Im Weltrisikobericht steht Vanuatu an erster Stelle: Kein anderes Land ist so bedroht von Naturkatastrophen wie diese 83 Inseln im Südpazifik. Die Frauen von Vanuatu leben mit Wirbelstürmen, steigendem Meeresspiegel, Erdbeben und Vulkanausbrüchen – ohne an deren zunehmender Verschlimmerung im mindestens Schuld zu haben. Auch unser Titelbild von Juliette Pita zeigt eine Frau in höchster Not während des Wirbelsturms PAM, der 90 Prozent der Infrastruktur auf Vanuatu zerstörte. Ausgerechnet im Corona-Jahr muten sie uns die Frage zu: Worauf bauen wir? Was können wir von Ihnen lernen? Wie geht Überleben auf Vanuatu?
Im Gottesdienst erzählen diese Frauen von der Vielfalt auf Vanuatu: Jede Insel und jedes Dorf hatte früher ein eigenes Oberhaupt und eine eigene Regierungsform, eigene Götter und eine eigene Sprache. Tatsächlich ist Vanuatu bis heute das Land mit der größten Sprachendichte: Nur knapp 300.000 Menschen sprechen über hundert verschiedene Sprachen. Vielfalt bietet viele Ressourcen, um auf unterschiedlichste Weise mit einer Krise umzugehen, wo Einheitssysteme sich schwerfällig zeigen. Auch für den WGT gilt: Unterschiedliche Alternativen und Ideen ermöglichen uns kreative Lösungen. Und wenn eine nicht funktioniert, gibt es immer noch eine andere. Das ist auch die Stärke unserer Basisbewegung. Ich bin diese Wochen immer wieder fasziniert, was Frauen alles einfällt, um trotz allem und mit allem Gottesdienste anzubieten. In Vanuatu kann man es an jeder Ecke sehen: Die Welt ist bunt.
Vorsorge ist eine wichtige Strategie. Frauen auf Vanuatu haben schon vor langer Zeit das Desaster-Food entwickelt, also Notfallpakete mit haltbaren Lebensmitteln, die sie sicher vergraben und auf die sie jederzeit zurückgreifen können. Sie sorgen vor, ohne sich von der Gefahr permanent bestimmen zu lassen. Denn Vertrauen ist ihr Fundament. Gerade wenn unser Leben bedroht ist, helfen uns Misstrauen und Angst nicht weiter. Wo die Not groß ist, muss die Hoffnung in den Himmel wachsen. Vertrauen in die anderen, denen es genauso geht wie mir, ist das wichtigste Krisenkapital. Dieses Vertrauen – das natürlich auch manches Mal enttäuscht wird, lässt sich leichter leben im festen Glauben an Gott: Auf Gott steht und gründet Vanuatu: „In Gott bestehen wir“ – so steht es auf dem Wappen Vanuatus. Darauf bauen wir.
Weltgebetstag am 5.3.2021 aus Vanuatu
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Weltgebetstag der Frauen,
Deutenbacher Str. 1, 90547 Stein
Dr. Irene Tokarski ist Theologin und Journalistin, arbeitete 20 Jahre in der kirchlichen und staat- lichen Entwicklungszusammenarbeit in Bolivien, seit 2016 theologische Referentin und Geschäfts- führerin des Weltgebetstags der Frauen – Deutsches Komitee e.V.
