Ausgabe 1 / 2019 Artikel von Torsten Sternberg

WAS BLEIBT, und NICHT(S) VERGESSEN

Zwei Angebote zur Vorbereitung auf die letzte Lebensphase

Von Torsten Sternberg

„Endlich habe ich einen Weg gefunden, mit meinem Mann ins Gespräch zu kommen. Der hat bisher immer einen Bogen um diese Themen gemacht.“ Das ist eine von vielen dankbaren Rückmeldungen, die uns auf die Zusendung von Vorsorgeordner und –broschüre erreichen.

NICHT(S) VERGESSEN und WAS BLEIBT. war ursprünglich eine badische Idee. Mittlerweile ist daraus eine Initiative von elf Landeskirchen und ihren diakonischen Werken geworden, die gemeinsam 74 Prozent, also immerhin 15,5 Millionen Protestant*innen in Deutschland repräsentieren.

WAS BLEIBT. wurde 2012 gestartet. Es greift die Themen „Weitergeben, Schenken, Stiften und Vererben“ in einer dem kirchlichen Kontext angemessenen sensiblen Form auf. Mit einfühlsamen Texten und einer emotional berührenden Bildsprache gelingt es der Broschüre, Menschen über die Tabuthemen Geld und Sterben sowie Erben und Vererben ins Nachdenken und miteinander ins Gespräch zu bringen.

WAS BLEIBT. setzt bei einem menschlichen Grundbedürfnis an: dem Wunsch etwas Bleibendes zu hinterlassen. In dem Punkt hinter „Was bleibt“ steckt eine wichtige und tröstliche Botschaft. Denn es ist nicht nur die Frage: „Was wird von mir bleiben, wenn ich nicht mehr bin?“, sondern auch der Zuspruch: „Es bleibt etwas von dir, weil die Aussicht auf das ewige Leben eine der Grundhoffnungen des christlichen Glaubens ist.“

Das zentrale Bildmotiv ist das Schatzkästchen. Dieses Bild eröffnet leichte Zugänge zu den Fragen des Weitergebens und Vererbens: „Was würden Sie in Ihr Schatzkästchen legen?“ Eine Wanderausstellung, die Gemeinden, kirchliche Dienste und diakonische Einrichtungen anfordern können, macht das zusätzlich „begreifbar“. Auf Anregung des Zentrums für Seelsorge und in Zusammenarbeit mit ihm kam 2016 die Vorsorgebroschüre dazu:

NICHT(S) VERGESSEN. Gut vorbereitet für die letzte Reise. Dieses Kommunikationskonzept ist thematisch viel breiter aufgestellt, die Bandbreite reicht von der Patient*innenvorsorge über Betreuungsfragen bis hin zu Bestattungsformen. Aber auch hier ist das Ziel, nicht nur zu informieren, sondern das Gespräch zu eröffnen: zunächst in Familien und Freund*innenkreisen und dann vielleicht auch mit Pfarrerinnen und Pfarrern und anderen Menschen aus der Kirchengemeinde.

Die Rückmeldungen sind überwältigend positiv. Die Bestellenden erleben Kirche hier als hilfreich für die Bewältigung der Lebensfragen, die sie bewegen. Aus dem Kreis von Psycholog*innen, Hospizmitarbeitenden, Lehrer*innen von Altenpflegeschulen und anderen Fachleuten kommt höchste Anerkennung.

NICHT(S) VERGESSEN. Meine persönlichen Unterlagen – Der Vorsorgeordner hilft, strukturiert an die Vorsorgefragen heranzugehen. „Ich danke Ihnen ganz herzlich für das tolle Material! Da haben Sie wirklich eine wunderbare Arbeit für ein grundlegendes und sehr sensibles Thema geleistet. Es fühlt sich sehr gut an, wesentliche Dinge geregelt zu wissen“, schrieb eine jüngere Frau.

was-bleibt.de und nichtsvergessen.de  – Über diese beiden Internetseiten können Interessierte die jeweiligen landeskirchlichen Ansprechpersonen finden. Broschüren und Vorsorgeordner können dort auch direkt bestellt werden.

Um Aktivitäten vor Ort anzuregen, gibt es zu WAS BLEIBT. und NICHT(S) VERGESSEN Schulungsangebote mit Anregungen zur Entwicklung von Begleitveranstaltungen, thematischen Gottesdiensten und anderen Angeboten.

Durch die Landeskirchen übergreifende Zusammenarbeit ist es möglich, trotz begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen weitere Angebote zu machen: ein jährlicher Infobrief WAS BLEIBT. etwa oder ein telefonisches Beratungsangebot zu Erbschaftsfragen. Zurzeit erarbeitet ein Expert*innenteam ein Downloadangebot: ein Dokument, das Einführungen und Formulare zu allen Vorsorgefragen enthält und auf unterschiedliche Lebensverhältnisse angepasst werden kann.

NICHT(S) VERGESSEN und WAS BLEIBT. sind umfassende Kommunikationskonzepte, deren Komponenten eng miteinander verzahnt sind. Man kann einzelne Elemente wie das Motto „Was bleibt.“, die Idee der Ausstellung oder den Vorsorgeordner herausgreifen. Aber erst in der Gesamtschau wird die Verbindung aus hoher interner Akzeptanz und großer Dankbarkeit der Ratsuchenden für die entgegengebrachte Offenheit und wertschätzende Haltung sichtbar.

Die Botschaft ist: Kirche und Diakonie sind dort, wo die Menschen Begleitung suchen. Bei den Lebensthemen, die bedacht und behutsam angegangen werden wollen. Bei einer der drängendsten gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre. Zugleich wird damit das kirchlich-diakonische Profil auf dem „Vorsorgemarkt“ geschärft.

WAS BLEIBT. und NICHT(S) VERGESSEN bringen christliche Werte überzeugend in die säkulare Gesellschaft ein und machen ein adressat*innenorientiertes Dienstleistungsangebot. Auch für Menschen, die eher anlassbezogen Kontakt zur Kirche suchen.

Dr. Torsten Sternberg ist Pfarrer und hat als Leiter der Servicestelle Fundraising, Engagementförderung und Beziehungspflege der Evangelischen Landeskirche in Baden die Vorsorgeprojekte „Was bleibt.“ Und „Nicht(s) vergessen“ initiiert.

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