Frei für Neues werden. Mehr Gutes und Schönes erleben. Sich lebendiger und erfüllter fühlen. Darum soll es hier gehen. Ein guter Weg dahin ist es, sich von unnötigem Ballast zu befreien.
Viele Gegenstände, mit denen wir uns tagtäglich umgeben, verbinden wir mit schönen und bereichernden Erinnerungen. Für den einen kann das eine Muschel sein, die an einen wunderschönen Urlaub erinnert. Für den anderen ein Gruppenfoto, das das Glücksgefühl am Tag der bestandenen Prüfung wieder lebendig werden lässt. Diese Gegenstände immer wieder anzuschauen, gibt Kraft und Energie.
Aber vieles, was wir offen herumstehen haben oder auch in Schränken und Kellern lagert, ist reiner Ballast. Alles, was uns an belastende Erlebnisse erinnert. Dinge, die immer wieder einen kleinen oder auch größeren Stich versetzen. Gegenstände, bei denen man einen Kloß im Magen hat oder sich irgendwie unwohl fühlt, wenn man an sie denkt oder sie sieht. Diese Gegenstände loszulassen und aus unserem Umfeld zu entfernen, hilft uns, Platz für Neues zu schaffen.
Häufig sind mit solchen Gegenständen Erinnerungen an Erlebnisse oder Menschen verbunden, an die man am liebsten gar nicht mehr denken würde. Das kann alles Mögliche sein: Geschenke von Menschen, die einem sehr weh getan haben, Briefe oder Bilder, die einen an konfliktreiche Beziehungen erinnern.Trennt man sich von diesen Dingen, kann das ungemein befreiend wirken, als ob einem eine Last abgenommen würde. Dennoch fällt es vielen Menschen gar nicht so leicht, ungeliebte Erinnerungsgegenstände loszulassen.
Manchmal liegt das daran, dass wir jedes Mal, wenn wir etwas aussortieren oder entsorgen, ein Risiko eingehen. Nämlich, dass diese Entscheidung negative Folgen haben könnte. Viele Menschen befürchten, sich irgendwann zu ärgern, weil sie etwas weggegeben haben. Oder sie befürchten, dass irgendetwas Unangenehmes passieren könnte, wenn sie etwas aussortieren würden. Sie zum Beispiel jemanden damit ärgern oder enttäuschen könnten. Manchmal hat man so etwas auch schon erlebt und möchte vermeiden, dass es einem wieder geschieht.
Es ist dann so, als würden diese Befürchtungen wie ein Damoklesschwert über einem schweben. Man denkt zum Beispiel: „Was wäre, wenn ich es doch bereue?“ Oder man fragt sich: „Was ist, wenn ich damit jemanden verletze oder ihn enttäusche?“ Um mit so einer Bedrohung auf gute Weise umgehen zu können, braucht es zwei Dinge: Mut und Vertrauen. Damit meine ich den Mut, ein Risiko einzugehen. Und das Vertrauen in sich selbst, mit den möglichen negativen Folgen einer Entscheidung klarzukommen.
Es braucht Mut, die alten Liebesbriefe, die einen nur immer wieder schmerzen, dem Aktenvernichter anzuvertrauen. Und das Vertrauen darin, auch mit späterer Reue umgehen zu können.
Es braucht Mut, die Klamotten, in die man schon seit fünf Jahren nicht mehr passt, endlich in die Kleidersammlung zu geben, und Vertrauen, dass man damit klarkommt, wenn man doch irgendwann die 10 Kilo wieder abnimmt und die alten Jeans und T-Shirts dann doch gerne wiederhätte.
Es lohnt sich, das Risiko einzugehen, weil sich nur so Ballast loswerden lässt. Denn dieser macht uns das Leben häufig unnötig schwer. Meist halten uns Gegenstände, mit denen negative Gefühle verbunden sind, davon ab, unser Leben schöner und glücklicher zu leben. Wie bei einem Heißluftballon hält uns der Ballast oftmals am Boden, wenn wir vielleicht lieber in andere Höhen aufsteigen würden.
