Alle Ausgaben / 2016 Editorial von Andrea Blome

Wie schmeckt’s?

Von Andrea Blome

Die Frage nach ihrem Lieblingsessen hat Margot Papenheim nicht direkt beantwortet. „Je nachdem, wie mir gerade ist …“ Zu feierlichen Anlässen könne das Saltimbocca sein, zu Karfreitag isst die gebürtige Westfälin traditionell Struwen (für Nicht-Westfälinnen: süße in der Pfanne gebackene Hefeplätzchen mit Rosinen) und am Heiligabend Heringssalat – wie früher zu Hause, wo die ganze Familie bei der Zubereitung der großen Schüssel beteiligt war.

Dass ich Margot Papenheim hier zitieren darf und sie nicht selbst von ihren Geschmackserlebnissen erzählt, das hat einen einfachen Grund: In dieser und der nächsten Ausgabe vertrete ich sie als Redakteurin. Margot Papenheim widmet sich aktuell intensiv der Kampagne für den anderen Organspende-Ausweis der EFiD. Im kommenden Jahr ist sie an dieser Stelle dann wieder wie gewohnt zu sehen und zu lesen.

Also darf ich Sie mit diesem Sommerheft mitnehmen in die Welt des Schmeckens. Was mir am besten schmeckt? Ich mag Sauerkraut wie meine Mutter es macht. Ich koche Milchreis, wenn jemand in der Familie Trost braucht. Und eine Hühnersuppe, sobald sich auch nur der Hauch einer Infektion ankündigt. Essen hat bei mir viel mit Erinnerungen und auch mit Ritualen zu tun. Wenn ich am frühen Abend durch die Stadt fahre und es nach Bratkartoffeln riecht, dann fühle ich mich irgendwie zuhause.
Schmecken, das ist viel mehr als nur Essen. Es ist Kochen und Abschmecken. Mit neuen Zutaten experimentieren. Zusammen am Küchentisch sitzen, Tischgespräche. Erinnerungen an Gerichte der Kindheit, an Mahlzeiten, die schön oder Geschmäcker, die weniger schön waren.

Was Margot Papenheim und ich gemeinsam haben, das ist übrigens unsere westfälische Herkunft. Uns sagt man nach, dass wir alles essen und da nicht wählerisch sind. „Stimmt überhaupt nicht“, sagt Margot Papenheim. „Die Westfalen sind nur so erzogen: Alles schmeckt und alles wird gegessen.“ Und wie zum Beweis antwortet sie auf meine Lieblingsgerichte-Aufzählung, zu der der Milchreis als Trostessen gehört, „Bääääh!“

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