadrasch, Meschach und Abed-Nego – vor dem Geld nicht in die Knie gehen. Im Beamtenapparat des Großkönigs bekleiden sie eine führende Position, leben also integriert in die herrschenden Verhältnisse. Doch ihre Weigerung setzt ein, als sie glauben sollen, dass das Geld im Zentrum des Lebens steht. Sie werden denunziert und angeklagt, ihnen wird die Todesstrafe im brennenden Feuerofen angedroht, sollten sie ihr Verhalten nicht ändern. Ihre Antwort auf diese Drohung lautet:

16Wir haben es nicht nötig, dir ein Wort zu antworten.
17Da, unsere Gottheit, die wir verehren, vermag uns aus dem brennenden Feuerofen retten – und sie wird uns aus deiner Hand, König, retten.
18Und wenn nicht, in jedem Fall sollst du, König, wissen, dass wir deinen Gott nicht verehren werden und der goldenen Statue, die du hast aufstellen lassen, nicht huldigen werden. Dan 3,16-18

Die drei halten daran fest, dass eine andere Welt möglich ist. Dafür steht die biblische Gottheit, davon zeugt die biblische Sabbatordnung, davon erzählen alle Mütter und Väter im Glauben. Allerdings – das zeigt die Einschränkung und wenn er nicht retten wird – liegt die konkrete Gestalt dieser Lebensperspektive angesichts der globalen Herrschaft des Geldes verborgen. Zunächst gewinnt die andere Welt nur durch das Bekenntnis und die Verweigerung der drei Männer Raum. König Nebukadnezzar selbst muss dieses Raumgreifende einer neuen Weltordnung bezeugen. Nachdem er die Männer in den Feuerofen geworfen hat, wundert er sich:

24Er sagte zu seinen Räten: „Haben wir nicht drei Männer mitten ins Feuer geworfen, in Fesseln?“ Sie antworteten und sagten zum König: „Ja, König.“
25Er entgegnete und sagte: „Da! ich sehe vier Männer im Feuerofen umhergehen, ungefesselt und unverletzt, und so wie der vierte aussieht, hat der die Gestalt eines Gotteskindes.“ Dan 3,24f

Die Gestalt eines Gotteskindes leuchtet auf in der Gemeinschaft der drei Widerständler. Der König sieht in den dreien, die sich vor dem Geld nicht neigen, die wahre Bestimmung aller Menschen – so deute ich diese vierte Gestalt, die in Erscheinung tritt. Sie ist Erinnerung und Symbol, dass die Menschen in Gottes Gestalt geschaffen wurden und als Bild Gottes diese Erde in einen Lebensort für alle Kreatur verwandeln sollen (Gen 1,26-28). Es ist diese Bestimmung der Menschheit, die angesichts des Goldbildes im Widerstand der drei nicht verloren geht und der Menschheit bewahrt bleibt.11 Neben dem Bild aus Gold, das der König errichtet hat, steht diese Gestalt eines Gotteskindes und bestreitet, dass das Goldbild Bild und Spiegel göttlicher und menschlicher Natur ist. Der Mensch ist nicht von Natur aus der homo oeconomicus, der bei allem zuerst nach dem eigenen Nutzen fragt. Gott ist nicht der stumme Lenker, der die Einzelegoismen auf wundersame Weise zu einem funktionierenden Ganzen zusammen fügt. Mit Gewalt kann die Geldwirtschaft die Märkte und Menschen erobern, aber der Glaube, dass aller Treue und Liebe, allen menschlichen Beziehungen Kalkül zu Grunde liegt, deformiert nicht die Seelen aller. Mit der Verweigerung von Schadrasch, Meschach und Abed-Nego wird sichtbar: Die Menschen können auch anders. Sie müssen es nur wollen und tun.


