Umweltschonende Fahrzeuge haben einen bislang in Deutschland beispiellosen Erfolgskurs eingeschlagen. Was noch bis vor zehn Jahren unumkehrbarer Trend zu sein schien, hat sich heute in das Gegenteil gewandelt: Statt immer größerer Autos mit immer mehr PS und Energiebedarf bestimmen heute smarte Pkws mit weniger Masse, weniger Leistung und weniger Verbrauch das deutsche Straßenbild. Nahezu 70 Prozent aller Fahrzeuge in Deutschland stellen kleinere Typen mit durchschnittlich 30 PS und einem Verbrauch von drei Litern Diesel auf 100 Kilometern, weitere 20 Prozent sind mittlere Typen mit 40 PS und vier Litern Verbrauch und nur noch zehn Prozent größere mit 50 PS und fünf Litern.
Vorangegangen war diesem bemerkenswerten Fortschritt ein in der Geschichte bislang einmaliger Ansehensverlust der großen Autokonzerne bei Kunden wie Anlegern:
Die Kunden hatten immer weniger daran geglaubt, dass die Autoindustrie die ökologische Innovationsträgerin ist, wie sie es jahrelang behauptet hatte; bei den Anlegern war die Reputation gesunken, weil immer deutlicher wurde, dass global agierende Unternehmen, die für den Weltmarkt keine verbrauchsarmen Pkws anbieten, auf Dauer keinen Erfolg haben.
Vor diesem Hintergrund startete eine ausgeprägte Innovationsoffensive, die im Jahr 2015 ihren Höhepunkt erreichte. Mit der bereits bis dahin erreichten Technik im Fahrzeug- und Motorenbau und weiteren Verbesserungen konnte sukzessive die gesamte Autoflotte so umgerüstet werden, dass Energieverbrauch und Emissionen mit dem Jahr 2021 im Zehnjahresvergleich nahezu halbiert wurden. Die seit 2011 massiven staatlichen Maßnahmen wie die Einführung des Tempolimits und der CO2-basierten Kfz- Steuer taten ein Übriges: Tempo 120 auf deutschen Autobahnen brachte vergangenes Jahr mehr als zwei Millionen Tonnen CO2 weniger und lässt zudem 250 PS heute ziemlich unsinnig erscheinen. Insofern kommt der gestrige Kabinettsbeschluss kaum überraschend, wonach Pkws zukünftig baubedingt nicht schneller als 120 km/h fahren dürfen.
Auch die Werbung hat ihren Anteil am Durchbruch der umweltschonenden Autos: Setzten die Spots noch vor zehn Jahren auf Power und größere Autos, so zelebrieren heute „Small ist beautiful“- Kampagnen den cleveren Kleinwagen, der nur das an Energie verbraucht, was er wirklich benötigt. „Meine persönliche Mobilität sehe ich in keiner Weise eingeschränkt“, sagt Autofahrerin Clara S., 37, „im Gegenteil: Ich konnte mir meinen 0.5er BMW sogar einfacher leisten, fühlte mich beim Kauf gut und schaffe immer noch problemlos die Autobahnhöchstgeschwindigkeit. Am Ende brauche ich ihn auch immer weniger, weil inzwischen ja nahezu in allen Städten Deutschlands diese öffentlich verfügbaren MobiCars zur Verfügung stehen.“
aus:
Zukunftsfähiges Deutschland
Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie
Frankfurt/M. 2008
© BUND
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