Wenn man durch die alten Briefe immer wieder an eine schreckliche Trennung erinnert wird, fällt es vielen schwer, sich auf etwas Neues einzulassen. Klar ist es sinnvoll, sich Zeit zu nehmen, die frühere Beziehung zu verarbeiten und zu trauern. Ebenso wie alte Liebesbriefe häufig ein wertvoller Schatz sein können, die nicht in den Abfall gehören. Wenn sie allerdings nur Schmerzen hervorrufen und Belastung sind, ist der Aktenvernichter manchmal der beste Ort für solche Erinnerungen.
Es ist dann ähnlich wie bei diesem Bild:
Ein Tänzer muss erst seine Bühne fegen, bevor er anfangen kann zu tanzen.
Denn sich von Dingen zu befreien, gibt Raum für Neues. Raum zum Denken, für Kreativität, für Möglichkeiten und zum Träumen.
Wie kannst du nun deine ganz persönliche Bühne fegen? Oder deinen Heißluftballon von Ballast befreien? Um leichter zu entscheiden, ob etwas aus guten Gründen aussortiert oder entsorgt werden kann, stellt man sich am besten einige Fragen. So lassen sich Antworten finden, die einen sicher machen, eine wohl überlegte Entscheidung zu treffen.
Frage dich also:
– Ist dieser Gegenstand schön?
– Benutze ich ihn regelmäßig (wenn auch selten)?
– Gibt er mir auf irgendeine Weise ein gutes Gefühl?
Alle Sachen, bei denen du eine dieser Fragen bejahst, kannst du behalten. Mit ziemlicher Sicherheit wirst du durch diese Gegenstände nicht negativ belastet.
Vielleicht kannst du aber auch keine der Fragen mit „Ja“ beantworten. Dann versuche es einmal mit folgenden Fragen:
– Woran würde ich merken, dass diese Sache mir fehlt?
– Könnte ich diesen Gegenstand ersetzen, wenn ich ihn irgendwann doch einmal brauche?
– Wenn er mir irgendwann fehlen würde, was würde schlimmstenfalls passieren? Könnte ich dafür eine Lösung finden? Würde ich damit zurechtkommen?
So kannst du dir klarer machen, wie hoch das Risiko für eine Fehlentscheidung wirklich ist. Und inwiefern das Risiko es wert ist, eingegangen zu werden.
Außerdem hilft es, wenn du dir bewusst machst, wie dein Leben mit weniger Ballast aussähe. Weil du dann dem möglichen Risiko deinen Gewinn gegenüberstellst. Wenn wir mal in dem Bild von vorhin bleiben. Frage dich, wie du auf einer aufgeräumten Bühne tanzen würdest.
Konkret kann das so aussehen:
– Was würde ich gewinnen, wenn ich diesen Gegenstand weggeben würde?
– In welchen Situationen würde ich mich unbelasteter, freier und unbeschwerter fühlen?
– Welche negativen Auswirkungen würden wegfallen, wenn ich diese Sache nicht mehr ständig sehen müsste?
– Würde ich mich in irgendeiner Weise wohler, befreiter, erleichtert fühlen ohne diesen Gegenstand?
Wenn du dir beim Aussortieren diese Fragen möglichst ehrlich beantwortest, triffst du fundierte Entscheidungen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass du eine dieser Entscheidungen wieder bereuen wirst. Und wenn doch, wirst du damit ganz sicher klarkommen. Und das Wichtigste: Du tanzt auf deiner aufgeräumten und sauber gefegten Bühne so manchen Tanz, den du mit einer Menge mehr Ballast so nicht genießen könntest. Du schaffst Raum für Neues in deinem Leben.
Nicole Alps arbeitet als Kurs-Entwicklerin, Redakteurin und Coach in Lüneburg bei „Zeit zu leben“, einem Online-Magazin für Persönlichkeitsentwicklung. Nach einem abgebrochenen Theologiestudium arbeitete sie 12 Jahre lang als Buchhändlerin. Anschließend studierte sie Bildungswissenschaften und machte ihren Bachelor-Abschluss. Seit ihrer Teilnahme an einer vom Deutschen Coaching Verband e.V. (DCV) zertifizierten Ausbildung zum systemischen Coach begleitet sie Menschen im Coaching auf ihrem Entwicklungsweg.
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