Bibelarbeit in der Gruppe

Kopiervorlagen für AbonnentInnen unter www.ahzw-online.de / Service zum Herunterladen vorbereitet

Hinführung
Anfang der Bibelarbeit (bis Beginn Bibel­text) vorlesen

Daniel 3,1-7
– gemeinsam lesen
– Austausch: Was fällt uns spontan auf?
– Text gliedern: Was passiert hier eigentlich? Erzählung in 3-4 knappen Sätzen oder Zwischenüberschriften zusammenfassen; diese Sätze auf Kärtchen notieren und in die Mitte legen
– Austausch: Vor wem oder was sollen die Menschen „niederknien“?
– Abschnitte „Erzählte Geldtheorie“ bis „Widerstandsrecht“ erarbeiten: abschnittweise (vor-) lesen und dann jeweils in kurzem Austausch Fragen klären; in Murmelgruppen besprechen und in zwei bis drei Sätzen die wichtigsten Aussagen mit eigenen Worten zusammenfassen; Zusammentragen dieser Aussagen im Plenum
– Was ist für mich der wichtigste Gedanke bisher, den ich mitnehmen will?
Nachdenken in Stille und Aufschreiben eines persönlichen „Merksatzes“; Zusammentragen der Merksätze ohne Kommentierung oder Diskussion

Strategien des Widerstands
– ersten Abschnitt des Absatzes vorlesen
– Daniel 3,16-18 gemeinsam lesen: Was genau halten die drei Männer dem König und seinem Ansinnen entgegen?
– VV. 24f gemeinsam lesen: Wie beschreibt der König die Männer im Feuerofen? Was hat es mit dem vierten Mann auf sich?
– Impuls: Ungefesselt und unverletzt, „in Gestalt eines Gotteskindes“ umhergehen dürfen und sollen auch wir heute. Die drei im Feuerofen sagen uns: Auch wenn es „brandgefährlich“ ist – wir müssen uns der Vergöttlichung des Geldes nicht beugen, nicht vor seiner Gewalt in die Knie gehen.
– Austausch: Was könnte diese Botschaft für uns konkret bedeuten?

Abschluss
Die Teilnehmer/innen reichen einander die Hände. Die Anleiterin spricht den

Segen:
Segne uns, Ewige.
Lass Deine Gestalt in unserer
Gemeinschaft leuchten,
dass wir ein Segen werden
füreinander
und für diese Erde.
Amen.

Lied: Wohl denen, die da wandeln
(EG 295,1+4) oder Vertraut den neuen Wegen (EG 395)


Prof. Dr. Klara Butting leitet das Zentrum für biblische Spiritualität und gesellschaftliche Verantwortung an der Woltersburger Mühle in Uelzen. Sie ist Mitherausgeberin der Jungen Kirche und apl. Professorin an der Universität Bochum.
– mehr unter: www.jungekirche.de
und www.woltersburgermuehle.de


Anmerkungen
1)
Michael Ernst, Peter Arzt-Grabner, Thomas ­Naumann: Geld / Geldwirtschaft, in: Sozialgeschicht­liches Wörterbuch zur Bibel, Gütersloh 2009, 191-196.
2) Ton Veerkamp: Die Welt anders. Politische Geschichte der Großen Erzählung, Berlin 2012, 179.
3) Diese und alle folgenden Schriftstellen übersetzt in Anlehnung an die Bibel in gerechter Sprache.
4) Zitiert nach Karl-Heinz Brodbeck: Die Herrschaft des Geldes. Geschichte und Systematik, zweite Auflage, Darmstadt 2012, 422.
5) Brodbeck, ebd., 425.
6) Zitiert nach Veerkamp, ebd., 173.
7) Rainer Kessler: Sozialgeschichte des alten Israel. Eine Einführung, Darmstadt 2006, 177.
8) Brodbeck, ebd., 935.
9) Brodbeck, ebd., 896f.
10) Brodbeck, ebd., 873.
11) Ton Veerkamp: Autonomie und Egalität. Ökonomie, Politik und Ideologie in der Schrift, Berlin 1993, 250.

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